Speichelzusammensetzung ist geschlechtsabhängig

sp/pm
Zahnmedizin
Eine Studie hat Unterschiede in der biochemischen Zusammensetzung des
Speichels bei gesunden jungen Erwachsenen festgestellt: Merkmale wie Flussrate, Proteingehalt und pH-Wert hängen auch vom Geschlecht ab.

Grundlagen:Speichel hat viele Funktionen, die für die Mundgesundheit von entscheidender Bedeutung sind: Er leitet die Verdauung  von Kohlenhydraten ein, wirkt Zahnerosion und -abrasion durch Remineralisation des Zahnschmelzes entgegen, stabilisiert den oralen pH-Wert und erschwert die Ansiedlung von pathogenen Bakterien und damit die Bildung von Plaque.

Über die genaue optimale Zusammensetzung des Speichels besteht jedoch wissenschaftlich immer noch Unklarheit. So ist bekannt, dass Alters- und Geschlechtsunterschiede sich auf die Zusammensetzungebenso auswirken wie körperliche Aktivität, Tageszeit, Mundhygiene und die Einnahme von Medikamenten.

Methode:Um detaillierte Informationen über die normale Zusammensetzung zu erfassen, wurden in dieser Untersuchung Speichelproben von gesunden jungen Erwachsenen analysiert und neben Flussrate, pH-Wert, Pufferkapazität und Gesamtproteingehalt die zehn häufigsten Enzyme beziehungsweise Proteine darin quantifiziert. Mithilfe der Daten sollte eine detaillierte Beschreibung der Verteilung der einzelnen Bestandteile sowie der individuellen Unterschiede - auch geschlechtsspezifisch - erfolgen.

Die Analyse erfolgte als Querschnittsstudie innerhalb einer größeren niederländischen Untersuchung des oralen Ökosystems (Top Institute Food and Nutrition project: ‘Estimating the boundaries for a healthy oral ecosystem in young individuals’).

Untersucht wurden nicht-rauchende Studenten der Universität Amsterdam im Alter von 18 bis 32 Jahren, die nachweislich keine Parodontitis hatten, keine sonstigen oralen Erkrankungen und Infektionen aufwiesen  und keine  Medikamente einnahmen, wie zum Beispiel Antibiotika oder ähnlich. Der Probandenpool fasste 266 Studenten (148 männlich/118 weiblich) mit einem Durchschnittsalter von 22,6 Jahren. Die Probanden gaben vormittags über fünf Minuten hinweg alle 30 Sekunden Speichelproben ab. Aus der abgegebenen Menge wurde die Flussrate bestimmt, anschließend pH-Wert und Pufferkapazität ermittelt.

Untersuchung:Um Proteolyse oder Aggregatbildung zu vermeiden, wurden die Proben nach den ersten Analysen zügig homogenisiert, zentrifugiert, verdünnt und bei -80°C gelagert.

Anschließend erfolgten Konzentrationsbestimmungen des Gesamtproteingehalts sowie der Proteine Mucin, Albumin, Lactoferrin, IgA und Cystatin S. Weiter wurden die enzymatischen Aktivitäten von Amylase, Chitinase, Lysozym und die für das pathogene Bakterium Porphyromonas gingivalis spezifische Proteaseaktivität sowie die Gesamtproteaseaktivität ermittelt.

Ergebnisse:Geschlechtsspezifische Unterschiede fanden sich für eine Vielzahl der Parameter: Speichelflussrate, Gesamtproteingehalt, pH, Pufferkapazität, Mucin 5B, sekretorisches IgA und Chitinaseaktivität fielen bei Frauen geringer aus als bei Männern, während Mucin 7 und Lysozymaktivität höher waren. Eine für das eine Parodontitis auslösende Bakterium Porphyromonas gingivalis verbundene spezifische Proteaseaktivität konnte in keiner der Proben nachgewiesen werden.

Clusteranalysen ergaben eine Gruppe von 22 Personen, die durch einen niedrigen pH-Wert und geringe Pufferkapazität des Speichels sowie hoher Lysozymaktivität und hohem Mucingehalt charakterisiert wurden.

Der Rest der Population (91,7 Prozent) bildete einen großen Cluster, in dem sich drei Untergruppen schwach abzeichneten:

Die erste Untergruppe wies einen durchschnittlichen pH-Wert, hohe Pufferkapazität sowie hohe Amylase- und Lysozymaktivitäten auf.

Die zweite Untergruppe wurde durch einen durchschnittlichen pH-Wert, eine durchschnittliche Pufferkapazität und eine geringe Speichelflussrate charakterisiert.

In der dritten Untergruppe fanden sich Probanden mit einem hohem pH-Wert, hoher Pufferkapazität, geringer Speichelflussrate und niedrigem Gesamtproteingehalt.

Fazit:Die Untersuchungsergebnisse zeigten deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Auch wurde ermittelt, dass einige typische Cluster von vergesellschaftet vorkommenden Merkmalen auftreten können.

Prodan A1, Brand HS, Ligtenberg AJ, Imangaliyev S, Tsivtsivadze E, van der Weijden F, Crielaard W, Keijser BJ, Veerman EC, in: Eur J Oral Sci. 2015 Jun;123(3):149-57.doi: 10.1111/eos.12182

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