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Studie: Haben Frauen eine geringere Dentalerosion?

sp/IME
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Genetische Polymorphismen beeinflussen möglicherweise die Formation des Zahnschmelzes und wirken sich dadurch auf die individuelle Anfälligkeit für Dentalerosion aus. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von norwegischen und amerikanischen Wissenschaftlern. Frauen scheinen laut Studie weniger errosionsanfällig zu sein.

In dieser im European Journal of Oral Science veröffentlichten Studie wurden drei genetische Varianten identifiziert, die einen Zusammenhang mit dem Verlust von Zahnhartsubstanz zeigten: Diese waren Amelogenin X-linked (AMELX), Tuftelin 1 (TUFT1) und das Tuftelin-interagierende Protein 11 (TFIPI1).

Die Ergebnisse zeigten, dass Frauen weniger errosionsanfälliger zu sein scheinen, was für individuelle Prophylaxe-Maßnahmen von Bedeutung sein könnte.

Zielsetzung und Fragestellung der Untersuchung

Prinzipiell ist jeder Mensch gefährdet, der seine Zähne häufig Säuren aussetzt, wobei deren Ursprung exogen oder auch endogen sein kann. Dennoch scheint die Anfälligkeit für Dentalerosion individuell sehr unterschiedlich zu sein, beispielsweise erkranken Frauen generell seltener.

Unklar ist, ob dies an unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten und dem Lebensstil liegt, oder ob biologische Faktoren wie morphologische Unterschiede oder stärkere Kräfte beim Kauen eine Rolle spielen. Einige voran gegangene Studien deuten an, dass es eine genetische Komponente zu geben scheint.

Assoziationen zwischen dem Auftreten von Karies und genetischen Variationen der Gene für Amelogenin, Tuftelin und Enamelin wurden bereits beschrieben, und es so ist denkbar, dass sie auch Zusammenhänge mit der Dentalerosion zeigen.

Die Untersuchung

Für diese in vitro Untersuchungen wurden von unterschiedlichen Probanden 90 gesunde Prämolaren verwendet, die aus kieferorthopädischen Gründen extrahiert worden waren. Von den Probanden wurden zudem Speichelproben gesammelt, aus denen DNA Präpa-rationen angefertigt und auf 15 Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) hin untersucht wurden.

Die Prämolaren wurden jeweils mit einer Amalgamfüllung von 1 mm Durchmesser versehen, die für die Tests als Referenz dienten. Die einzelnen Schmelzproben wurden in Epoxidharz eingebettet und mit einem Weißlichtinterferometer zu Beginn und nach einem Säureangriff durch Inkubation in 300 ml einer 0,01 molaren Salzsäurelösung, der nach sechs Minuten durch Spülen mit Wasser gestoppt wurde, untersucht.

Durch Subtraktion des Bildes, das vor dem Säureangriff gemacht wurde, wurde ein Differenzbild generiert, das den aktuellen Verlust an Zahnschmelz zeigte. Proben, die einen überdurchschnittlichen Verlust an Zahnschmelz aufwiesen, wurden als besonders anfällig, und Proben mit unterdurchschnittlichem Verlust als wenig anfällig kategorisiert. Dazu wurden Allel- und Genotyp-Frequenzen in Beziehung gesetzt.

Die Ergebnisse

Der mittlere Verlust von Zahnschmelz bei allen Proben betrug 4,67 μm. Bei 37 Proben wurde einen überdurchschnittlich hohe und bei 53 Proben eine überdurchschnittlich niedrige Dentalerosion beobachtet. 52 Proben stammten von Frauen und 38 von Männern. Der Schmelzverlust bei den Pro-ben von Männern war mit durchschnittlich 5,12 μm signifikant höher als bei Frauen mit 4,34 μm (P = 0,047).

Wurden die Proben dem Grad der Dentalerosion nach in Tertile untergliedert und diese auf Zusammenhänge zu den Allel- und Genotypfrequenzen bestimmter SNPs gesetzt, so fanden sich signifikante Assoziationen zu Tuftelin 1 (TUFT1), rs4970957, dem Tuftelin-interacting protein 11 (TFIP11) rs 134136 und AMELX rs946252. Bei der Betrachtung von Quartilen wurden Beziehungen zu TFIP11 rs5997096, TFIP11 rs134136 und A-MELX rs946252 gefunden.

Wurden zusätzlich die Geschlechter bei der statistischen Analyse als Kovariablen berücksichtigt, so wurden bei der Betrachtung von Tertilen drei (rs4970957 G, rs7217186 C, rs5997096 C) und bei der Betrachtung von Quartilen acht Polymorphismen (rs4970957 G, rs7526319 T, rs3790506 A, rs4695075 T, rs34538475 T, rs3796704 A, rs7217186 C, rs5997096 C) identifiziert, die signifikante Zusammenhänge mit dem Grad der Dentalerosion zeigten. Haplotyp-Analysen zeigten ähnliche Trends.

Die in dieser Untersuchung betrachteten Gene sind an unterschiedlichen Stadien der Bildung von Zahnhartsubstanz während der Zahnentwicklung beteiligt. Genetische Variationen in diesen Genen könnten daher zu einem schlechteren Aufbau des Zahnschmelzes oder veränderten Mineralgehalten führen. Dadurch könnte die Anfälligkeit für eine Demineralisation durch Säuren verändert sein. Auch beginnt eine  Dentalerosion häufig an defekten Oberflächen, so dass Veränderungen im Schmelzaufbau eine größere Angriffsfläche bieten.

Quelle:

Uhlen MM1, Stenhagen KR2, Dizak PM3, Holme B4, Mulic A2, Tveit AB2, Vieira AR3; m.m.n.uhlen@odont.uio.noFaculty of Dentistry, Department of Cariology and Gerodontology, Institute of Clinical Dentistry, University of Oslo, Norway; 2Faculty of Dentistry, Department of Cariology and Gerodontology, Institute of Clinical Dentistry, University of Oslo, Norway; 3Center for Craniofacial and Dental Genetics, Department of Oral Biology, School of Dental Medicine, University of Pittsburgh, USA; 4SINTEF Materials and Chemistry, Oslo, Norway.Eur J Oral Sci. 2016 Oct;124(5):426-432. doi: 10.1111/eos.12297

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