Hirschfeld-Tiburtius-Preis für Ulmer Dissertation

Studium: Warum ausgerechnet Zahnmedizin?

ck/pm
ZahnmedizinStudium
Der Verband der ZahnÄrztinnen (VdZÄ-Dentista) hat Dr. Sandra Tanyeri, Doktorandin der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Ulm (UKU), für ihre Dissertation den Hirschfeld-Tiburtius-Preis 2020 verliehen. Sie hat untersucht, was Frauen und Männer motiviert, Zahnmedizin zu studieren.

Tanyeri, hat in ihrer Dissertation „Country and Gender differences in the motivation of dental students – an international comparison” die Motivation für Zahnmedizinstudium untersucht.

Was motiviert die Studierenden?

Durch den hohen Anteil von Frauen in der Zahnmedizin, sie stellen weit über 50 Prozent, ändert sich Tanyeri zufolge die Haltung zur Berufswahl und auch die Art der Ausübung. Sie ging in ihrer Dissertation der Frage nach, was Frauen und Männer motiviert, ein zahnmedizinisches Studium zu beginnen. Gibt die Motivation Hinweise darauf, für welche zahnmedizinische Richtung sich die Studierenden entscheiden und welche Art der Berufsausübung sie später bevorzugen? Gibt es dabei internationale Unterschiede?

Fast keine Unterschiede zwischen Deutschen, Türken und Finnen

„Ich habe bewusst Studierende in Ländern ausgewählt, die sich wirtschaftlich und kulturell unterscheiden, so fiel die Wahl auf Deutschland, die Türkei und Finnland“, berichtet Tanyeri. Insgesamt wurden 469 Studierende im Alter zwischen 21 und 25 Jahren befragt, 294 waren Frauen. So unterschiedlich die untersuchten Länder auch sind, die Ergebnisse sind überraschend einheitlich.

„Sozioökonomische Faktoren, eine ausgeglichene Work-Life-Balance, die klassische Rollenverteilung der Geschlechter und uneigennützige Handlungsmotive scheinen länderübergreifend eine essentielle Rolle bei der Motivation für den Berufswunsch zu spielen“, fasst Tanyeri die Ergebnisse zusammen. „Besonders überrascht hat mich, dass über 50 Prozent der Studierenden aus Eigenmotivation ihr Studium antreten und nicht in die Fußstapfen der Eltern treten.“ Die Ergebnisse ihrer Dissertation sind ihrer Ansicht nach so umfangreich und vielschichtig, dass die Arbeit als Pilotstudie zu sehen ist und weiterer Forschung bedarf.

Die Chirurgie ist für Zahnärztinnen eher uninteressant

„In Deutschland spezialisieren sich Zahnärztinnen eher auf Kinderzahnheilkunde, Endodontie, also Behandlungen im Zahninneren oder die Parodontologie, die sich mit dem Zahnhalteapparat befasst. Die chirurgische Zahnmedizin ist eher unterpräsentiert“, führt Prof. Dr. Margrit-Ann Geibel, Oberärztin der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am UKU, aus. Geibel hat Tanyeris Arbeit betreut. „Dieses Ungleichgewicht kann Folgen für die Patientenversorgung nach sich ziehen, vor allem was die chirurgische Grundversorgung anbelangt.“

Alle zwei Jahre zeichnet der VdZÄ-Dentista mit dem Hirschfeld-Tiburtius-Preis Arbeiten aus, die sich mit der Geschlechterverteilung in der Zahnmedizin und den damit einhergehenden Veränderungen befassen. In ihrer Dissertation geht Dr. Tanyeri der Fragestellung nach, ob es vor dem Hintergrund des steigenden Frauenanteils in der Zahnmedizin länderübergreifende Unterschiede bei der Motivation der Studierenden gibt.

"Es gibt kein geschlechterspezifisches Talent für die Chirurgie!"

Haslach SD, Aytepe Z, Kokkari A, Azrak B, Ehlers V, Herz MM, Jerg-Bretzke L, Geibel MA. Country and gender differences in the motivation of dental students-An international comparison. Eur J Dent Educ. 2018 Nov;22(4):e724-e729. doi: 10.1111/eje.12386. Epub 2018 Aug 3. PMID: 30076676.

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