Uni-Prämie bringt in der Zahnmedizin: nichts

mg
Zahnmedizin
Um die Zahl der Studienabbrecher zu reduzieren, sollen Hochschulen in NRW künftig eine Absolventenprämie bekommen. Vorteile für die Zahnmedizin bringt das nicht, sagt Prof. Ulrich Schlagenhauf - und erklärt warum.

Herr Prof. Ulrich Schlagenhauf, wie bewerten Sie eine solche Maßnahme der Politik?

Für den Bereich des Zahnmedizin- und des Medizinstudiums sehe ich weder eine Notwendigkeit noch einen Nutzen, die Häufigkeit des Studienabbruchs durch eine Absolventenprämie zu verringern. Es ist niemandem gedient, wenn finanzielle Anreize geschaffen werden, um Prüfungsanforderungen aufzuweichen und so die Zahl der Absolventen zu erhöhen. Wobei anzumerken ist, dass die Zahl der Studienabbrecher aufgrund wiederholten Nichtbestehens von Prüfungen in der Zahnheilkunde im Vergleich zu anderen Studienfächern ohnehin sehr gering ausfällt.

Welchen Einfluss hat die Maßnahme auf die Qualität der zahnmedizinischen Lehre?

Das Haupthindernis auf dem Weg zu einer Verbesserung der Qualität der zahnmedizinischen Ausbildung bildet das in der Kapazitätsverordnung fixierte Verhältnis zwischen der Anzahl der Studierenden und der Anzahl der an einer Ausbildungsstätte ausgewiesenen wissenschaftlichen/zahnärztlichen Mitarbeiter. Jede über solche Sondermittel zusätzlich finanzierte Ausbilderstelle würde daher nicht zu einer Intensivierung der Lehrbetreuung führen, sondern vielmehr aufgrund der Rechtslage nur die Aufnahmekapazität und damit die Anzahl der Studierenden an einem Standort erhöhen.

Was sind die häufigsten Gründe für einen Abbruch des Zahnmedizinstudiums?

Die Hauptkriterien für einen Abbruch des Zahnmedizinstudiums sind folgende:1. Wechsel in das eigentlich angestrebte Studium der Humanmedizin2. Abbruch des Zahnmedizinstudiums aufgrund mangelnder manueller Fähigkeiten3. persönliche Gründe, die mit dem Studienerfolg im Zahnmedizinstudium nicht direkt korreliert sind

Welche Entwicklung beobachten Sie bei der Zahl der Studienabbrecher im Bereich Zahnmedizin?

Am Standort Würzburg beobachten wir aktuell vermehrt Studienabbrecher der Zahnheilkunde, welche die Zahnmedizin nur als Sprungbrett für die Erlangung eines Medizinstudienplatzes nutzen, der bekanntermaßen einer noch strengeren Zulassungsbeschränkung unterliegt. Nach den aktuellen Zahlen unserer Universitätsverwaltung ist daher die Schwundquote im Bereich der zahnmedizinischen Vorklinik deutlich höher als im klinischen Studienabschnitt, in dem nur noch sehr wenige unserer Studentinnen und Studenten den erfolgreichen Abschluss des Studiums nicht erreichen.

Die Fragen stellte Marius Giessmann.

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