Psychische Erkrankungen

USA: Viele Zahnis wollen abbrechen

ck
Praxiszm-starter
In den USA ist es um die psychische Gesundheit vieler Zahnmedizinstudenten, Doktoranden und Assistenzzahnärzte schlecht bestellt. Die Pandemie hat die Lage noch verschärft: Etliche sind drauf und dran, Studium und Weiterbildung abzubrechen.

Forscher der University of Washington School of Dentistry verschickten an 355 Zahnmedizinstudierende, Doktoranden und Assistenzzahnärzte im August und September 2020 einen 83 Items umfassenden Fragebogen.

Angesprochen waren alle Auszubildenden der UW School of Dentistry, einschließlich Zahnmedizinstudierende (n = 268), Doktoranden (n = 15) und Postdocs (n = 72). Die Teilnahme war freiwillig, und es wurde kein Anreiz geboten. Die Rücklaufquote betrug 35,5 Prozent.

Die Umfrage umfasste Multiple-Choice-Fragen, Checklisten und offene Fragen zu der Absicht, das Studium aufzugeben, zur allgemeinen psychischen Gesundheit (Angst, Depression und Burn-out) sowie zu den Folgen der COVID-19-Pandemie. Bewertet wurden auch der Substanzkonsum, die Isolation von Gleichaltrigen, die Nutzung professioneller Hilfen, unbefriedigte Bedürfnisse (Lebensmittelversorgung und finanzielle Lage) und demografische Daten.

Fast 13 Prozent wollen abbrechen

Insgesamt sind 12,7 Prozent der Teilnehmer entschlossen, ihr Studium abzubrechen. Fast 70 Prozent der Befragten glauben, dass die Pandemie ihre psychische Gesundheit beeinträchtigt hat. Jeder Fünfte gab Symptome an, die auf eine generalisierte Angststörung hindeuten, und 17 Prozent nannten Symptome, die auf eine schwere Depression hindeuten. Knapp 30 Pozent berichteten über ein oder mehrere Burn-out-Symptome.

Obwohl die Prävalenz von Angstzuständen unter US-Zahnmedizinstudenten nicht untersucht wurde, liegen die internationalen Schätzungen für abnorme Angstzustände bei bis zu 67 Prozent. An einer US-amerikanischen zahnmedizinischen Fakultät berichteten 15 Prozent der Studierenden über schlechte Laune, an einer anderen 27,7 Prozent über Symptome, die auf eine schwere Depression hindeuten, was signifikant höher ist als die Prävalenz in der allgemeinen erwachsenen US-Bevölkerung.

Stressquellen: Prüfungen, Arbeitsbelastung, Schulden

Zu den Stressquellen gehören demnach Prüfungen, Noten, Arbeitsbelastung, Wettbewerb und Schulden. Finanzielle Unsicherheit, die Zugehörigkeit zu einer Minderheit und der Studienbeginn waren der Umfrage zufolge mit mittelschweren bis schweren depressiven Symptomen verbunden.

Bereits die Ergebnisse des 2019 von der American Dental Education Association durchgeführten Survey of Dental School Seniors zeigten ein weit verbreitetes Burn-out unter den Zahnmedizinstudierenden, das ein Gefühl der Erschöpfung, der emotionalen Auszehrung, der Überforderung und der Abkopplung von der Schule beinhaltet. Burn-out kann den Autoren zufolge zu schlechten akademischen Leistungen führen und den Entschluss begünstigen, das Studium aufzugeben.

Am besorgniserregendsten sei der Zusammenhang zwischen schlechter psychischer Gesundheit und Suizidgedanken: Studien weisen demzufolge auf eine 6-prozentige Prävalenz klinisch signifikanter Suizidgedanken unter Zahnmedizinstudierenden hin.

Die Pandemie verschärft die psychischen Probleme in den USA

Im Ergebnis hat die Pandemie die psychischen Probleme in den USA verschärft, insbesondere bei den 18- bis 24-Jährigen, der Altersgruppe, in die die meisten Auszubildenden in der Zahnmedizin (Zahnmedizinstudierende, Doktoranden und Postdocs) fallen.

Bei Probanden, die über Angstzustände oder Burn-out berichteten, war die Wahrscheinlichkeit somit auch signifikant höher, Studium und Weiterbildung abzubrechen, als bei denen, die keine psychischen Probleme angaben. Alle Teilnehmer, die berichteten, dass sich die COVID-19-Pandemie auf ihre psychische Gesundheit auswirkte, äußerten die Absicht zu gehen.

Das Studium alleine ist schon streng und intensiv

Studierende in der Zahnmedizin sind aufgrund der Strenge und Intensität der Ausbildung prädisponiert psychische Erkrankungen und den damit verbundenen Folgen. Die Pandemie könne diesen Effekt verstärken, bilanzieren die Autoren. Dieser Umstand trage höchstwahrscheinlich zusätzlich zu den Unsicherheiten in Bezug auf die akademische und klinische Ausbildung sowie die zukünftigen Beschäftigungs- und Einkommensaussichten bei.

Insgesamt war ein schlechter psychischer Gesundheitszustand unter den Befragten weit verbreitet, verbunden mit der Absicht, das Studium abzubrechen. Diese Situation hat die COVID-19-Pandemie möglicherweise noch verschlimmert. 

Ashley M. Kranz et al., 2020 trends in dental office visits during the COVID-19 pandemic, in JADA, Volume 152, ISSUE 7, P535-541.e1, July 01, 2021, Published online March 09, 2021, DOI: doi.org/10.1016/j.adaj.2021.02.016

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.