Covid-Heim-Studie der Charité

Viele Heimbewohner waren ohne Zahnarzt und Psychotherapeuten

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Gesellschaft
Während der ersten Pandemie-Welle durfte nur jeder zweite Zahnarzt seine Patienten im Heim behandeln. Knapp ein Drittel der Hausärzte und fast 40 Prozent der Psychotherapeuten hatten nur eingeschränkt Zutritt.

Von November 2020 bis Ende Februar 2021 führte das Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Berliner Charité eine Online-Befragung von Heimleitungen

Heimleitungen in ganz Deutschland durch und wertete Versicherungsdaten der AOK aus.

Die wichtigsten Ergebnisse von insgesamt 1.010 ausgefüllten Fragebögen der Heimleitungen im Detail: In jeder dritten stationären Altenpflegeeinrichtung unterlagen Hausarztbesuche (33,3 Prozent) und Besuche von Fachärzten für Geriatrie (32,5 Prozent) Einschränkungen. In mehr als jedem dritten Heim gab es Zugangsbeschränkungen für Fachärzte für Psychiatrie (38,5 Prozent) als auch für andere Facharztgruppen (40,8 Prozent).

Über 8 Prozent der Heime gewährten Zahnärzten gar Keinen Zugang

Für Zahnärzte galten in jedem zweiten Heim Zugangsbeschränkungen (50,7 Prozent), in 8,5 Prozent der Heime wurde ihnen der Zugang komplett verwehrt. Am meisten wurde der Zugang jedoch für Psychotherapeuten reglementiert. Zwei Drittel hatten Z

Prozent),

Prozent

Mehr als ein Drittel der Einrichtungen (34,3 Prozent) verhängten aus Angst vor Ansteckung auch für Palliativ-Care-Teams und Sterbebegleitungen Zugangsbeschränkungen und 2,6 Prozent sogar ein komplettes Zutrittsverbot.

Die Zahlen belegen: Die Zugangsbeschränkungen verursachten eine medizinische Unterversorgung bei vielen Heimbewohnern. Fast jedes fünfte Pflegeheim meldete einen Mangel an hausärztlichen und knapp jedes dritte an fachärztlichen Behandlungen.

Dieser Anteil erhöhte sich prozentual je mehr bestätigte COVID-Fälle in den Einrichtungen auftraten. So räumte jedes dritte Heim mit mehr als 20 Erkrankten - unter Bewohnern und Mitarbeitern - hausärztliche Versorgungsdefizite ein. In den Einrichtungen mit spürbarer fachärztlicher Unterversorgung stieg die Quote bei nur 11 bis 20 Infektionsfällen auf bis zu 42,1 Prozent an.

Das Pflegepersonal litt unter Angst und Stress

Wie aber wirkte sich die erste Welle auf die Beschäftigten aus? Alarmierend ist den Wissenschaftlern zufolge die Quote der Kräfte, die unter Stress, Depressionen und Angst litten. Bedenklich hohe Stress-Symptome zeigten 38 Prozent der Befragten. Fast 15 Prozent davon hatten schwere und 6,8 Prozent sogar sehr schwere Stress-Symptome. Über 40 Prozent hatten Symptome einer Depression. Unter Angst-Symptomen litten gut 36 Prozent.

Am meisten belastete das Pflegepersonal die Sorgen der Angehörigen während der strikten Besuchsregeln in den Heimen: 95 Prozent litten nach eigenen Angaben darunter. Fast ebenso viele gaben an, die Angst der Heimbewohner vor einer COVID-Infektion habe sie sehr belastet. Sorgen machten sie sich auch um deren Wohlergehen, die Umsetzung von Handlungsempfehlungen zum Infektionsschutz sowie über mögliche Infektionen bei Kollegen. Nicht zuletzt war der Mangel an Corona-Tests für die Befragten höchst belastend.

Die Covid-Heim-Studie der Berliner Charité startete im Juli 2020 und lief über zwei Jahre. Basis der Erhebung sind anonymisierte Abrechnungsdaten der AOK Kranken- und Pflegekassen über den Zeitraum Januar 2015 bis Juni 2021. Zusätzlich wurden Pflegepersonen und Heimleitungen sowie Pflegebedürftige befragt. Finanziert wurde die Befragung vom GKV-Spitzenverband.

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