Vom Umgang mit IGeL
"IGeL pauschal zu verdammen, wäre falsch", sagte Regina Feldmann, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), zum Auftakt der Diskussionsveranstaltung. Es sei nun einmal eine Tatsache, dass die Krankenkassen nicht alles bezahlen, was für einen Versicherten im Einzelfall durchaus sinnvoll sein kann.
Feldmann: "Zur Aufgabe eines Arztes gehört es, den Patienten auch über solche Leistungen zu informieren. Gleichzeitig sollte der Arzt dabei unbedingt gewisse Regeln beachten." Welche das sind, hätten Bundesärztekammer und KBV mit anderen Ärzteorganisationen in einer Broschüre zusammengestellt, die sich an Ärzte und Patienten gleichermaßen richte.
IGeL im Schafspelz
Die erste Diskussionsrunde mit dem Thema "Der IGeL im Schafspelz: Denken alle Ärzte nur ans Geld?“ leitete Dr. Wolfgang Wodarg mit einem Impulsreferat ein: Der Vorstand von Transparency International Deutschland kritisierte die Rahmenbedingungen, durch die Ärzte und Krankenkassen in eine Unternehmerlogik gezwungen würden.
Man rede immer mehr von Gesundheitswirtschaft. Das solidarische Gesundheitswesen sollte aber eigentlich anders funktionieren. Sobald die Patienten merkten, was da passiere, dann sei das Vertrauen weg. Wodarg zufolge würden die Ärzte in Zukunft behandelt wie Kaufleute. Auch dass Krankenkassen um Marktanteile kämpfen müssten, sei pervers.
Ärzte sind keine Ökonomisierer
KBV-Chef Dr. Andreas Köhler stellte klar: "Wir sind doch nicht die Ökonomisierer des Gesundheitswesens. Die Ärzteschaft hat das viele Jahre lang sehr heftig abgelehnt. Selbstzahlerleistungen einzuführen, war eine gesellschaftliche Diskussion und Entscheidung“, sagte Köhler. Es gebe aber Nachholbedarf dabei, wie Ärzte Selbstzahlerleistungen anbieten.
"Es kann nicht sein, dass Versicherten solche Leistungen aufgedrängt werden oder sie keine Rechnung bekommen. Wir wollen sie nicht überrumpeln. Deshalb haben wir gemeinsam mit der Bundesärztekammer eine Broschüre erarbeitet, die nächste Woche veröffentlicht wird und die jeder Arzt erhält. Das wollen wir ganz klar transparent machen“, sagte Köhler.
Patientenwohl versus Honorarerweiterung
Ingo Kailuweit, Vorstandsvorsitzender der KKH-Allianz, kritisierte, dass IGeL öfter wohlhabenden Versicherten angeboten würden. Offenbar gehe es oft nicht um die Leistung gegenüber dem Patienten, sondern um eine Honorarerweiterung. Er forderte die Ärzteschaft auf, die nicht medizinischen Leistungen einzugrenzen und sich auf eine breitere Aufklärung über IGeL einzulassen.
Nur zu sagen, dass manche IGeL sinnvoll seien, hieße, sich der Diskussion zu verwehren. Die Aufklärung könne auch nicht der einzelne Arzt in der Praxis allein übernehmen. Eine geforderte Bedenkzeit von 24 Stunden etwa, damit der Patient sich zu einer angebotenen IGeL entscheiden kann, sei gar nicht praktikabel, kritisierte Kailuweit.