Weniger Bürokratie, mehr Zeit für Patienten
Die Zahlen gehen aus dem dem Abschlussbericht des Projekts „Mehr Zeit für Behandlung“ des Nationalen Normenkontrollrats (NKR) hervor, der heute im Bundeskanzleramt in Berlin vorgestellt wurde. Er unterbreitet Vorschläge, um den bürokratischen Aufwand von Praxen zu senken.
Eine 14 Kilometer lange Reihe von Aktenordnern
„Zahnärzte sind keine Verwaltungsfachangestellten und ihre Mitarbeiter sind es auch nicht! Sie müssen schnell und umfassend von überflüssigen Verwaltungsvorgaben entlastet werden, um mehr Zeit für ihren eigentlichen Auftrag zu generieren - nämlich für die Behandlung ihrer Patienten“, stellte der stellvertretende KZBV-Vorsitzende Dr. Günther E. Buchholz klar.
So müsse beispielsweise jede der etwa 45.000 Zahnarztpraxen täglich einen Hygiene-Dokumentationsbogen ausfüllen. „Pro Jahr wird dadurch etwa so viel Papier beschrieben, dass eine 14 Kilometer lange Reihe von Aktenordnern entstehen würde.“
Die Schraube der Dokumentationspflichten zurückdrehen
BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Benz: „Das Projekt hat noch einmal mit Zahlen belegt: Rechnerisch ist in jeder Zahnarztpraxis eine Vollzeitkraft nahezu das ganze Jahr lang nur damit beschäftigt, Dokumentations- und Informationspflichten zu erfüllen."
Informationspflichten bestünden vor allem gegenüber Krankenkassen, Dokumentation falle unter anderem im Bereich Qualitätsmanagement und bei der Aufbereitung von Medizinprodukten an. Benz: "Hier gibt es Optimierungspotenzial. Mit unseren Abbauvorschlägen versuchen wir, diese Schraube ein wenig zurückzudrehen, ohne bei der Patientensicherheit Abstriche zu machen.“
Hintergrund des Projekts „Mehr Zeit für Behandlung“
An dem NKR-Projekt hatten unter anderem das Statistische Bundesamt (destatis) sowie die maßgeblichen Akteure der Selbstverwaltung auf Bundes- und Landesebene mitgearbeitet. Auch 555 Zahnärztinnen und Zahnärzte hatten die unabhängige und systematische Bestandsaufnahme von bürokratischen Reglementierungen im Praxisalltag unterstützt.
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse hat der NKR gemeinsam mit den Projektbeteiligten eine Reihe von konkreten Handlungsempfehlungen formuliert, um bürokratische Hürden in Zahnarzt- und Arztpraxen zu beseitigen. Dazu zählen die Vereinfachung der Dokumentation bei der Aufbereitung von Medizinprodukten oder die „Negativdokumentation“ von Hygienestandards. Im Fokus standen gesetzliche und untergesetzliche Regelungen im Bereich der Selbstverwaltung auf Bundesebene. Der Abschlussbericht des Projekts „Mehr Zeit für Behandlung - Vereinfachung von Verfahren und Prozessen in Arzt- und Zahnarztpraxen“ kannhierheruntergeladen werden.Hintergrund Nationaler NormenkontrollratDer im Jahr 2006 eingesetzte NKR ist ein unabhängiges Gremium zum Bürokratieabbau. Er soll für eine bessere Rechtsetzung sorgen und die Bundesregierung dabei unterstützen, Kosten zu senken, die durch Gesetze verursacht wurden.