Deutsche Stiftung Organtransplantation

Weniger Organspender als im Vorjahr

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GesellschaftNachrichten
Der Organmangel hat sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal weiter verschärft: Um 8,4 Prozent ist die Zahl der postmortalen Organspender in Deutschland im Zeit­raum von Januar bis Oktober dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen.

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) blickt mit großer Sorge auf die derzeitige Situation:

  • Bis Ende Oktober gab es bundesweit 710 Organspender in den rund 1200 Entnahmekrankenhäusern. Dies sind 65 weniger als im Vorjahreszeitraum.

  • Auch die Summe der entnommenen Organe, die für eine Transplantation an die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant gemeldet werden konnten, sank innerhalb eines Jahres von 2420 auf 2178.

  • Insgesamt konnten bisher 2293 Organe aus dem Eurotransplant-Verbund in Deutschland transplantiert werden, im Vergleichszeitraum 2021 waren es 2492.

Die anhaltendende Coronavirus-Pandemie und besonders hohe Inzidenzen zu Jahresbeginn hatten laut DSO zu einem deutlichen Rückgang der Organspenden geführt. Zum einen wurden SARS-CoV-2 positive Spender bis Ende Februar dieses Jahres von einer möglichen Spende ausgeschlossen. Zum anderen gab es gerade während der Omikronwelle hohe Personalausfälle in den Kliniken.

Corona-Pandemie verschärft Personalmangel und fehlende Intensivbetten

Aus Sicht der DSO wird die Realisierung möglicher Organspenden an verschiedenen Stellen ausgebremst. Die Pandemie belaste noch immer das gesamte Gesundheitssystem. Auch die gesetzlichen Initiativen zur Förderung der Organspende könnten dadurch nicht in dem Maße umgesetzt werden wie geplant. Hinzu komme der eklatante Personalmangel in vielen Kliniken. „Die Organspende ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die nicht nur intensivmedizinische Expertise, sondern auch Zeit und Ressourcen braucht“, betont Dr. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der DSO. Gerade für kleinere Häuser sei sie ein eher seltenes Ereignis und damit eine zusätzliche Herausforderung.

Entsprechende Hinweise zu den rückläufigen Organspenden liefert laut Rahmel auch eine aktuelle Umfrage unter 494 Transplantationsbeauftragten. Ihrer Einschätzung nach sind es vor allem der pflegerische und der ärztliche Personalmangel sowie die fehlende Kapazität an Intensivbetten, die im ersten Quartal 2022 zum Rückgang der Organspenden geführt haben. Auch frühzeitige Therapielimitierungen und Ablehnungen durch Angehörige werden als weitere Faktoren genannt. Infektionen potenzieller Organspender mit SARS-CoV-2 haben laut Umfrage hingegen eine viel geringere Relevanz.

„Eine Widerspruchsregelung würde den Gedanken an die Organspende selbstverständlich machen“

Mit Blick auf die rund 8.500 schwer kranken Patienten auf den Wartelisten bekräftigt Rahmel, es sei an der Zeit, über weitere Maßnahmen nachzudenken. „Andere Länder machen es uns vor. Alle dem Eurotransplant-Verbund angeschlossenen Mitgliedsstaaten haben inzwischen die Widerspruchsregelung eingeführt. Umfragen in der Bevölkerung bestätigen immer wieder eine hohe Bereitschaft zur Organspende. Eine Widerspruchsregelung würde den Gedanken an die Organspende innerhalb der Gesellschaft und in den Kliniken weiter fördern und selbstverständlich machen und so die Voraussetzungen für einen Kulturwandel bei der Organspende schaffen“, betont der Rahmel.

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