Internationale Task Force zu COVID-19

Wie man Pandemien verhindern kann

LL
Gesellschaft
Immer wieder werden RNA-Viren Pandemien auslösen können. Wie sich die Welt besser darauf vorbereitet, hat ein renommiertes internationales Forschungsteam untersucht.

Die Risikofaktoren, die einen „Spillover“ begünstigen, haben sich in den letzten Jahrzehnten durch die Lebensweisen der Menschen verstärkt – vor allem durch den engen menschlichen Kontakt zu möglichen Überträgern, warnen die Wissenschaftler in ihrer Arbeit. Die „Independent Task Force on COVID-19 and Other Pandemics“ ist aus einer „Lancet COVID-19 Commission“ hervorgegangen, die das Journal 2020 ins Leben gerufen hatte.

die Liste der gefährlichen Viren wird immer länger

So wird die Liste der Epidemie-verursachenden RNA-Viren länger, die von Tieren auf den Menschen übergehen (Spillover). Dazu zählen die Influenza-Viren, die in den Jahren 1918, 1957, 1968 und zuletzt 2009 weltweite Erkrankungswellen ausgelöst haben, aber auch HIV, das erstmals 1981 entdeckt wurde.

Außerdem gibt es drei neue Coronaviren (SARS-CoV, MERS-CoV und SARS-CoV-2) sowie das Marburg-, Lassa-, Ebola-, Sin Nombre-, Hendra-, Nipah- und Zika-Virus. Um eine neue Pandemie frühzeitig zu erkennen, wäre eine „Smart Surveillance“ not­wendig, die die Tiere und Personen durch Sequenzierung und Serologie auf verdächtige Erreger untersucht.

Die fünf wichtigsten Botschaften:

Tierische RNA-Viren, einschließlich Coronaviren, haben eine lange Geschichte der Überwindung von Artengrenzen zum Menschen.

Das Risiko von Pandemien steigt, wenn Menschen und Tiere in neuen Umgebungen eng miteinander interagieren, die durch Landnutzung und Klimawandel, Umweltzerstörung, Wildtierhandel, Bevölkerungswachstum und wirtschaftlichen Druck entstehen. Es gibt Hinweise darauf, dass die meisten neuen Zoonosen ihren Ursprung in Wildtieren oder Nutztieren haben. Eine wichtige Strategie sind Überwachungsprogramme, die Krankheitsausbrüche voraussagen und Strategien zur Risikominderung an der Quelle bieten.

Es deuten stark darauf hin, dass COVID-19 durch eine Übertragung von Fledermäusen auf tierische Zwischenwirte und dann auf Menschen im Rahmen des Wildtierhandels entstanden ist und zum ersten bekannten COVID-19-Cluster auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan, China, im Dezember 2019 führte. Die Task Force findet keine nachprüfbaren oder glaubwürdigen Beweise für die Möglichkeit, dass SARS-CoV-2 in einem Labor erzeugt oder aus einem Labor freigesetzt wurde.

Die Bemühungen, die COVID-19-Pandemie zu kontrollieren und darauf zu reagieren, wurden in vielen Ländern durch Politik, Fehlinformation und Desinformation sowie eine wachsende Anti-Wissenschafts-/Anti-Impf-Bewegung behindert.

 Die Bedeutung einer kritischen Bewertung des Potenzials einer zoonotischen Verbindung zu Wildtieren liegt darin, dass sie zu umsetzbaren, auf One Health ausgerichteten Änderungen in Politik und Praxis führt, die die Wahrscheinlichkeit ähnlicher Vorkommnisse in der Zukunft verringern können. Wichtig ist, dass dies nicht im Widerspruch zu den kontinuierlichen Bemühungen steht, die biologische Sicherheit im Labor und im Feld sowie die Biosicherheit zu verbessern.

Die Politik müsste die Haltung und den Han­del von risikobehafteten Tierarten verbieten. So sollte zum Beispiel die Vermischung von wild gefangenen und in Gefangenschaft gezüchteten Wildtieren untersagt und die Sicherheitsmaßnahmen auf Wildtierfarmen und -märkten sollten verbessert werden. Auch engere Kontrollen und Strafen bei Verstößen seien notwendig.

Haltung und Han­del von risiko-Tieren müssten verboten werden

Wildtierjäger sowie Landwirte, Transportunternehmen und Direkthändler sollte man regelmäßig auf eine Infektion mit neuen Viren überprüfen. Der Konsum von Wildtieren sollte insgesamt eingeschränkt werden. Aber auch eine Überwachung des weltweiten Haustierhandels wäre eine Maßnahme zur frühzeitigen Erkennung und möglichen Verhütung von Infektionsgeschehen durch Spillover.

Sicher ist, dass SARS-CoV, MERS-CoV und SARS-CoV-2 nicht die ersten pandemischen Coronaviren sind: Vier andere Coronaviren sind weltweit für heute harmlose Erkältungskrankheiten verantwortlich. Ob dies immer so war, ist unklar.

Keusch, G, T et al.: „Pandemic origins and a One Health approach to preparedness and prevention: Solutions based on SARS-CoV-2 and other RNA viruses“ in PNAS, October 10, 2022 119 (42) e2202871119https://doi.org/10.1073/pnas.2202871119

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