Wie Medienberichte krank machen
Das ergab eine Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter Dr. Michael Witthöft, die sich mit dem Phänomen der elektromagnetischen Hypersensitivität auseinandersetzte. Man spricht hierbei vom sogenannten Nocebo-Effekt. Der Name ist eine Anlehnung an den bekannteren Placebo-Effekt. Witthöft: "Allein die Erwartung einer Schädigung kann tatsächlich Schmerzen oder Beschwerden auslösen wie wir es umgekehrt im Bereich schmerzlindernder Wirkungen auch von Placebo-Effekten kennen."
Die Untersuchungen führte Witthöft zusammen mit G. James Rubin bei einem Aufenthalt am King’s College London durch. Insgesamt 147 Testpersonen wurde hier zunächst ein Fernsehbericht gezeigt. Ein Teil der Versuchsteilnehmer bekam einen Dokumentarfilm zu sehen, in dem teilweise drastisch über die Gesundheitsgefahren von Mobilfunk- und WLAN-Signalen berichtet wurde.
Keine Strahlung und trotzdem Symptome
Der andere Teil schaute sich einen Bericht über die Sicherheit von Internet- und Handy-Daten an. Im Anschluss wurden alle Probanden einem WLAN-Scheinsignal ausgesetzt. Obgleich tatsächlich überhaupt keine Strahlung vorhanden war, entwickelten einige Testpersonen die typischen Symptome. So berichteten 54 Prozent der Testpersonen über Beunruhigung und Beklemmung, Beeinträchtigung ihrer Konzentration oder Kribbeln in den Fingern, Armen, Beinen und Füßen.
Witthöft fordert aus diesen Erkenntnissen einen sensibleren Umgang der Medien mit Berichten über Gesundheitsrisiken abzuleiten. "Die Wissenschaft und die Medien müssen unbedingt stärker zusammenarbeiten und sich darum bemühen, dass Berichte beispielsweise über mögliche Gesundheitsrisiken neuer Technologien so wahrheitsgetreu wie möglich und nach bestem Wissensstand an die Öffentlichkeit gelangen“, folgert er aus den Ergebnissen der Studie.
Entdeckt wurde der Nocebo-Effekt übrigens in der Arzneimittelforschung. Patienten zeigten bei Medikamenten Nebenwirkungen, obwohl sie kein Medikament, sondern ein Placebo einnahmen.