Zahnspange verhindert Nickelallergie

dg
Zahnmedizin
Zahnspangen können die Entstehung einer Nickelallergie verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Bonner Studie. Das liegt wahrscheinlich am protolerogenen Charakter der lokalen Gewebszellen der Mundschleimhaut.

Zahnspangen lösen im Mundraum kaum Allergien aus, obwohl sie das - häufigste - Kontaktallergen Nickel enthalten. Das fand Dr. Lina Gölz, Funktionsoberärztin der Poliklinik für Kieferorthopädie und Leiterin einer Nachwuchsforschergruppe am Universitätsklinikum Bonn, heraus. Vielmehr gibt es Hinweise dafür, dass eine kieferorthopädische Behandlung sogar eine orale Hyposensibilisierung begünstigen könnte. Dafür kann der protolerogene Charakter der lokalen Gewebszellen der Mundschleimhaut mitverantwortlich sein, wie sie mithilfe von in vitro Studien belegte .

„Wir konnten nun erstmals zeigen, dass sich die lokalen Gewebszellen der Schleimhaut selbst - die Fibroblasten - ganz anders verhalten als die der äußeren Haut“, erklärte Gölz. So produzieren Hautzellen bei Kontakt mit Nickel Interleukin-1β das 20-fache Entzündungssignal als es die Mundschleimhautzellen unter identischen Bedingungen tun. Gleichzeitig wird durch Botenstoffe der Haut die körpereigene Immunabwehr aktiviert. In der Mundschleimhaut werden dagegen andere Botenstoffe freigesetzt. Sie hemmen entzündliche Prozesse und die massive Einwanderung von Immunzellen.

"Eine Zahnspange wirkt somit gewissermaßen wie eine sublinguale Immuntherapie."

Interessanterweise scheint auch eine kieferorthopädische Behandlung - etwa mit einer festen Zahnspange - die Entstehung einer Nickelallergie zu verhindern. Das zeigte Gölz durch eine Analyse bereits veröffentlichter Studien. Dieser „protektive Effekt“ war vor allem bei Menschen zu beobachten, die sich erstmals ein Piercing setzen ließen, nachdem sie sich einer kieferorthopädischen Behandlung unterzogen hatten. „Schon die geringen Nickelmengen, die von den Spangen konstant in den Mundraum abgegeben werden, scheinen das Immunsystem zu desensibilisieren“, erklärte Habilitandin Gölz. „Eine Zahnspange wirkt somit gewissermaßen wie eine sublinguale Immuntherapie.“

Die Studie erscheint in Kürze im "Journal of Allergy and Clinical Immunology". Lina Gölz, Elisa Vestewig, Moritz Blankart, Dominik Kraus, Thorsten Appel, Stilla Frede, Andreas Jäger: Differences in human gingival and dermal fibroblasts may contribute to oral-induced tolerance against nickel; DOI: 10.1016/j.jaci.2016.03.036

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