Gefährliche Internet-Suche

Vorsicht vor Dr. Google!

silv
Gesellschaft
Undefinierbare, plötzlich auftretende Schmerzen im Oberbauch? Kopfschmerzen? Vielleicht ein Tumor? Der moderne Mensch greift sogleich zum Smartphone und googelt. Eine neue Studie warnt vor dieser Methode.

Die Zahl der potenziell Betroffenen ist hoch - 46 Prozent der Deutschen recherchieren regelmäßig im Internet zu Gesundheitsthemen. Für die Kölner Studie wurden 79 junge Erwachsene im Durchschnittsalter von 23 Jahren befragt und getestet. Sie sollten fünf Minuten lang persönliche Symptome im Internet googeln. In diesem Alter, vermuteten die Wissenschaftler, sind Menschen im Allgemeinen relativ gesund, so dass sie keine großen Ängste verspüren sollten.

Krankheiten Googeln macht krank

Das Gegenteil war der Fall: Nach der Internetsuche gaben die Probanden an, sich mehr Sorgen über ihre Gesundheit und die Symptome zu machen. Hatten sie bereits vor dem Googeln eine negative Grundstimmung angegeben, verstärkte sich der Effekt; sie machten sich nunmehr noch größere Sorgen als die übrigen TeilnehmerInnen. Die am häufigsten angeklickten Webseiten waren apotheken-umschau.de (50 Prozent der Probanden vertrauten auf die Infos der Seite), gefolgt von Onmeda (rund 30 Prozent).

Die Deutschen sorgen sich gern um ihre Gesundheit

Die Kölner Studie bescheinigt Deutschen zwar eine hohe Bereitschaft, sich Sorgen über ihre Gesundheit zu machen, es gibt allerdings auch einen beruhigenden Effekt. Im internationalen Vergleich liegt der Wert jener, die online zum Thema googeln, nämlich weitaus höher - bei 72 Prozent.

Rund fünf Prozent aller Google-Anfragen weltweit betreffen Gesundheitsthemen. „Auf der einen Seite können diese Suchanfragen helfen, bessere Gesundheitsentscheidungen zu treffen“, schreiben die Kölner Studienautoren, „andererseits kann dieses Verhalten auch Ängste auslösen.“ 

Ein neues Phänomen: die Cyberchondrie

Seit Erfindung des Internets gibt es Menschen, die stundenlang im Web stöbern, um zu einer möglichst schnellen Selbstdiagnose zu gelangen. Ist sie beunruhigend, umso besser. Die Wissenschaft hat auch einen Namen für das Phänomen: Wer unter Cyberchondrie leidet, bei dem werden hypochondrische Tendenzen durch Informationen aus dem Internet ausgelöst oder gar verstärkt. Die Selbstdiagnose kann bestehende Krankheitsängste so weit schüren, dass sie zu einer manifesten Hypochondrie führen, die ihrerseits psychische und physische Symptome nach sich zieht. In anderen Worten: Einmal schnell googeln kann zu einer Spirale der Angst und tatsächlichen Symptome führen.

Die Universität zu Köln betreibt dieSpezialambulanzfür Krankheitsangst und führt kontinuierlich Studien zum Thema durch. Die Spezialambulanz ist Teil der Psychotherapie-Ambulanz, zu ihren Tätigkeitsbereichen gehören die Erforschung, Diagnostik, Beratung und Therapie von Krankheitsangststörungen.

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