PwC-Studie "Politische Vorhaben im Gesundheitssystem"

Wie Spahns Reformen so ankommen

pr/pm
Nachrichten
Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) wollte wissen, wie gut aktuelle gesundheitspolitische Vorhaben ankommen. Themen der repräsentativen Online-Befragung waren etwa Terminservicestellen, ePA und Organspende.

Terminservicestellen: 13 Prozent der Deutschen haben den Service genutzt, der einen schnellen Termin beim Facharzt gewährleisten soll und bislang bei den einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen angesiedelt war. Der Dienst wurde wenig angenommen, obwohl die Terminservicestellen bereits 71 Prozent der Bürger bekannt sind. Immerhin können sich in Zukunft 65 Prozent vorstellen, die zentrale Anlaufstelle für Patienten zu kontaktieren.

Viele würden den Service häufiger nutzen, wenn …

Dass die Bürger den Service bislang kaum nutzen, liegt vermutlich an mangelnder Kenntnis: So sind nur 49 Prozent darüber informiert, dass die Wartezeit auf einen Termin beim Facharzt maximal vier Wochen betragen darf. Lediglich 17 Prozent wissen, dass Patienten einen ambulanten Behandlungstermin in einem Krankenhaus wahrnehmen können, wenn der Dienst keinen Termin beim Facharzt innerhalb von vier Wochen vermitteln kann.

Unter den wenigen, die bereits die Terminservicestelle genutzt haben, ist die Zufriedenheit aber hoch – 88 Prozent würden den Dienst wieder in Anspruch nehmen. Häufiger nutzen würden viele den Service unter bestimmten Voraussetzungen – wenn ein Termin im Akutfall deutlich schneller als in vier Wochen vermittelt wird, wenn die Terminvergabe auch online und per App möglich wäre oder wenn sie Einfluss auf den Wunsch-Arzt oder die Wunsch-Uhrzeit hätten. Der Ausbau der Terminservicestellen ist Kern des neuen Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG), das im Mai 2019 in Kraft getreten ist.

Der Herr seiner Daten gibt gern Auskunft

Digitalisierung und elektronische Patientenakte (ePA):  Neun von zehn Deutschen sind bereit, für die ePA – ebenfalls Teil des TSVG – unter bestimmten Voraussetzungen ihre Daten preiszugeben. Etwa jeder Dritte kann sich sogar vorstellen, alle notwendigen medizinischen Informationen hinterlegen zu lassen. Andere schränken die Datenpreisgabe ein, etwa auf allgemeine Gesundheitsinformationen wie Medikamente, Allergien und Unverträglichkeiten (26 Prozent). Gänzlich lehnen nur neun Prozent der Befragten die ePA 44 Prozent bestätigen, wobei nur 26 Prozent selbst bestimmen möchten, wer welche Daten einsehen kann.

Leistungen für gesetzlich Versicherte: Viele Studienteilnehmer schätzen, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit dem TSVG einige Leistungen ausgeweitet hat. Spürbare Verbesserungen soll es etwa in der Pflege durch mehr Personal und verbesserte Arbeitsbedingungen geben, dazu wurde das Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals verabschiedet. Die Bürger sind aber skeptisch, ob damit wirkliche Verbesserungen erreicht werden können. Zwar begrüßen 93 Prozent, dass mehr Stellen in der Alten- und Krankenpflege finanziert werden sollen, aber 94 Prozent rechnen damit, dass es weiterhin einen Fachkräftemangel in der Pflege gibt, wenn die Rahmenbedingungen sich nicht grundlegend ändern.

Die Erhöhung der Festzuschüsse kommt gut an

Sehr begrüßt wird von den Bürgern, dass sich die Festzuschüsse bei Zahnersatz von 50 auf 60 Prozent erhöhen (89 Prozent). Zwei Drittel würden für bessere Leistungen eine Erhöhung ihres Krankenkassenbeitrags in Kauf nehmen, die Mehrheit will allerdings maximal 20 Euro monatlich mehr zahlen. Welche Leistungen die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen sollen, würden die Deutschen künftig gerne stärker mitbestimmen: Statt des Gemeinsamen Bundesausschusses sollen nach Willen von 35 Prozent der Befragten künftig Patientenvertreter darüber entscheiden, die in dem Gremium derzeit nur Antrags- und Mitberatungsrecht, aber kein Stimmrecht haben.

Organspende: In der Debatte ist die Widerspruchslösung, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eingebracht hat und die vorsieht, dass jeder Mensch als Spender infrage kommt, der nicht zu Lebzeiten einer Organentnahme widersprochen hat. Die Bürger sehen laut PwC-Befragung diese Lösung allerdings kritisch: Die größte Gruppe mit 39 Prozent möchte bei der aktuellen Regelung mit einem freiwilligen Organspendeausweis bleiben, 35 Prozent können sich die Widerspruchslösung vorstellen und 29 Prozent bevorzugen ein Online-Register, bei dem die Bürger ihre Haltung etwa bei Behördengängen äußern.

Die Zahl der Organspender in Deutschland muss sich laut PwC dringend erhöhen – derzeit verfügen lediglich 36 Prozent der Deutschen über einen Organspendeausweis. Dahinter steckt oftmals kein klares Nein. Vielmehr haben sich viele Menschen noch nicht mit dem Thema beschäftigt oder sind unentschlossen.

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