Münsteraner Memorandum zur Homöopathie

Weg mit der Zusatzbezeichnung "Homöopathie"

pr
Die Zusatzbezeichnung "Homöopathie" bei Ärzten soll abgeschafft werden. Das fordert der Münsteraner Kreis in seinem neuen Memorandum. Die Experten schlagen vor, dazu die Musterberufsordnung der Ärzte zu novellieren.

Mit der ärztlichen Zusatzbezeichnung "Homöopathie" geht der Münsteraner Kreis, ein informeller interdisziplinärer Expertenkreis, hart in die Kritik. Er fordert im Vorfeld des 121. Deutschen Ärztetages im Mai in Erfurt, die Bezeichnung ersatzlos zu streichen und plädiert für eine entsprechende Novellierung in der ärztlichen Musterweiterbildungsordnung. Diese soll in Erfurt beraten und verabschiedet werden.

"Die Homöopathie ist eine unwissenschaftliche Heillehre", so der Kreis: Die Homöopathie führe die Wirkung ihrer "Arzneien" deshalb auch nicht auf pharmakologische Mechanismen zurück, sondern auf den "heilsamen Einfluss immaterieller, geistartiger Wirkkräfte."

Gegenargumente kommen vom Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ). Die erste Vorsitzende, Cornelia Bajic, erklärt:

Gegenargumente kommen vom Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ). Die erste Vorsitzende, Cornelia Bajic, erklärt:

Weiter heißt es in dem Memorandum: "Wenn die Musterweiterbildungsordnung für die Vergabe der Zusatzbezeichnung "Homöopathie" den Erwerb einer "fachlichen Kompetenz in Homöopathie" fordert, dann fordert sie nichts anderes als eine Kompetenz im Umgang mit geistartigen Kräften. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus wäre es dann ebenso gerechtfertigt, eine Zusatzbezeichnung "Gesundbeten" für die Kompetenz zu vergeben, welche Gebete zu welchen Heiligen bei welchen Krankheiten zur Anwendung kommen sollen."

Der Münsteraner Kreis ist ein informeller Zusammenschluss von Expertinnen und Experten, die sich kritisch mit der komplementären und alternativen Medizin (KAM) auseinandersetzen. Er besteht seit Juni 2016 und geht auf eine Initiative von Dr. Bettina Schöne-Seifert, Professorin und Lehrstuhlinhaberin für Medizinethik an der Universität Münster, zurück. Ein erstes Projekt war die Veröffentlichung des Münsteraner Memorandums Heilpraktiker.

Die Experten unterstreichen das Bekenntnis der Ärzteschaft zur Wissenschaftlichkeit: "Es ist ein eklatanter Widerspruch, wenn auf der einen Seite der medizinische Nachwuchs zu Wissenschaftlichkeit angehalten wird, und auf der anderen Seite mit der Zusatzbezeichnung "Homöopathie" eine offizielle, fachliche Anerkennung für eine mit Wissenschaftlichkeit unvereinbare Heilslehre vergeben wird."

Auch das Vertrauen der Patienten in die wissenschaftliche Medizin werde durch die Homöopathie untergraben, erklären die Experten. Diese könne die Probleme der wissenschaftlichen Medizin - wie etwa fehlende Empathie, Zeitmangel und Übertechnisierung im Versorgungsalltag - nicht ausgleichen. Mehr noch, der Patient gewöhne sich daran, dass der redende Arzt der Homöopath oder Naturheilkundler ist. Letztlich gehe um eine Frage der Evidenz: Studien lieferten keine Hinweise für eine Wirksamkeit der Homöopathie, Homöopathen stützten sich in erster Linie auf Einzelfälle.

Fazit des Münsteraner Kreises: "Einer esoterischen Heilslehre mit einer Zusatzbezeichnung einen scheinbar seriösen Anstrich zu geben, widerspricht dem Anspruch der Ärzteschaft auf eine wissenschaftliche fundierte Versorgung, und schwächt durch eine Verwischung der Grenzen zwischen Wissenschaft und Glauben das Ansehen der wissenschaftlich begründeten Medizin. Defizite der wissenschaftlichen Medizin sind intern zu lösen und können nicht auf unwissenschaftliche Heilslehren abgewälzt werden."

Statement von Hans-Werner Bertelsen, Zahnarzt in Bremen und Mitautor des Memorandums: Zur Abschaffung der Zusatzbezeichnung "Homöopathie"

Statement von Hans-Werner Bertelsen, Zahnarzt in Bremen und Mitautor des Memorandums: Zur Abschaffung der Zusatzbezeichnung "Homöopathie"

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