Studien legen geringes Risko nahe

SARS-CoV-2 kann über die Luft übertragen werden

LL
Praxis
Forscher sind sich noch nicht einig, wie hoch das Risiko einer Übertragung von SARS-CoV-2 über die Luft beziehungsweise die Atemluft ist. Theoretisch ist eine Ansteckung möglich, allerdings ist die Viruskonzentration entscheidend.

Ist die Konzentration von COVID-19-Erregern in der Luft hoch genug, um eine Ansteckung zu ermöglichen? Ist SARS-CoV-2 also über die virus-beladenen Aerosole in Luft übertragbar? Und reicht dafür die ausgestoßene Menge an Erregern in der Atemluft aus? Bei diesen Fragen sind sich Wissenschaftler und Mediziner bislang uneins.

Besteht ein Übertragungsrisiko über Aerosole in der Atemluft?

Während die Infektion über Tröpfchen beim Niesen, Husten oder Sprechen nachgewiesen ist, gibt es bei den feinen Partikeln, den Aerosolen in der Atemluft noch keine Beweise für eine stattfindende Übertragung. Das Thema beschäftigt die Forschung weltweit.Wissenschaftler derNational Academies of Science, Engineering and Medicinehalten die Übertragung durch die Luft – wenn auch nur als geringes Risiko, für möglich. Diese Erkenntnis würde allerdings den Umgang mit dem Virus erschweren - allein der gebotene Mindestabstand von eineinhalb bis zwei Metern würde sich dann als nicht ausreichend erweisen. Die Empfehlung zum Tragen einer Maske im öffentlichen Raum wird von den Studienerkenntnissen der US-Forscher unterstützt: Bei konsequentem Fremdschutz könne die Reproduktionszahl in der Corona-Pandemie unter 1 fallen.

Oder ist die Viruskonzentration zu gering für eine Infektion?

Südkoreanische Forscher von derChungbuk National University in Cheongjuzeigten dagegen in einem Experiment mit Frettchen, dass das Coronavirus vorrangig im direkten Kontakt (im selben Käfig) und nur in geringer Form im indirekten Kontakt (über die eingeleitete Umgebungsluft) von einem infizierten Tierkäfig an ein gesundes Tier weitergegeben wird.

Allerdings konnten Viren in den Schleimhäuten und im Kot einiger Tiere der gesunden Versuchsgruppe nachgewiesen werden. Da diese Exemplare aber keine Krankheitssymptome entwickelten, schlussfolgern die Forscher, dass die Viruskonzentration in den feinen Tröpfchen der Atemluft nicht ausreicht, um einen gesunden Organismus zu infizieren. Eine Übertragung erfolgt nach wie vor im direkten Kontakt, durch die Umgebungsluft jedoch nur leicht.

Die Tröpfcheninfektion wird zur Schmierinfektion

Das Abstandhalten von eineinhalb bis zwei Metern bleibt damit eine essenzielle Maßnahme, um die Viren beim Sprechen, Husten oder Niesen nicht direkt weiterzugeben. Doch wie verhalten sich die Viren in den bis zu einem Millimeter großen Partikeln, die zum Teil auch in der Luft stehen bleiben oder auf Oberflächen, Haut und Fußböden sinken?

Hier können die Viren aus den herabgesunkenen Tröpfchen von anderen Personen aufgegriffen werden und als Schmierinfektion ein Restrisiko darstellen. Das wurde unter anderem von Wissenschaftlern derUniversity of Nebraskafestgestellt, die Aerosole und Virencluster in den Krankenzimmern von COVID-19-Patienten auch über den Abstand von zwei Metern hinaus auf Oberflächen und in der Raumluft fanden.

Viren bleiben bis zu drei Stunden in Aerosolen der Luft infektiös

Die Ergebnisse aus den USA zeigen, dass die virale RNA in der Luft bestehen bleibt. Eine Übertragung ist also theoretisch möglich. Nur ist das Risiko geringer, da die Anzahl der Viren und auch ihre Lebensfähigkeit abnehmen. Das Ansteckungsrisiko sinkt auch mit voranschreitender Zeit, denn das Virus überlebt nur eine bestimmte Weile und nimmt in seiner Konzentration stetig ab. Wie lange die Viren in der Luft überleben, hängt von Faktoren wie der Raumbeschaffenheit, der Temperatur und wieder von der Höhe ihres Vorkommens in den Aerosolen ab. Forscher haben dazu bereits imMärz eine Studie veröffentlicht, die festgestellt hat, dass SARS-CoV-2-Viren bis zu drei Stunden in den Aerosolen in der Luft infektiös bleiben.

Quellen:

  • National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. 2020 : Rapid Expert Consultation Update on SARS-CoV-2 Surface Stability and Incubation for the COVID-19 Pandemic (March 27, 2020). Washington, DC: The National Academies Press.https://doi.org/10.17226/25763.

  • Young-Il   Kim et al. College    of    Medicine    and    Medical    Research    Institute,    Chungbuk    National    University, 8Cheongju, Republic of Korea: Infectionand Rapid Transmission of SARS-CoV-2in FerretsDOI: 10.1016/j.chom.2020.03.023

  • Santarpia, Joshua L. et al.: Transmission Potential of SARS-CoV-2 in Viral Shedding Observed at the University of Nebraska Medical Center doi:https://doi.org/10.1101/2020.03.23.20039446

  • M.Phil. Morris, Dylan H et al.: Aerosol and Surface Stability of SARS-CoV-2 as Compared with SARS-CoV-1DOI: 10.1056/NEJMc2004973

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