Die Zahnarztangst sinkt, der Stress bleibt

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Zahnmedizin
Susanne Faber, Doktorandin an der Universität Witten/Herdecke, wird für ihre Forschungsarbeit über Zahnarztangst auf dem Deutschen Zahnärztetag ausgezeichnet. Das sind ihre Ergebnisse.

Mithilfe der Psychotherapie kann man zwar die Angst vor dem Zahnarzt abbauen, der objektiv messbare Stress für den Patienten wird aber nicht weniger. Das ist die Kernaussage der Doktorarbeit von Susanne Faber an der Universität Witten/Herdecke (UW/H). Für diese Arbeit wurde sie auf dem Deutschen Zahnärztetag 2015 im Dentsply DeTrey-Wettbewerb für die beste Doktorarbeit aus dem Bereich der klinischen Forschung ausgezeichnet.

70 Prozent der Deutschen haben Angst vor dem Zahnarzt

70 Prozent der Bevölkerung haben Angst vor dem Zahnarzt, 10 Prozent davon leiden an einer echten Phobie, die psychotherapeutisch behandelt werden muss. Faber fand heraus, dass die Psychotherapie das subjektive Angstempfinden zwar reduziert, sich die objektiv messbaren Stressparameter jedoch nicht verändern.

Diese objektiven Stressparameter bestimmte Faber anhand der Speichelcortisol-Konzentration - ein Marker für Stressreaktionen - und der Speichelprotein-Konzentration, das subjektive Angstempfinden wurde über standardisierte psychologische Fragebögen ermittelt. Ergebnis: Die objektiven Stressparameter hatten sich nach der Psychotherapie nicht verändert, dagegen war die subjektiv empfundene Angst vor der zahnärztlichen Behandlung deutlich reduziert. Um auch die objektiven Parameter zu beeinflussen und damit eventuell einen Langzeiterfolg der psychotherapeutischen Behandlung zu erreichen, empfiehlt Faber darüber nachzudenken, die Psychotherapie länger durchzuführen.

"Wer eine ausgeprägte Phobie vor der Behandlung hat, der geht ja nicht zum Zahnarzt."

Die Ergebnisse werden in die derzeit von der Deutschen Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in Bearbeitung befindlichen Richtlinie zur Behandlung der Zahnbehandlungsphobie mit einfließen.

Der akademische Mentor der Arbeit und Inhaber des Lehrstuhls für biologische und materialkundliche Grundlagen der Zahnmedizin, Prof. Dr. Wolfgang H. Arnold: „Die Arbeit von Frau Faber war sehr schwierig, weil es sich um ein ganz besonderes Patientenkollektiv handelt. Wer wirkliche eine ausgeprägte Phobie vor der Zahnbehandlung hat, der geht ja nicht zum Zahnarzt. Und wenn er es doch tut, dann ist er nur schwer dazu zu bewegen, auch noch an einer Studie teilzunehmen.“

Der Dentsply DeTrey-Förderpreis wird seit 1986 jährlich von der Firma Dentsply DeTrey, der DGZMK und der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) vergeben. Aus jeder Universität im deutschsprachigen Raum darf jeweils nur ein Teilnehmer an diesem Wettbewerb teilnehmen. In diesem Jahr beteiligten sich 19 Universitäten. Vergeben wird der Preis in den Sparten Grundlagenforschung und klinische Forschung.

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