Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie

Kopf-Hals-Tumoren: Besser keine Chemotherapie vor der Strahlentherapie

nb/pm
Zahnmedizin
Lokal fortgeschrittene Plattenepitheltumoren sind nicht immer heilbar. Eine aktuelle Studie untersuchte, ob eine vorgeschaltete Chemotherapie das Behandlungsergebnis verbessern kann. Das Ergebnis war negativ.

Die derzeitige Standardtherapie bei lokal fortgeschrittenen Plattenepitheltumoren, bei denen sich noch keine Metastasen gebildet haben, stellt entweder die Radiochemotherapie dar, die Kombination einer Strahlen- und Chemotherapie, oder in manchen Fällen die Kombination aus Strahlentherapie und Antikörpertherapie. In beiden Regimes ergänzen sich die zwei jeweiligen Therapieformen und sind zusammen wirksamer als die alleinige Gabe einer der beiden Therapien.

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Die Prognose der Patienten ist aber dennoch verbesserungsfähig, da nach 5 Jahren nur noch gut die Hälfte der Patienten (61 Prozent der Frauen, 51 Prozent der Männer) lebt. Um die Überlebensrate weiter zu erhöhen, werden neue Therapieoptionen getestet.

Ein federführendes Konsortium in Europa ist dabei die französische GORTEC-Studiengruppe, die eng mit der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) zusammenarbeitet. Eine GORTEC-Studie, deren Ergebnisse nun vorliegen, untersuchte, ob eine vorgeschaltete Chemotherapie vor der Gabe der kombinierten Strahlen- und Antikörpertherapie mit Cetuximab zu einer besseren Krankheitskontrolle führt.

In die Studie wurden zwischen 2009 und 2013 insgesamt 370 Patienten eingeschlossen. 184 Patienten erhielten eine Radiochemotherapie (Chemotherapie mit Carboplatin und FU). Im anderen Arm erhielten die Patienten zunächst eine „vorgeschaltete“ (neoadjuvante) Chemotherapie (3-er Kombination aus Taxotere, Cisplatin und Fluorouracil). 161 der 184 Patienten beendeten diese vorgeschaltete Therapie und erhielten danach die Kombination aus Strahlentherapie und Antikörpertherapie mit Cetuximab.

Im Ergebnis zeigte sich, dass es zwischen beiden Studienarmen keinen Unterschied im Gesamtüberleben, progressionsfreien Überleben oder in der örtlichen Tumorkontrolle gab. Die neoadjuvante Chemotherapie verbesserte also nicht das Therapieergebnis, ging aber mit erheblichen Nebenwirkungen einher, weshalb 23 der 184 Patienten diese Therapie auch nicht beendeten. Da die Patienten damit nicht die Einschlusskriterien für die weiterführende Studie erfüllten, erhielten sie auch keine anschließende Strahlentherapie.

"Wir verspielen den Patienten damit eine Chance auf Genesung"

"Diese 17 Prozent der Patienten, die herausfielen, haben das Therapieergebnis in diesem Arm natürlich verschlechtert", erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Stephanie Combs, Direktorin der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Klinikum rechts der Isar der TU München.

"Theoretisch könnte die vorgeschaltete Chemotherapie daher zwar einen Effekt haben, aber die Toxizität der Behandlung ist so hoch, dass wir damit riskieren, dass die Patienten danach nicht mehr der Standardtherapie, deren Basis die Strahlentherapie bildet und die mit guten Ergebnissen einhergeht, zugeführt werden können. Wir verspielen den Patienten damit eine Chance auf Genesung."

Prof. Dr. med. Wilfried Budach, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Düsseldorf und DEGRO-Präsident, fasst zusammen: "Aufgrund der aktuellen Datenlage raten wir von einer neoadjuvanten Chemotherapie in dieser Situation ab. Der Therapiestandard bleibt die kombinierte Radiochemotherapie oder die Kombination aus Strahlen- und Antikörpertherapie."

Geoffrois L, Martin L, De Raucourt D et al. Induction Chemotherapy Followed by Cetuximab Radiotherapy Is Not Superior to Concurrent Chemoradiotherapy for Head and Neck Carcinomas: Results f the GORTEC 2007-02 Phase III Randomized Trial. Journal of Clinical Oncology 2018; 17 Jul (epub ahead of print)

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