Studie aus München

Kronenfraktur plus Luxation erhöht Komplikationsrate

Kerstin Albrecht
Zahnmedizin
Münchener Wissenschaftler haben untersucht, wie sich Kronenfrakturen mit oder ohne Luxationen auf die Vitalität der Zähne und die Langlebigkeit der wiederhergestellten Restauration auswirken.

Die Wissenschaftler der Münchner Zahnklinik nutzten für ihre Studie die Daten von insgesamt 434 Patienten, die dentale Traumata an bleibenden Zähnen erlitten hatten. Diese Zähne wiesen 489 unkomplizierte (ohne Exposition der Pulpa) und 127 komplizierte Kronenfrakturen (mit Pulpaexposition) auf.

Alle Zähne mit unkomplizierten Kronenfrakturen konnten erhalten werden

Dabei wurden die Zahntraumata von Zahnärzten der Abteilung für konservative Zahnheilkunde und Parodontologie zwischen 2004 und 2017 behandelt. Zu 71 Prozent waren die oberen mittleren Schneidezähne betroffen. Der durchschnittliche Nachbeobachtungszeitraum betrug knapp 1,5 Jahre.

Ergebnisse: Alle Zähne mit unkomplizierten Kronenfrakturen konnten die Behandler erhalten. Bei den Zähnen mit komplizierter Kronenfraktur mussten sie 5,5 Prozent (n=7 Zähne) extrahieren.

Die meisten der in die Studie aufgenommen Zähne hatten unkomplizierte und komplizierte Kronenfrakturen (KF) ohne Luxationen (n=419 Zähne / n=101). Diese beiden Gruppen zeigten eine hohe Erfolgsrate: Die Vitalität der Pulpa blieb bei diesen nicht-luxierten Zähnen meistens erhalten und die wiederherstellende Restauration blieb zumeist intakt (zu 82 Prozent bei den unkomplizierten KF und zu 72 Prozent bei den komplizierten KF).

Bei Luxationen sank die Erfolgsrate signifikant

Kamen Luxationen hinzu, sank die Erfolgsrate signifikant: Bei den unkomplizierten und den komplizierten Kronenfrakturen war die Rate des Vitalitätsverlusts etwa gleich hoch (circa 27 Prozent). Der Vitalitätsverlust der nicht-luxierten Zähne betrug dagegen sechs Prozent bei den unkomplizierten und 14 Prozent bei den komplizierten Kronenfrakturen.

Für die direkte Pulpaüberkappung im Zusammenhang mit komplizierten Kronenfrakturen gab es zwischen Kalziumhydroxid und MTA (Mineral Trioxid Aggregat) hinsichtlich des Vitalitätserhalts der Pulpa keinen signifikanten Unterschied. Es gab allerdings einen positiven Trend für das MTA (81 Prozent versus 71 Prozent für Kalziumhydroxid).

In der Gruppe der komplizierten Kronenfrakturen war der Anteil an verlorenen Restaurationen höher als in der Gruppe der unkomplizierten Kronenfrakturen. Darüber hinaus zeigten direkte Restaurationen unabhängig von der Art der Fraktur eine signifikant bessere Haltbarkeit als solche mit wieder angebrachten Zahnfragmenten.

Schlussfolgerungen

Vitalistätsverlust nach Trauma ist eine Komplikation, die bei zusätzlicher Luxation wahrscheinlicher ist.

MTA und Kalziumhydroxid funktionieren bei direkter Überkappung ähnlich gut.

Das Wiederbefestigen von Kronenfragmenten führt häufiger zu Restaurationsversagen.

Die meisten Komplikationen (86 Prozent) traten innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Zahntrauma auf. Daher sollten in den ersten 24 Monaten engmaschige Kontrollintervalle erfolgen.

Quelle

:

Ricarda Bissinger, Daniel David Müller, Marcel Reymus, Yegane Khazaei, Reinhard Hickel, Katharina Bücher, Jan Kühnisch: “Treatment outcomes after uncomplicated and complicated crown fractures in permanent teeth.“ Clin Oral Invest, 23 July 2020 doi.org/10.1007/s00784-020-03344-y

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