DAK-Gesundheitsreport

Mehr Karies bei Stadtkindern

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Zahnmedizin
Aktuelle Zahlen des DAK-Gesundheitsreports beschreiben in Nordrhein-Westfalen ein deutlich erhöhtes Kariesaufkommen bei Kindern und Jugendlichen in Städten im Gegensatz zu ländlichen Regionen.

Nachdem die DAK-Gesundheit im Herbst 2018 einen Bundesreport über die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen veröffentlicht hat, folgt nun eine Analyse auf Landesebene. Im Kinder- und Jugendreport Nordrhein-Westfalen wurden Daten von 108.512 versicherten Kindern im Alter von 0 bis 17 Jahren aus dem Jahr 2016 am Lehrstuhl für „Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement“ an der Universität Bielefeld ausgewertet.

Karies: mit einem Plus von 18 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt

Demnach liegen viele Erkrankungen in Nordrhein-Westfalen oberhalb des Bundesdurchschnitts: Mehr als ein Viertel der Kinder leidet unter chronischen Erkrankungen wie Neurodermitis oder Asthma und jedes zehnte Kind bereits unter einer psychischen Erkrankung. Auch eine mindestens einmalige Behandlung von Rückenschmerzen erfolgt bei rund sechs Prozent aller Kinder ab dem zwölften Lebensjahr.

Auch Erkrankungsbilder wie Adipositas (+88 Prozent), Zahnkaries (+33 Prozent) oder Depressionen (+18 Prozent waren bei Kindern in städtisch geprägten Gebieten häufiger als auf dem Land.

Insgesamt wurde bei 1,3 Prozent aller Kinder und Jugendlichen eine Karies festgestellt, wobei Kinder im Alter von fünf Jahren mit 3,6 Prozent am häufigsten erkrankt waren. Mit steigendem Alter konnte im Allgemeinen eine geringere Prävalenz dokumentiert werden, wobei keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestanden. Allerdings „zeigten sich [..] höhere innerfamiliäre Assoziationen bei Mädchen, trotz absolut geringerer Fallzahlen. Dies konnte ein Hinweis darauf sein, dass Jungen hinsichtlich ihrer Mundhygiene unabhängiger von Ihren Eltern agieren, sowohl im Positiven, wie im Negativen“, schlussfolgerten die Autoren.

Auffällig sind die Ergebnisse in Bezug auf die regionalen Unterschiede der Kariesprävalenz: In städtischen Gebieten kann mit immerhin 33 Prozent ein deutlich erhöhtes Auftreten im Vergleich zu ländlichen Regionen verzeichnet werden. Auch die durchschnittlichen Kosten lagen für in städtischen Gebieten lebende Kinder mit rund 2,5 Prozent höher als in ländlichen Regionen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

Weiterhin ist eine hohe innerfamiliäre Assoziation in der Erkrankungswahrscheinlichkeit auffällig. So ist die Wahrscheinlichkeit, als Kind eine Karies zu entwickeln, um den Faktor drei- bis vier erhöht, wenn bei den Eltern bereits Karies vorliegt.

Der soziale Status scheint im Hinblick auf die Kariesprävalenz ebenfalls von entscheidender Bedeutung zu sein. Die Autoren konnten feststellen, dass „Kinder aus Elternhäusern ohne Bildungsabschluss [..] mit einer Prävalenz von knapp 52 Fällen je 1.000 eine um 190 Prozent höhere Prävalenz als Kinder aus Akademikerhaushalten (17,8 Fälle je 1.000)“ zeigten. So sei hingegen die Kariesprävalenz bei Kindern aus Familien mit hohem Bildungsstatus um 74 Prozent geringer als bei Kindern von Eltern ohne Ausbildungsabschluss (34 Fälle je 1.000 versus 9 Fälle je 1.000).

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • 16 Prozent aller bei der DAK-Gesundheit in NRW versicherten Kinder lebten 2016 in ländlich, 84 Prozent in städtisch geprägten Gebieten.

  • Es gibt regionale Unterschiede im administrativen Erkrankungsgeschehen, insbesondere auf Ebene psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen. In städtischen Regionen traten bei Kindern und Jugendlichen mehr Verhaltensstörungen, zum Beispiel 18 Prozent mehr Depressionsfälle und auchmehr Entwicklungsstörungen, insbesondere hinsichtlich des Sprechens beziehungsweise der Sprache (+8 Prozent), auf.

  • Die Adipositasprävalenz war in städtisch geprägten Gebieten ebenso erhöht (+88 Prozent) wie die Häufigkeit einer Zahnkaries (+33 Prozent).

  • Kinder aus ländlichen und städtischen Regionen nahmen in vergleichbarer Weise Leistungen des Versorgungssystems in Anspruch.

  • Unterschiedliche Morbiditätsprofile wirkten sich jedoch auf die Versorgungskosten aus. Kinder aus städtisch geprägten Gebieten wiesen im Durchschnitt 2,5 Prozent höhere Pro-Kopf-Kosten auf, was insbesondere auf 27 Prozent höhere Ausgaben für Arzneimittel zurückzuführen war.

Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Manuel Batram, Stefan Scholz, Julian Witte: Kinder- und Jugendreport Nordrhein-Westfalen, Gesundheitsversorgung von Kindern-und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen, Bielefeld/Düsseldorf Februar 2019

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