Tertiärdentin: Reaktionsdentin, Reparaturdentin

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Zahnmedizin
Odontoblasten oder odontoblastenähnliche Zellen werden durch unterschiedliche Reize zur Bildung von verschiedenen Tertiärdentinarten stimuliert. Vor allem aufgrund von lichtmikroskopischen Untersuchungen wird das Tertiärdentin in Reaktions- und Reparaturdentin eingeteilt.

Reaktionsdentin entsteht durch milde Reize (zum Beispiel kleine, freiliegende Dentinbereiche bei Abrasions-, Attritions- und Erosionsprozessen), welche die vorhandenen Odontoblasten zur Hartsubstanzbildung stimulieren. Im Reaktionsdentin sind lichtmikroskopisch Tubuli erkennbar, die häufig ohne Unterbruch vom Sekundär- bis ins Tertiärdentin verlaufen.

Reparaturdentin entsteht durch heftige Reize (zum Beispiel rasch fortschreitende Karies; direkte Pulpaüberkappung; große, freiliegende Dentinbereiche durch massive Zahnhartsubstanzverluste), welche in der Pulpa zur Zerstörung der vorhandenen Odontoblasten und zur Differenzierung von hartsubstanzbildenden Zellen aus undifferenzierten ektomesenchymalen Zellen führen. Wachstumsfaktoren, wie TGF-β1 scheinen dabei eine entscheidende Rolle zu spielen. Diese neugebildeten Zellen produzieren ein dentinähnliches Material, das im Lichtmikroskop keine oder nur wenige, irregulär verlaufende Tubuli erkennen lässt.

Auch im Rasterelektronenmikroskop können Reaktions- und Reparaturdentin voneinander unterschieden werden. Beim Frontzahn mit einer inzisalen Abrasion sind im gesamten Bereich des Tertiärdentins Tubuli vorhanden (Abbildungen 1 bis 3). Die REM-Aufnahmen zeigen jedoch, dass die meisten Tubuli des Reaktionsdentins sklerosiert sind. Im Lichtmikroskop sind diese sklerosierten Tubuli aufgrund der Lichtbrechung trotzdem gut sichtbar. Der Molar mit der massiven Abrasion und großflächiger Dentinfreilegung zeigt sowohl im Lichtmikroskop als auch im REM eine massive Reparaturdentinbildung (Abbildungen 4 bis 7). Der Molar mit Schmelz- und Dentinkaries reagierte mit Reaktionsdentinbildung auf den kariösen Reiz (Abbildungen 8 bis 11). Tertiärdentin ist weicher als normales Dentin. Die Knoop-Härten im Bereich des Tertiärdentins betrugen bei den untersuchten Molaren 35-50 KHN (normales Dentin: 50-70 KHN).

Markus Schaffner, Herrmann Stich, Brigitte Megert, Adrian Lussi,Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und KinderzahnmedizinZahnmedizinische Kliniken der Universität Bern

Schaffner M1, Stich H, Megert B, Lussi A., Tertiärdentin: Reaktionsdentin, Reparaturdentin.Swiss Dent J. 2016;126(11):1028-1029, Pub Med 2016 27874915

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