Zahnärztliche Ergonomie

Wie Sie die OP-Leuchte positionieren

Jerome Rotgans
Licht spielt im Alltag einer Zahnarztpraxis „vom Winkelstück bis zur Decke“ eine wesentliche, weil qualitätsentscheidende Rolle. Nicht nur was das Ergebnis einer Leistung, sondern auch was den Sehkomfort, die Arbeitsweise und insbesondere die Arbeitshaltung betrifft.

Auch wenn der Sehkomfort von vielen Faktoren abhängig ist, kommt der OP-Leuchte als zentraler Lichtquelle bei der Unterscheidung kleiner Details in einer ansonsten dunklen Mundhöhle die größte Bedeutung zu.

Die OP-Leuchte gehört nicht über die Brust

Oft ist zu beobachten, dass die OP-Leuchte oberhalb der Brust des Patienten positioniert wird – mit der Folge, dass die Mundöffnung nach der Leuchte ausgerichtet wird, wodurch der Behandler seine „ideale“, nämlich symmetrische Arbeitshaltung verlassen muss und sich vornüberbeugt, so dass er in einer gesundheitlich ungünstigen Arbeitshaltung arbeitet (Abbildungen unten). Darüber hinaus werden durch die Hände des Behandlers Schatten im Arbeitsfeld und im Mund geworfen, durch die ungünstige Kontraste entstehen, so dass die Augen ermüden.

Um dem vorzubeugen, ist die OP-Leuchte so zu positionieren, dass das Strahlenbündel etwa parallel zur Sehrichtung des Behandlers und somit – bei richtiger Lagerung des Patientenkopfes – senkrecht auf das Arbeitsfeld, beispielsweise den zu behandelnden Zahn, trifft.

Bei einem Winkel von nicht mehr als 15° zwischen Sicht- linie und Strahlenbündel ergibt sich eine gleichmäßige Beleuchtung (Abbildung rechts). Die Leuchte befindet sich demnach links oder rechts, gekippt in einem Winkel von circa 45° neben dem Kopf des Behandlers und etwas höher, so dass sie gut greifbar ist, aber kein Stoßhindernis darstellt. Um die Leuchte in allen Sitzpositionen parallel zur Sichtlinie positionieren zu können, ist nach Hokwerda [2002] eine Gerätearmlänge erforderlich, die 45 cm hinter die Kopfstütze eines horizontal eingestellten Patientenstuhls reicht.

Qualität gelingt nur gut ausgeleuchtet

Zur Steigerung des Patientenkomforts sollte vermieden werden, dass das Rechteck des Leuchtfelds schräg über das Gesicht des Patienten geworfen wird. Die ansonsten verursachten Blendungseffekte treten auf, wenn bei der Leuchte die „dritte Achse“ fehlt und in einer Position zwischen 9:00 und 11:00 Uhr, bei Linkshändern zwischen 1:00 und 3:00 Uhr gearbeitet wird.

Diese Effekte verstärken sich, wenn außerdem mit einem schräg in der Mundöffnung gehaltenen Mundspiegel unter indirekter Sicht gearbeitet wird. In dieser Situation kann das Strahlenbündel nicht parallel zur Sichtrichtung eingestellt werden, so dass der Behandler quasi automatisch eine ungünstige Arbeitshaltung einnimmt. Hier muss zwangsweise eine zweiachsige Leuchte vor dem Patienten positioniert werden. Um diese Situation von vorneherein auszuschließen, sind Phantomeinheiten deshalb grundsätzlich mit „echten“, dreiachsigen OP-Leuchten auszustatten.

Unsere große Titelgeschichte "So schonen Sie Ihren Rücken": In ihrem Intro umreißen Prof. Monika Daubländer und PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer Ursachen und Folgen einer falschen Arbeitsweise am Stuhl. Prof. Jerome Rotgans veranschaulicht drei Aspekte, die für Ihre Arbeit entscheidend sind: 1.Haltung annehmen: Sind Rückenschmerzen schicksalhaft? Richtig ist: Ergonomie ist nicht nur eine Frage der Physis.2. Wie Sie die OP-Leuchte positionieren: Winkel und Arbeitspositionen demonstriert an Positiv- und Negativbeispielen.$(LB275090:3. Der richtig gelagerte Patient: Warum es sekundär ist, dass es der Patient bequem hat.)$

Prof. Dr. drs. drs. Jerome RotgansVorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Arbeitswissenschaft und Zahnheilkunde“ in der DGZMKagaz-vorsitzender@dgzmk.de

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