Flüchtlinge mit rezidivierendem Fieber

Es ist nicht immer Malaria

Bei rezidivierenden Fieberschüben denkt man bei Zuwanderern oft quasi automatisch zunächst an Malaria. Doch diese Vermutung kann falsch sein, in Einzelfällen verbirgt sich dahinter das Läuserückfallfieber. Es ist eine durchaus gefährliche Erkrankung, die unbehandelt tödlich enden kann. So gebietet die Flüchtlingskrise, dieses Krankheitsbild in die Differenzialdiagnose einzubeziehen.

Wenn Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland einreisen, muss heute auch an Erkrankungen gedacht werden, die es bislang hier nur noch sehr selten oder gar nicht mehr gibt. Leidet ein Patient mit Migrationshintergrund unter unklarem Fieber, könnte eine Malaria oder ein hämorrhagisches Fieber wie das Dengue-Fieber dahinterstecken. Wenn aber beide Vermutungen ausgeschlossen sind, sollte der Verdacht auf Läuserückfallfieber ins differenzialdiagnostische Kalkül einbezogen werden.

Übertragungsgefahr Flüchtlingsroute

In den vergangenen Monaten sind vereinzelt Fälle von Läuserückfallfieber (13 Patienten) in Bayern gemeldet worden und zwar bei Asylbewerbern aus Afrika. Mit dem Auftreten von weiteren importierten Fällen aus Endemiegebieten beziehungsweise mit Übertragungen auf gemeinsamen Fluchtrouten muss gerechnet werden. Nach Ausunft der Behörden stellen diese vereinzelten Fälle bisher keine Gefahr für die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung dar.

Bei der Erstuntersuchung von Asylbewerbern vor allem aus Afrika sollte immer auf einen möglichen Läusebefall geachtet werden. Wichtig sind auch Präventions- und Kontrollmaßnahmen im Hinblick auf Kleiderläuse in Unterkünften, damit es nicht zu einer Übertragung durch solche infizierten Parasiten unter schlechten hygienischen Bedingungen und engen Unterbringungsverhältnissen kommt.

Das Läuserückfallfieber, auch epidemisches Rückfallfieber genannt, wird durch Kleiderläuse übertragen. Begünstigt wird die Infektion durch schlechte hygienische Bedingungen, wie sie in Massenquartieren und Flüchtlingslagern gegeben sind. Endemiegebiete sind Afrika, Asien und Südamerika, wobei der Schwerpunkt in Ostafrika liegt.

Der Erreger ist die stark bewegliche Spirochäte Borrelia recurrentis. Der Mensch ist der einzige Wirt. Die Kleiderläuse nehmen die Erreger bei einer Blutmahlzeit von infizierten Personen auf. Eine Weiterübertragung ist nur möglich, wenn die Kleiderlaus zerdrückt oder gequetscht wird. Dabei gelangt nämlich erregerhaltiges Sekret auf die Haut. Die Erreger können dann über kleine Kratzwunden, aber auch über die intakte Haut oder Schleimhaut in den Körper eindringen und somit eine Infektion auslösen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

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Der Erreger – Borrelia recurrentis

Nach einer Inkubationszeit von fünf bis 15 Tagen beginnt die Erkrankung akut mit hohem Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Insgesamt besteht ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Zusätzlich können Husten und Dyspnoe, ein Ikterus, eine Hepatosplenomegalie, ein petechiales Exanthem und/oder neurologische Symptome auftreten. Der erste Fieberschub dauert drei bis sechs Tage. Nach einem fieberfreien Intervall von einer Woche kommt es zu einem erneuten zwei bis drei Tage anhaltenden Fieberanfall. Es folgen in der Regel mehrere Fieberattacken hintereinander. Mögliche Komplikationen sind eine Myokarditis, eine Bronchopneumonie, eine Milzruptur, eine Nephritis und eine Arthritis. In Einzelfällen endet die Erkrankung tödlich, die Letalität liegt bei zwei bis zehn Prozent. Es gibt eine temporäre, sprich keine lebenslange, typspezifische Immunität.

Bei Personen, die sich nach einem Afrika-Aufenthalt mit unklarem Fieber vorstellen, wird zunächst eine Malaria-Diagnostik veranlasst. Wenn man dann aber im Blutausstrich oder im dicken Tropfen mikroskopisch Spirochäten sieht, muss der dringende Verdacht auf eine Borrelien-Infektion geäußert werden. Die Verdachtsdiagnose sollte dann an einem Referenzzentrum für Borrelien mittels PCR (siehe Kasten) bestätigt werden. Die Blutentnahme sollte nach Möglichkeit vor der Einleitung einer Antibiotikatherapie erfolgen. Auch besteht eine Meldepflicht für diese Erkrankung.

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Sofortige Krankenhauseinweisung

Bei Verdacht auf Läuserückfallfieber sollte der Patient sofort in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Dort wird unverzüglich eine antibiotische Therapie mit Tetrazyklin, Penicillin beziehungsweise Beta-Laktamantibiotika oder einem Makrolid eingeleitet. Dabei kommt es sehr häufig zu einer Überempfindlichkeitsreaktion im Sinne einer Jarisch-Herxheimer-Reaktion, die mit einer Letalität von bis zu fünf Prozent einhergeht.

Dr. med. Peter Stiefelhagen57627 Hachenburg E-mail:

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