Zahnmedizinische Bildgebung

Ist MRT das neue Röntgen?

Am Universitätsklinikum Freiburg haben Ärzte und Forscher eine Dental-MRT-Methode entwickelt, mit der sich Hart- und Weichgewebe präzise in 3-D darstellen lassen. Die bisherigen Limitationen von MRT-Aufnahmen scheinen damit überwunden. Möglich werden dadurch ein schonenderes Vorgehen bei Operationen und eine bessere Kontrolle des Heilungsverlaufs.

Die bereits zum Patent angemeldete Methode funktioniert so: Eine kleine kabellose Doppelspule aus Metall wird über die entsprechenden Zahnbereiche gestülpt und verstärkt das MRT-Signal um das bis zu Zehnfache. Die Spule ist mit allen MRT-Geräten kompatibel und wird in Freiburg bereits bei der Operationsplanung eingesetzt.

Ein Team um PD Dr. Jan-Bernd Hövener, Emmy-Noether-Gruppenleiter an der Klinik für Radiologie des Universitätsklinikums Freiburg, hat die kabellose Spule entwickelt. Und Ärzte um Prof. Katja Nelson, Oberärztin an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am gleichen Klinikum, wiesen den Nutzen in der Diagnostik und Planung vor einer Operation nach. Das Forscherkollektiv selbst spricht von einem „Durchbruch in der zahnmedizinischen Bildgebung“.

Neu ist die Darstellung der Weichgewebe

„Die neue Methode trägt wesentlich dazu bei, dass die Magnetresonanztomografie in Zukunft die konventionelle Röntgendiagnostik in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ersetzen wird“, sagt Nelson. „Vor einer Operation können wir Kieferknochen, Gefäß-Nerven-Stränge und das umgebende Weichgewebe darstellen und so bei der Operation besonders schonend vorgehen, ohne den Nerv zu treffen.“ Außerdem: Da für die Patienten keine Strahlenbelastung besteht, könnten Ärzte die Bildgebung erstmals auch zur regelmäßigen Kontrolle des Heilungsverlaufs einsetzen.

Eine Doppelspule verstärkt die MRT-Signale

Kernstück der Dental-MRT-Methode ist eine etwa ein Zentimeter hohe Spule aus zwei parallel angeordneten Metallringen. Aufgrund ihrer elektrophysikalischen Eigenschaften verstärkt die Doppelspule die MRT-Signale des umschlossenen Gewebes. Dadurch wird eine Auflösungsgenauigkeit von etwa einem Drittel Millimeter erreicht, was der des Röntgens nahekommt. Die Spule funktioniert ohne Energie und ist für den Patienten absolut ungefährlich. „Unsere Lösung für ein altes Problem der Zahnheilkunde ist an sich technisch recht einfach – und trotzdem eine echte Innovation“, sagt Studienleiter Hövener.

„Bilder von wesentlich höherer Qualität“

Mithilfe der entwickelten drahtlosen, intraoralen, induktiv-gekoppelten Spulen kann demnach ein MRT in einer ausgewählten Region mit hoher Auflösung in einer klinisch möglichen Zeit von etwa vier Minuten erstellt werden. In der Vergangenheit war den Forschern zufolge schon mehrmals versucht worden, das MRT-Signal mit Einzelspulen zu verstärken – allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Die jetzt verwendete Doppelspule aber erlaube nun Bilder von wesentlich höherer Qualität. Dass die Spule kein Kabel benötigt, erleichtere zudem den Einsatz für den Patienten.

Original-Publikationen: Dental MRI using wireless intraoral coils; Scientific Reports, DOI: 10.1038/srep23301Magnetic resonance imaging of intraoral hard and soft tissues using an intraoral coil and FLASH sequences; European Radiology DOI: 10.1007/s00330–016–4254–1

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.