Im Juli 2016 stellten sich ein 58-jähriger Patient und eine 66-jährige Patientin im Abstand von einer Woche notfallmäßig in der Klinik und Poliklinik für Mund,- Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Rostock mit jeweils aufgetretener Schwellung der linken, beziehungsweise rechten Gesichtshälfte vor. Anamnestisch berichteten beide Patienten über eine vorausgegangene endodontische Behandlung im Ober- und Unterkieferseitenzahnbereich bei ihren Hauszahnärzten.
Fall 1: Im Falle des 58-jährigen Patienten sei es im Verlauf der Wurzelkanalbehandlung an Zahn 27 – nach Eintreten eines initialen Schmerzereignisses – zur spür- und sichtbaren Schwellung von Wange und Hals auf der linken Seite gekommen. Er bat die behandelnde Zahnärztin, den Eingriff möglichst zeitnah zu beenden, da er bereits zu diesem Zeitpunkt Atemnot verspürte. Der Patient – selbst als Notarzt tätig – entschied sich aufgrund der thorakalen Beschwerdesymptomatik, den Notdienst der Klinik und Poli– klinik für Mund,- Kiefer und Plastische Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Rostock aufzusuchen.
Bei der klinischen Untersuchung klagte der Patient über inspiratorische Schmerzen in der linken Thoraxhälfte. Die manuelle Palpation der linksseitig lokalisierten Schwellung im Gesichts und Halsbereich (Abbildungen 1 a und b) zeigte ein für das Weichteil- emphysem typisches druckdolentes spür- und hörbares Knisterrasseln. Die durchgeführte Nativ-CT-Untersuchung von Kopf, Hals und Thorax erbrachte ein ausgeprägtes Weichteilemphysem mit Ausdehnung von der Temporalregion über die beidseitige Zervikalregion bis ins Mediastinum (Abbildungen 2a bis d).
Aufgrund der beschriebenen Beschwerdesymptomatik und dem potenziellen Risiko für schwerwiegende Komplikationen wurde gemeinsam mit dem Patienten die Entscheidung zur stationären Aufnahme mit Einleitung einer i.v.-antibiotischen Prophylaxe (Ampicillin/Sulbactam) und Überwachung getroffen. Unter der antibiotischen und analytischen Therapie verbesserte sich während des stationären Aufenthaltes der Zustand stetig, so dass der Patient drei Tage nach dem Ereignis in die Häuslichkeit entlassen werden konnte.
Fall 2: Im Falle der 66-jährigen Patientin berichtete diese, dass sie zwei Stunden nach der Wurzelkanalbehandlung an 15 eine Weichteilschwellung der rechten Gesichtshälfte bemerkt habe. Verunsichert habe sie sich daraufhin ebenfalls in die Notfallambulanz der Klinik und Poliklinik für Mund,- Kiefer und Plastische Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Rostock begeben.
Klinisch zeigte sich die Patientin in gutem Allgemeinzustand, jedoch mit Druckdolenz im Bereich der geschwollenen zervikofazialen Region (Abbildung 3).
In der durchgeführten CT-Untersuchung von Kopf und Hals zeigte sich auch hier ein Weichteilemphysem mit Ausdehnung von der rechten Wange bis in die zervikalen Bindegewebslogen (Abbildungen 4a bis c). Auch in diesem Fall wurde eine stationäre Aufnahme zur Beobachtung sowie Einleitung einer i.v.-antibiotischen Prophylaxe-Therapie empfohlen und durchgeführt. Bei regredienter Schwellung und subjektivem Wohlbefinden konnte die Patientin drei Tage später beschwerdefrei zurück in die Häuslichkeit entlassen werden.
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