ZFA-Ausbildungsinitiativen aus den Länderkammern

„Mal ordentlich die Fresse poliert!“

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Einige Länderkammern haben angesichts des drohenden Fachkräftemangels die Zeichen der Zeit erkannt: Mit außergewöhnlichen Aktionen und Kampagnen wollen sie dafür werben, dass der Beruf der ZFA mehr ist, „als nur den Sauger zu halten“. Einen anderen Hebel setzt der erste Ausbilder-Leitfaden für Zahnärzte: Er will die Ausbilderqualitäten der Praxischefs optimieren.

Beispiel Nordrhein

Die ZÄK Nordrhein will mit der Kampagne „DU BIST ALLES FÜR UNS!“ Fachkräfte gewinnen. Die Aktion ist ein gemeinsames Projekt der beiden Kammerressorts „Ausbildung“ und „Presse-/Öffentlichkeitsarbeit“. „Mit der Aussage ‚Du bist alles für uns!‘ bringen wir den künftigen Azubis Wertschätzung entgegen und sagen ihnen, wie wichtig sie für die Praxen sind“, sagen Ausbildungsberater Dr. Thomas Heil und Vizepräsident Dr. Ralf Hausweiler. „Mit unseren Motiven und Aussagen treffen wir dabei den Nerv der Zielgruppe – das haben erste Tests in der Altersgruppe bereits bestätigt.“

Im Fokus der Kampagne steht ein Imagefilm über den Beruf der ZFA. Der Clou: Die Hauptdarsteller sind reale ZFAs aus Nordrhein, die gerade eine Ausbildung absolvieren. Recherchen der Nordrheiner hätten gezeigt, dass Kampagnen mit realen Auszubildenden von der Zielgruppe als authentischer wahrgenommen werden. Die Darstellerinnen werden wie beim Film gecastet – derzeit werden Ausbilderpraxen in Nordrhein angeschrieben, um „Gesichter“ für die Kampagne zu finden.

Ziel der Kampagne, für die eine Laufzeit von mehreren Jahren geplant ist, ist es, junge Schulabgänger wieder für den Beruf zu begeistern, heißt es aus der Kammer. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, das Image des Ausbildungsberufs insgesamt aufzuwerten und langfristig wieder für eine gesunde Mischung im Leistungsvermögen und bei der Anzahl der Bewerber zu sorgen.“

Für Liane Wittke, Ressortleiterin Ausbildung ZFA bei der ZÄK Nordrhein, sollen mit der Kampagne auch Zahnärzte dafür sensibilisiert werden, dass es einerseits zwar zunehmend schwieriger wird, zur Praxis passende Azubis zu finden, dass aber Angehörige der sogenannten Generation Z andererseits ein großes Potenzial darstellen können. So könnten diese für die Praxen vielfach Kenntnisse mitbringen, die die Generation der Ausbilder in dieser Form nicht haben – wenn man etwa an die Stichworte Computeraffinität und Handhabung der neuen Medien denke.

Beispiel Brandenburg

Im Land Brandenburg wird ab März „Mal ordentlich die Fresse poliert“. So der etwas provokante Titel einer neuen Kampagne, um junge Menschen auf den Beruf „Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r“ neugierig zu machen und letztendlich vom Berufsbild zu überzeugen. Dipl.-Stom. Jürgen Herbert: „In den nächsten zehn Jahren kommt ein gewaltiger Generationswechsel auf uns zu. Einerseits bereiten sich etwa 70 Prozent der bis jetzt niedergelassenen Zahnärzte auf ihren Ruhestand vor. Andererseits sind unzählige hoch qualifizierte Praxismitarbeiter mit ihren Chefs gemeinsam alt geworden – und werden ebenfalls in Rente gehen. Bevor es also akut wird, möchten wir aktiv und unkonventionell für die berufliche Laufbahn innerhalb einer Zahnarztpraxis werben.“

Die Kampagne wird von den beiden zahnärztlichen Körperschaften, KZV Land Brandenburg (KZVLB) und Landeszahnärztekammer Brandenburg (LZÄKB), gemeinsam getragen. „Wir haben schließlich die Patientenversorgung zu sichern – aber eine Zahnarztpraxis ohne qualifiziertes Personal ist undenkbar“, begründet der KZV-Vorstandsvorsitzende Dr. Eberhard Steglich sein Engagement bei der Kampagne.

Insgesamt werden 100 Schulen, hauptsächlich Gymnasien, im Land Brandenburg mit Plakaten und Postkarten bestückt. Mithilfe eines auffälligen Motivs sollen die Schüler dazu animiert werden, eine speziell für diesen Zweck aufgebaute Internetseite aufzurufen. Hier gibt es dann zahlreiche Hintergrundinformationen zum Berufsbild der Zahnmedizinischen Fachangestellten, teilweise in Filmen. Vor allen Dingen bietet diese „Landungsseite“ eine Ausbildungsplatzbörse. Dort sind zum einen Zahnarztpraxen zu finden, die einen Ausbildungsplatz anbieten, andererseits können sich die Schüler selbst eintragen und so einer Praxis anzeigen, dass sie gern einen Ausbildungsplatz hätten, so die Kammer.

Beispiel Hamburg

Die Zahnärztekammer Hamburg hat als erste Kammer einen „Ausbilder-Leitfaden“ entwickelt. Der Leitfaden soll ausbildende Zahnärzte „bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe unterstützen“, indem er Grundlagen und Anregungen für eine gelungene und erfolgreiche Ausbildung vermittelt, so Dr. Maryla Brehmer, Vorstandsmitglied der Zahnärztekammer Hamburg, Referat ZFA. Die elfseitige Broschüre erläutert Themen wie den Berufsausbildungsvertrag und die gesetzlichen Bestimmungen ebenso wie die Eigenschaften, die der jungen Generation zugesprochen werden.

Anlass für den Leitfaden sei auch – das hätten Umfragen der LZÄK Hamburg bestätigt –, dass die Auszubildenden ihre Ausbildung retrospektiv nicht so positiv darstellen, wie es wünschenswert wäre. Diese Unzufriedenheit aufseiten der Auszubildenden habe die Kammer zur Erstellung des Leitfadens motiviert, um die Ausbildung zu verbessern. Schließlich könne jeder Ausbilder mit der Qualität seiner Ausbildung zur Attraktivitätssteigerung des ZFA-Ausbildungsberufs beitragen, so Brehmer. Denn: Was „im Zeitalter von Social Media“ über die Ausbildung zur ZFA berichtet wird, bestimme jede Ausbildungspraxis selbst.

Hintergrund des Leitfadens: Die Zahnärzte (ebenso wie alle Freien Berufe) genießen ein großes Privileg. Im Gegensatz zu anderen Berufszweigen brauchen sie keine Ausbildungseignung nach der entsprechenden Verordnung (Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO)) nachzuweisen, um ausbilden zu dürfen. Sie erlangen die fachliche Eignung durch ihre Approbation.

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