Kariesdiagnostik

Biolumineszenz bringt aktive Läsionen zum Leuchten

Heftarchiv Zahnmedizin
dg
Wie kann eine Kariesaktivität adäquat beurteilt werden? Dieser Frage ist die Arbeitsgruppe um Prof. Anahita Jablonski-Momeni, Oberärztin am Medizinischen Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Philipps-Universität Marburg, nachgegangen - und hat überprüft, ob sich das Biolumineszenzverfahren dafür eignet.

Eine Diagnose der Zahnkaries umfasst neben der Erfassung der Veränderung und ihrer Ausdehnung auch die Entscheidung über eine mögliche Aktivität der Läsion. Zur Beurteilung der Kariesaktivität werden primär visuell-taktile Kriterien herangezogen, mit deren Hilfe die Wahrscheinlichkeit beziehungsweise die Tendenz zur Pro- gresssion einer kariösen Läsion abgeschätzt wird.

Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni, Oberärztin am Medizinischen Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Abteilung für Kinderzahnheilkunde der Philipps-Universität Marburg, hat mit ihrer Arbeitsgruppe untersucht, ob eine Karies eine Aktivität aufweist und innerhalb einer kurzen Zeit eine Progressionstendenz zeigt.

Ziel der Studie war, mittels Biolumineszenz (Calcivis® Caries Activity Imaging System, Großbritannien) die Bestimmung der Läsionsaktivität von Karies zu überprüfen. Mithilfe dieses digitalen Verfahrens werden erkrankte Stellen im Zahn „zum Leuchten“ gebracht, so dass es die bisher visuell-taktil erfolgte Diagnostik der Aktivität von Kariesläsionen erleichtern und ergänzen könnte.

Material und Methode

Für die Studie wurden extrahierte Seitenzähne verwendet. Je Messpunkt wurden die Ausdehnung und die Aktivität der Läsion nach zwei bekannten visuellen Kriterien [NYVAD et al. und ICDAS] klassifiziert. Alle Messpunkte wurden mit dem Calcivis- System digital erfasst. Vor den Messungen vermischten die Wissenschaftler ein Protein in Pulverform mit destilliertem Wasser und zogen es mithilfe einer Kanüle in einen Applikator auf. Dieser Applikator wurde in das Calcivis-Handstück, das gleichzeitig als Kamera eingesetzt wurde, eingefügt und die Aufnahme erstellt. Das so entstandene Bild wurde auf das Vorliegen einer Aktivität (blaue Felder im Bereich des Messpunkts) beurteilt. Danach wurden die Zähne durch den Messpunkt geschnitten und anschließend in Gruppen aufgeteilt. Jeweils eine Hälfte des Zahnes wurde mit einem Verfahren zur Inaktivierung einer Läsion – etwa Fluoride, Kariesinfiltration, regenerative Technologien – behandelt, die andere Hälfte blieb als Kontrolle unversorgt. Danach wurden weitere Aufnahmen mit dem Calcivis-System erstellt und diese Aufnahmen erneut auf das Vorliegen einer Aktivität/Inaktivität bewertet. Als Goldstandard zur Beurteilung der Aktivität oder Inaktivität diente das Anfärben der Zahnschnitte mit einer Methylrot-Lösung.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 46 extrahierte Seitenzähne (35 Molaren, 11 Prämolaren) untersucht. Mit beiden visuellen Kriterien wurden 41 Messpunkte als aktive Läsionen und fünf Messpunkte als nicht aktive Karies eingestuft. Die Kappa-Werte für die Übereinstimmung der Befunde bezüglich der Läsionsaktivität (ja/nein) im Vergleich zum Calcivis lagen bei NYVAD-Calcivis = 0,78 sowie bei ICDAS-Calcivis = 1,0 und er-gaben eine hohe Übereinstimmung. Die Korrelation der visuellen Verfahren und der Biolumineszenzmethode war signifikant positiv (p 0,001, zweiseitig) und lag bei rs: NYVAD-Calcivis = 0,776 und rs: ICDAS-Calcivis = 1,0.

Schlussfolgerungen

Der Einsatz der Biolumineszenz bei der Erfassung der Aktivität einer kariösen Läsion im Bereich der koronalen Karies hat den Wissenschaftlern zufolge gute Ergebnisse geliefert. Als vorteilhaft gelte, dass das Vorliegen einer aktiven, behandlungsbedürftigen Karies auch für den Patienten nachvollziehbar dargestellt werden kann. „Die Bestimmung der Aktivität einer Karies bietet gerade bei initialen Läsionen den Nutzen, dass Zähne vorerst nicht zwingend operativ versorgt werden müssen, sondern zunächst präventive Maßnahmen eingesetzt werden können“, erklärt die Arbeitsgruppe.

Voraussichtlich bis Mitte 2017 soll das digitale Verfahren in Großbritannien für die klinische Anwendung eingeführt werden. Weitere Anwendungsgebiete des Geräts könnten die Beurteilung der Aktivität einer Wurzelkaries oder der Einsatz des Systems nach Bracket-Entnahme während einer kieferorthopädischen Behandlung sein. Dies bedürfe jedoch weiterer Untersuchungen.

Die vollständige Studie „Erfassung der Aktivität von kariösen Läsionen mittels Biolumineszenz“ ist in der Februar-Ausgabe der Zahnärztlichen Nachrichten Sachsen-Anhalt (S. 35–39) erschienen.

dg

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