Patientenmotivation

Zähneputzen ist mein Wunder. Punkt.

Eva Ullmann
,
Kareen Seidler
Das leidige Thema Zähneputzen und Zahnhygiene ist bei Patienten oft ein wunder Punkt. Hier ein paar Tipps, wie Sie Ihre Patienten humorvoll und empathisch motivieren, sich regelmäßig, gründlich und richtig Zähne und Zahnzwischenräume zu putzen.

Folgendes Beispiel aus dem Krankenhausalltag kam neulich in einem unserer Humorseminare für Medizinstudenten auf: Nach einer Hirnschädigung konnte ein Patient nicht mehr sprechen. Sämtliche Fragen der Studenten konnte er nur mit „Ja“ und „Nein“ beantworten. Die Studenten verstanden schnell, dass sie nun geschlossene Fragen stellen, aber auch mit Vermutungen und Suggestionen arbeiten mussten, um sich mit dem Patienten verständigen zu können – am Ende stand ein berührendes und gutes Patientengespräch.

Bei einer zahnärztlichen Untersuchung ist die Kommunikation oft ähnlich eingeschränkt – die Ärztin muss mit Empathie und Fantasie an einer einfachen, direkten Kommunikation arbeiten. Dabei kann man mit überraschenden Bildern und Humor viel erreichen.

Aber selbst wenn man – nach der Untersuchung – ganz „normal“ mit dem Patienten sprechen kann: Wie bringt man ihn oder sie dazu, bessere Zahnpflege zu betreiben? Wie schafft man es, dass Zahnseide und Interdentalbürste nicht nur in der Woche nach dem Zahnarztbesuch benutzt werden und anschließend in der hinteren Ecke des Badezimmerschranks versauern? Eine Berliner Zahnärztin wirbt mit folgendem Spruch: „Du musst nicht alle Zähne putzen. Nur die, die du behalten möchtest.“

Mit originellen Bildern hinter die Komfortzone

Ein Schmunzeln, ein Spruch, den man sich merkt und der hoffentlich dazu anregt, sich eben alle Zähne zu putzen und regelmäßig zur Kontrolle vorbeizuschauen. Manche Praxen schicken Postkarten an ihre Patienten, mit der freundlichen Erinnerung, dass es mal wieder Zeit für eine Kontrolle ist. Auch hier kann ein flotter Spruch nützlich sein, um Aufmerksamkeit zu wecken.

Zähneputzen ist mein wunder Punkt. Zähneputzen ist mein Wunder. Punkt.

Gegensätzliche, humorvolle Bilder im Gespräch erhöhen die Aufmerksamkeit des Gesprächspartners. Merkwürdige Bilder können Patienten motivieren. Finden Sie plastische und eindrückliche Bilder, mit denen Sie ein Krankheitsbild oder die erforderliche Wundpflege oder Mundhygiene beschreiben. Inkongruente Bilder lassen sich leichter merken, bleiben länger im Kopf. Patienten und Angehörige müssen nicht fünfmal nachhaken, sondern verstehen schneller.

Eine Kehlkopfentzündung ist so, als würde direkt dort eine Vogelspinne sitzen. Sie kann jederzeit zubeißen, muss sie aber nicht. Das Einzige, was wir machen können, ist, wie ein Blauhelm im Kriegsgebiet Frieden zu schließen. Wir können sie nicht einfach abschießen, denn dann beißt sie vielleicht zu.

Es gibt eine interessante, ungewöhnliche Studie zum Verhältnis von Humor und Mundgesundheit beziehungsweise Mundhygiene*. Die Fragestellung: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Zahnseide und Humor? Putzen sich humorvolle Menschen öfter die Zähne?

Vereinfacht gesagt kam bei der Studie heraus, dass Menschen, die sich regelmäßig die Zähne putzen, humorvoller sind (oder andersherum: dass Menschen, die humorvoller sind, sich regelmäßig die Zähne putzen.).

Die Ergebnisse waren wie folgt:

  • Teilnehmer mit sehr gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch schätzten sich selbst als besonders humorvoll ein.

  • Teilnehmer, die sich einmal pro Tag (oder weniger oft) die Zähne putzten und Zahnseide oder Mundspülung nur einmal im Monat verwendeten, haben laut dieser Studie weniger Sinn für Humor als solche, die sich zweimal täglich die Zähne putzen und täglich Zahnseide oder Mundspülung verwenden.

Kennen Sie diese Studie eigentlich schon ...?

Die Autoren weisen allerdings auch darauf hin, dass humorvolle Menschen sich generell als gesünder einschätzen als Menschen mit weniger Sinn für Humor.

Eine Frage drängt sich hier noch auf: Putzen Menschen, die oft lachen, sich öfter die Zähne, weil sie diese öfter zeigen als Menschen, die nicht so viel lachen? Wie dem auch sei: Erzählen Sie Ihren Patienten von dieser Studie! Kuriose und humorvolle Dinge merken sich Menschen leichter. Und gleichzeitig werden sie daran erinnert, sich mal wieder gründlich die Zähne zu putzen.

Anstatt Ihre Patienten zum x-ten Mal streng zu ermahnen, probieren Sie‘s doch mal mit Empathie, mit wohlwollendem, sozialem Humor und mit ungewöhnlichen Bildern oder Fakten!

* Alexandrina Lizica Dumitrescu et al.: „Relationship of Humour with Oral Health Status and Behaviours“, in: Romanian Journal of Internal Medicine 48: 4 (2010), 333–339.

Die Initiative „Arzt mit Humor“ fördert wertschätzenden Humor bei Ärzten und Pflegekräften aller Fachrichtungen. Weitere Informationen unter www.arztmithumor.de

Eva Ullmann

/**/ \r\np.p1 {margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; font: 8.0px Helvetica} /**/Eva Ullmann gründete 2005 das Deutsche Institut für Humor in Leipzig. Seitdem trainiert sie Unternehmen, wie sie die Ressource Humor für sich optimal nutzen können.

Dr. Kareen Seidler

Dr. Kareen Seidler ist Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Humor in Leipzig. Sie erforscht Humor auf wissenschaftlicher Basis.

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