Social Media in der Zahnarztpraxis

Follower kaufen? Wir doch nicht!

In den sozialen Medien kann man sich Follower und Likes mit guten Inhalten verdienen – oder sie einfach kaufen. Das ist natürlich keine gute Idee, besonders wenn man als Praxis einen Ruf zu verlieren hat. Das sind unsere Tipps!

Was denkt ihr über Zahnärzte und Zahnärztinnen, die Followerzahlen, Likes und Kommentare künstlich in die Höhe treiben, um mehr Patienten anzuziehen? Ist das aus eurer Sicht ethisch bedenklich oder einfach nur Marketing?“ Diese Frage stellte der in San Francisco praktizierende Zahnarzt Brian Baliwas vergangenes Jahr in seinem Instagram-Feed zur Diskussion. „Qualität über Quantität“, lautete die Reaktion eines Kollegen. Ein anderer kommentierte: „Nicht mein Ding, aber ich betrachte es als Werbemaßnahme.“

Baliwas spielte mit seinem Post auf eine Praxis an, die in den sozialen Medien keine Seltenheit ist. Es gibt Hunderte Dienstleister, bei denen man sich schon für wenig Geld Follower und Likes nicht nur für Instagram, sondern auch für Facebook, YouTube und andere Kanäle kaufen kann. Und so funktioniert das Geschäft: Die Käufer entscheiden sich für ein Paket, zum Beispiel 100 oder 1.000 Follower, und zahlen meist per Kreditkarte oder Paypal. Die billigen Angebote fangen schon bei wenigen Euro an. Für Luxus-Follower, die auch liken und kommentieren, muss man etwas mehr investieren.

Wer auffliegt, verliert seine Glaubwürdigkeit

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Instagram-Account zu pushen. Manche Anbieter arbeiten mit „Clickworkern“ zusammen. Das sind echte Menschen, die Accounts folgen oder deren Beiträge liken und damit jedes Mal ein paar Cent verdienen. Eine weitere Möglichkeit ist das Nutzen automatisierter Accounts, sogenannter Bots, die das gewünschte Ergebnis liefern.

Facebook, zu dem Instagram gehört, ist das Geschäft mit der erkauften Beliebtheit schon lange bekannt. Das Unternehmen sucht intensiv nach Fake-Accounts auf Facebook und Instagram und löscht nach eigenen Angaben täglich Millionen Konten. Wer auffliegt, erhält mindestens eine Verwarnung. Es kann aber auch passieren, dass das Konto gesperrt wird – und man so auch die Follower verliert, die ein wirkliches Interesse an den Inhalten hatten.

Ist das Kaufen von Followern, Likes und Kommentaren nun verwerflich oder nicht? Wie die Reaktionen auf den Instagram-Post von Baliwas zeigen, gehen die Meinungen auseinander. Die eine Seite hält das Nachhelfen für legitim, die andere lehnt diese Praxis als betrügerisch ab. Auf jeden Fall lässt sich sagen: Wer Beliebtheit in den sozialen Medien kauft, läuft Gefahr, erwischt zu werden und so an Glaubwürdigkeit einzubüßen. Für eine Zahnarztpraxis, die bei Followern und Likes nachhilft, könnte das heikel sein. Denn fällt Besuchern auf, dass die Beliebtheit bloß Fake ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich für eine andere Praxis entscheiden. Seriös sieht schließlich anders aus.

Wie man manipulierte Zahlen erkennt

Täuschungen auf die Schliche zu kommen, ist grundsätzlich nicht schwer. Zahnarzt Brian Baliwas zum Beispiel gibt den Tipp, auf der Website hypeauditor.com vorbeizuschauen. Der Dienst visualisiert in Kurvendiagrammen, wie sich die Followerzahl eines Accounts entwickelt hat. Ein steiler Anstieg der Kurve sollte einen stutzig machen. Vor allem, wenn die Inhalte, die zu diesem Zeitpunkt gepostet wurden, diese Entwicklung nicht hergeben.

Sind Fakes strafbar?

Aktuell gibt es im Zusammenhang mit gekauften Likes und Followern noch keine Urteile. Aber juristisch wird darüber diskutiert, ob das Herumschrauben an den Zahlen Irreführung und Wettbewerbsverzerrung darstellt. Das ist vor allem ein Thema für Influencer, die über Beliebtheit Werbedeals und Unternehmenskooperationen generieren.

Auch der Blick auf die Abonnentenliste eines Kontos ist aufschlussreich. Fake-Follower haben häufig Namen, die keinen Sinn ergeben und etwa aus einer nichtssagenden Folge von Buchstaben und Zahlen bestehen. Außerdem folgen diese „Fans“ einer sehr großen Zahl an Konten, während sie selbst keine oder nur wenige eigene Beiträge veröffentlichen. Häufen sich in den Kommentaren belanglose Beiträge wie „Cool!“, „So cute“ oder „Awesome!“, gerne in Kombination mit Emojis, ist das ebenfalls ein Hinweis auf Manipulation. Den Account einer zahnärztlichen Praxis lässt das schlecht aussehen.

Wer professionell wirken möchte, setzt besser auf die Strategie, kontinuierlich gute, authentische Inhalte auf den Social-Media-Kanälen der Praxis zu veröffentlichen. Sehr wichtig ist auch, in eine echte Interaktion mit der Zielgruppe zu treten. Zum Beispiel indem man eventuelle Fragen zu zahnmedizinischen Themen, die unter einem Post auftauchen können, nicht unbeantwortet lässt. Idealerweise sollten Zahnärzte und Zahnärztinnen auf Instagram und Facebook sogar aktiv dafür sorgen, einen Dialog mit Besuchern und Followern in Gang zu bringen. Das geht besonders einfach, indem sie ihre Posts mit einer Frage oder einem Appell abschließen. Etwa: „Wie sieht Ihr Zahnputz-Ritual aus?“ oder „Was gehört für euch zu einem gesunden Frühstück dazu?“

Echte Follower sind unbezahlbar

Einen Social-Media-Kanal aufzubauen ohne nachzuhelfen, erfordert Geduld. Das bestätigt auch eine Zahnärztin, die auf Baliwas‘ Frage Folgendes antwortete: „Die Zufriedenheit, echte Follower zu gewinnen, ist unbezahlbar. Ja, es geht sehr langsam voran und kann frustrierend sein, aber das ist es wert und es hilft dir dabei, die Qualität deiner Posts stetig zu verbessern.“

Susanne Theisen

Freie Journalistin

Susanne Theisen

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