CORONA-Rückblick

Was vor einem Jahr passierte

Deutschland im März 2020: Die ersten Deutschen sterben an COVID-19. Tausende Veranstaltungen werden abgesagt. Schulen und Kitas schließen, an den Grenzen werden umfassende Kontrollen eingeführt und Einreiseverbote treten in Kraft. Kanzlerin Angela Merkel warnt vor einer Überlastung des Gesundheitssystems – und führt das Land in Lockdown Nummer eins. Ein kurzer Rückblick und der Stand heute.

Am 9. März 2020 werden aus Nordrhein-Westfalen die ersten beiden Corona-Toten in Deutschland gemeldet: Ein 78 Jahre alter Mann aus Heinsberg und eine 89-jährige Frau aus Essen. Zwei Tage später ruft das Robert Koch-Institut (RKI) zum verstärkten Schutz von Risikogruppen wie älteren Menschen, vor allem Hochbetagten, und Menschen mit Grunderkrankungen auf. Speziell die Alten- und Pflegeheime forderte RKI-Vizepräsident Lars Schaade zu vermehrten Schutzmaßnahmen für die Bewohner auf.

Generell sollten Menschen höheren Alters sowie Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes mellitus, Lungenerkrankungen, Krebs und unterdrücktem Immunsystem „besonders auf die Hygieneregeln achten, sich viel die Hände waschen, Abstand zu Kranken, speziell Menschen mit Atemwegsinfektionen, halten und ihre Kontakte so weit wie möglich reduzieren, zum Beispiel nicht mehr auf Veranstaltungen gehen“, sagte Schaade damals. Für Alten- und Pflegeheime galt ab sofort: „Wenn Mitarbeiter oder Besucher Symptome zeigen, dürfen sie nicht in diese Einrichtungen. Heimbewohner mit Symptomen sollten isoliert werden und auf Influenza und SARS-CoV-2 getestet werden, wenn regional Fälle auftreten. Alle müssen verstärkt auf die Hygieneregeln achten, insbesondere die Mitarbeiter.“

Ein gutes Jahr später, weist das RKI in seinem Lagebericht (Stand 2. März 2021) 20.199 COVID-Todesfälle in deutschen Pflegeeinrichtungen aus, die Johns Hopkins University verzeichnet insgesamt 70.943 COVID-Todesfälle für Deutschland. Auch die Impfverordnung berücksichtigt das Risiko für Hochbetagte: Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen sowie alle Menschen über 80 haben die oberste Impf-Priorität.

Aufgrund des stark erhöhten Bedarfs fehlte es zu Beginn der Pandemie an Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel im Gesundheitswesen. Am 13. März 2020 meldete die dpa, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sich mit einem Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr gewandt habe, um Medizingüter im Wert von 163 Millionen Euro einzukaufen, darunter 300.000 Schutzmasken.

Was damals wie ein finanzieller Kraftakt wirkte, stellte sich als „Peanuts“ heraus: Später bestellte das BMG bei 738 Lieferanten rund 2,05 Milliarden Masken. Tatsächlich geliefert wurden am Ende 277 Millionen FFP2- und 73 Millionen OP-Masken. Kostenpunkt: 1,53 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch 8 Millionen Euro Verzugszinsen durch verspätete Rechnungsbegleichung. Außerdem sind 65 Klagen von Lieferanten beim Landgericht Bonn rechtshängig, Streitwert etwa 180 Millionen Euro.

Bislang hat der Bund 170,9 Millionen Dosen bestellt: 64,1 Millionen bei BioNTech/Pfizer, 56,3 Millionen bei AstraZeneca und 50,5 Millionen bei Moderna. Eingeplante Kosten: 3 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für den Aufbau und den Betrieb der rund 400 Impfzentren. 3,5 Prozent hiervon tragen die privaten Krankenversicherungsunternehmen, den Rest müssen die Länder schultern.

Das Virus verbreitet sich anders als vermutet

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen zudem, dass sich das SARS-CoV-2-Virus anders verbreitet als vor einem Jahr zunächst vermutet. Mitte März 2020 legten Preprintstudien nahe, dass kontaminierte Oberflächen eine wichtige Rolle beim Infektionsgeschehen spielen könnten. So berichten etwa Forscher des US-National Institutes of Health nach Untersuchungen der SARS-Coronaviren in einem Hochsicherheitslabor, dass die Viren in Tröpfchen auf Kunststoff-, Edelstahl- oder Papp-Oberflächen erschreckend lange intakt bleiben.

Heute ist klar: Theoretisch ist eine SARS-CoV-2-Schmierinfektion zwar möglich, dieser Verbreitungsweg ist jedoch zu vernachlässigen. Bis heute gibt es laut Bundesinstitut für Risikobewertung keine Belege für SARS-CoV-2-Infektionen, die durch kontaminierte Oberflächen ausgelöst wurden.

Eckdaten

  • 27. Januar: Der erste deutsche COVID-Patient wird gemeldet.

  • 15. Februar: Frankreich meldet den ersten Todesfall in Europa.

  • 11. März: Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt eine Lockerung der „Schwarzen Null“ in Aussicht.

  • 18. März: Merkel spricht von einer Herausforderung „von historischem Ausmaß“.

  • 22. März: Beginn des ersten Lockdowns

  • 25. März: Der Bundestag stellt eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ fest.

  • 29. April: In Deutschland beginnen BioNTech und Pfizer, ihren Corona-Impfstoff an Menschen zu testen.

  • 9. Mai: Tausende Menschen in Deutschland demonstrieren gegen die Corona-Auflagen.

  • 25. Mai: Die Bundesregierung rettet die Lufthansa mit einem Hilfspaket.

  • 16. Juni: Die Corona-Warn-App startet in Deutschland.

  • 11. August: Russland lässt weltweit den ersten Coronavirus-Impfstoff für eine breite Anwendung zu.

  • 29. September: Weltweit sind mehr als eine Million Menschen im Zusammenhang COVID gestorben.

  • 1. Oktober: Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA beginnt mit der Prüfung des AstraZeneca-Impfstoffs für Europa.

  • 2. November: Das öffentliche Leben in Deutschland wird in weiten Teilen heruntergefahren.

  • 12. November: Das RKI warnt vor Engpässen bei der Versorgung von COVID-19-Patienten.

  • 2. Dezember: Bund und Länder beschließen vorzeitig eine Verlängerung des Teil-Lockdown bis zum 10. Januar 2021

  • 13. Dezember: Bund und Länder verständigen sich auf einen harten Lockdown vom 16. Dezember bis zum 10. Januar.

  • 27. Dezember: Bundesweiter Impfstart gegen das Coronavirus

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