Die zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen

Praxiswachstum (I): Ihr Team ist hoffentlich schlauer als Sie selbst

Eine gute Frage, die sicherlich viele Praxisinhaberinnen und -inhaber beschäftigt. Doch zuerst eine Gegenfrage: Warum teilen Sie Ihre „Wachstumsfantasien“ nicht einfach mal mit Ihrem Team? Vielleicht schrecken Sie vor der Reaktion zurück?!

Aber wann kann man sich sicher sein, seine Praxis mit Wachstumspotenzial aufgebaut zu haben? Zum Beispiel dann, wenn alle anderen im Team-Meeting schlauer sind als man selbst.

Eine provokante These? Nun, sind Sie als Chef immer richtungsbestimmend und weisend? Haben Sie für alles Antworten parat? Dann bringen Sie damit Ihr Praxisteam garantiert zum Schweigen. Erfahrungsgemäß sind die Inhaber aber die Letzten im Informationsfluss der Praxis. Und wenn Sie durch Ihren Führungsstil diese Quelle kappen, ist Ihre Betriebsblindheit programmiert. 

Gut ist ein Chef erst, wenn er ersetzbar ist

Gute Führungskräfte geben keine Antworten vor, sondern überlassen die Lösungsvorschläge denen, die unmittelbar in die Prozesse involviert sind. Das können ihre Angestellten, aber genauso gut auch Patienten, Kunden oder Berater sein. Vergessen Sie eines nicht: Der Wert Ihrer Praxis bemisst sich auch nach der organisatorischen Unabhängigkeit in der Führung. Sie müssen ersetzbar sein – insbesondere in der Organisation. Sie sind sozusagen der Berater Ihrer Organisation.

Neben dem Führungsstil gibt es aber noch weitere Barrieren gegen das Wachstum. Zum einen den Mangel an System und Strukturen physischer wie auch organischer Natur, um mit Entscheidungen umzugehen. Zum anderen stellt das Marketing eine immer größer werdende Barriere dar. Nicht das Marketing als solches, jedoch das eigene Unvermögen, neue Patienten oder Mitarbeiter in die Praxis zu bringen beziehungsweise auf die Praxis aufmerksam zu machen. Die fehlenden Kompetenzen auf diesem Gebiet lassen die Barriere auch weiterhin wachsen. Im zweiten Teil dieses Mehrteilers werden wir auf die Barrieren „Mangel an System und Struktur“ sowie „Marketing“ ein, zunächst geht es um Ihren Führungsstil.

So ist ihre Praxis bereit für Wachstum

Was können Sie tun? Die folgenden vier Grundsätze sollten Sie immer im Hinterkopf behalten, um als Praxisinhaber bereit für Wachstum zu sein und den Weg zu ebnen, auf dem Sie Ihr Team nicht nur begleitet, sondern diesen Prozess sogar beschleunigt.

1. Entwickeln Sie eine Strategie!

Überlegen Sie sich Ihre eigene Unternehmensstrategie. Wenn Sie bereits eine haben, stellen Sie diese auf den Prüfstand: Ziehen Sie mit der Umsetzung Ihrer Strategie genügend Patienten an? Unterscheiden Sie sich von Ihren Mitbewerbern? Wenn nicht, ist Ihre Strategie nicht richtig.

2. Führen Sie Ihre Mitarbeiter!

Stellen Sie ein paar Regeln und Prinzipien auf und wiederholen Sie diese immer wieder. Dies hilft zum einen, Strukturen aufzubauen, nützt aber auch beim gegenseitigen Umgang miteinander in Ihrer Praxis.

3. Setzen Sie Maßnahmen um!

  • Führen Sie einen Meeting-Rhythmus ein. Team-Meetings sind unerlässlich für Ihren Praxiserfolg. Prüfen Sie, ob Ihre Praxis ein wöchentliches, monatliches oder vierteljährliches Meeting braucht. Einige Praxen treffen sich sogar täglich für ein kurzes Stand-up, um alle auf dem Laufenden zu halten. Natürlich spielt die Praxisgröße für den Rhythmus eine Rolle. Jedoch führt eine hohe Schlagzahl (Meetings = Informationen) zu einem schnellen Wachstum. 

  • Setzen Sie Prioritäten. Beim Meeting zählt nicht die Quantität.

  • Sammeln Sie Daten. Daten sind das neue Gold (in einer der vorherigen Kolumnen besprachen wir dies). Also sammeln Sie die richtigen und wichtigen Daten und überprüfen Sie diese regelmäßig. Hiermit ist ausdrücklich nicht ein „Verrennen“ im Controlling im Allgemeinen gemeint. Dies führt unserer langjährigen Erfahrung nach nicht zum gewünschten Erfolg.

4. Checken Sie den Cashflow!

Checken Sie jede Entscheidung nicht nur in Bezug auf Umsatz und Profitabilität, sondern genauso in Bezug auf den Cash-Flow.

Fazit

Formulieren Sie ein großes Ziel – eine Art Vision für Ihre Praxis in 20 Jahren. Dieses Ziel unterteilen Ihre Führungskräfte – wenn Sie ein kleines Team sind, dann das Team gemeinsam – in kleinere Drei- bis Fünf-Jahres-Abschnitte und diese groben Pläne wiederum in Jahrespläne. Die Jahrespläne sollten dann auf sofort durchführbare Maßnahmen für die nächsten Wochen oder Monate heruntergebrochen werden. Diese Maßnahmen sollten nie starr sein, sondern taktisch und operativ auf die Gegebenheit angepasst werden.

Ein kleines Beispiel: Ihr Jahresziel ist es, einen weiteren zahnärztlichen Kollegen anzustellen? Prima, was können Sie also sofort dafür tun?

Ein neuer Behandler bedeutet auch weiteres zahnmedizinisches Fachpersonal. Bekanntlich gibt es einen Fachkräftemangel. Also identifizieren Sie Maßnahmen und entwickeln eine Strategie, um mit System und Struktur diesem Problem für Ihre Praxis zukünftig entgegenzuwirken. Vielleicht müssen Sie Ihr Vergütungsmodell auch auf Zukunftstauglichkeit testen. Fragen Sie Ihre Führungskräfte nach Lösungen. Unter Umständen erarbeiten diese dann Ziele für ein Provisionsmodell, das auch für potenzielle Mitarbeiter attraktiv und motivierend ist. Es könnte auch sein, dass Ihre Mitarbeiter eher unzufrieden sind und die Stellschraube Gehalt hier nicht die richtige Wahl ist. Finden Sie diese Dinge heraus. Nur wenn Ihre Praxis eine Stabilität durch Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, werden Sie wachsen können.

Das ist wie bei einer Bergwanderung: Es gibt viele kleine Etappen, Zwischenziele, aber auch Hürden auf dem Weg nach oben. Wichtig ist es, den Blick auf die Bergspitze nicht zu verlieren und die Route entsprechend zu planen. Sie sehen also, egal, wo Ihr Einstiegspunkt ist, Sie haben immer die Chance auf Wachstum.

In diesem Sinne: Verlieren Sie nie Ihre Vision aus den Augen!

Ihr Christian Henrici
zusammen mit Anna-Lena Teplin,

Mitglied im Team Praxisflüsterer,
in Anlehnung an die Rockefeller-Habits

Henrici@opti-hc.de

www.opti-hc.de

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