Präventionspreis von GABA und BZÄK

Drei Projekte zur Verbesserung der Mundgesundheitskompetenz

Auszeichnung für drei Projekte für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland: Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP GABA haben den Präventionspreis 2021 verliehen. Prämiert wurden Initiativen, die körperliche, sprachliche und kulturelle Einschränkungen bei Patientinnen und Patienten überwinden helfen und die Chancen der digitalen Zahnmedizin nutzen. Wir stellen die drei Projekte vor.

Die drei Gewinnerprojekte wurden rückwirkend für das Jahr 2021 virtuell ausgezeichnet, wie die Initiatoren des Präventionspreises, die BZÄK und CP GABA, erklärten. In ihren Bewerbungen hatten die Preisträgerinnen und Preisträger Ideen und Ansätze vorgestellt, wie Barrieren abgebaut werden können und Menschen trotz körperlicher, sprachlicher und kultureller Einschränkungen Zugang zu Mundhygienemaßnahmen erhalten, die deren Mundgesundheit verbessern können. Die Preise waren insgesamt mit 5.000 Euro dotiert.

Die Stärkung der Mundgesundheitskompetenz ist für die BZÄK seit Langem ein wichtiges Anliegen. „Die BZÄK wünscht sich Projekte, welche dabei helfen sollen, die Kommunikation zwischen Zahnarzt und Patient weiter zu verbessern“, erklärte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz anlässlich der Verleihung des Präventionspreises. „Hauptsächlich Patienten mit einer niedrigen Mundgesundheitskompetenz müssen wir erreichen“, sagte er. „Zu einer umfassenden Aufklärung durch den Zahnarzt oder die Zahnärztin gehören neben Erläuterungen zur richtigen Mundpflege und zu möglichen Behandlungsalternativen auch Erklärungen des zahnärztlichen Versorgungssystems, zum Beispiel zu Festzuschüssen und Eigenanteilen beim Zahnersatz.“

Die Initiative

Das Ziel der 2015 von Bundeszahnärztekammer und CP GABA ins Leben gerufenen Initiative des Präventionspreises ist es, praxisrelevante Präventionskonzepte zu fördern, die zu einer mundgesunden Zukunft führen. Erfolgreiche Projekte und vielversprechende Ansätze sollen identifiziert, ausgezeichnet und durch Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden. Der unabhängigen Jury für die Preisverleihung gehören unter anderem PD. Dr. Ghazal Aarabi (Universitätsklinikum Hamburg), Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß (RWTH Aachen), der Mitautor der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V), Prof. Dr. Ulrich Schiffner (Universitätsklinikum Hamburg)) sowie Prof. Dr. Falk Schwendicke (Charité Berlin) an.

Benz verwies auf Projekte der BZÄK in diesem Bereich. So habe die BZÄK etwa ein spezifisches Tutorial für Zahnärzte zur sogenannten „Teach-Back-Methode“ entwickelt, das als Online-Fortbildung oder im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen der (Landes-)Zahnärztekammern genutzt werden kann, um Zahnärzte fit in der Kommunikation mit den Patienten zu machen.

Des Weiteren prüfe die BZÄK, ob und inwieweit die Technik des „Motivational Interviewing“ (MI) verstärkt in der zahnärztlichen Therapie zum Einsatz kommen kann. MI sei eine evidenzbasierte Kommunikationsmethode zur Förderung der Veränderungsbereitschaft bei Patienten. Benz: „Wir sollten den derzeitigen Boom der Pandemie-bedingten Wissenschaftskommunikation auf jeden Fall auch für uns nutzen, um mehr Aufmerksamkeit auf bestehende Informationsangebote zu lenken, denn die Kammern und KZVen machen hier schon sehr viel, Stichwort: Patientenberatung. Wir müssen das nur noch offensiver nach außen darstellen.“

Die drei mit dem Präventionspreis 2021 ausgezeichneten Initiativen docken an die Bestrebungen der BZÄK an.

Senioren verbessern ihre Eigenkompetenz

Den ersten Preis erhielten Prof. Dr. Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold von der Arbeitsgruppe „Zahnärztliche Gesundheitsförderung – interdisziplinär“ an der Medizinischen Hochschule Hannover. Ihr Projekt trägt den Titel: „Unterstützung der Eigenverantwortung und Verbesserung der Mundhygiene bei Senioren durch Selbstkontrolle.“

Ihr Pilotprojekt bezieht sich auf den Bereich der häuslichen Mundhygiene. Die Arbeitsgruppe konnte aufzeigen, dass sich durch eine Selbstkontrolle des Putzvorgangs und des Putzergebnisses eine erhöhte Gesundheitskompetenz erreichen lässt. Zunächst entwickelte die Arbeitsgruppe ein Mundhygieneprotokoll, bei dem der Patient täglich die von ihm durchgeführte Zahnputzsystematik dokumentieren kann. Dazu wird dem Patienten speziell abends die Durchführung der Putzsystematik „KIAZZPlus“ empfohlen. Dabei wird zunächst mit der Kauflächenreinigung begonnen, danach mit den Innenflächen fortgefahren und schließlich werden die Außenflächen gereinigt. Im Anschluss daran erfolgt die Reinigung der Zunge und der Zahnzwischenräume.

Danach sollen sich die Patienten noch einmal gesondert mit einer gleich großen Menge (erbsengroß) Zahnpasta mindestens eine Minute lang die bereits gereinigten Zahnoberflächen und das Zahnfleisch systematisch in kleinen kreisenden Bewegungen reinigen (Plus).

Zur Dokumentation für den Patienten hat die Gruppe einen Abakus aus Holzperlen und Metall entwickelt. Mit diesem Tool kann der Patient die Selbstkontrolle in spielerischer Form selbst durchführen und hat am Ende der Woche einen Überblick über seine Putzerfolge.

Zusätzlich hat die Arbeitsgruppe eine App beziehungsweise ein Computerprogramm entwickelt. Damit können die Ergebnisse täglich, wöchentlich oder monatlich, also auch über einen längeren Zeitraum, rückblickend ausgewertet werden. Bei der App hat der Patient die Möglichkeit, zusätzlich auf Informationen zur Durchführung der Zahn- und Mundhygiene in Bild-, Schrift- oder Videoform zuzugreifen. Dies kann als Erinnerungshilfe genutzt werden. Die App und auch der Abakus sind laut der Arbeitsgruppe geeignete Mittel, um ältere Patienten bei ihrer Selbstkontrolle zu unterstützen und deren Mundhygiene signifikant zu verbessern.

Online-Plattform Globe Smile

Der zweite Preis ging an Dr. Anna-Lena Hillebrecht und Simone Steffens vom Universitätsklinikum Freiburg. Sie haben mit dem Projekt „Globe Smile“ eine kultursensible Online-Plattform zur Verbesserung der Mundgesundheitskompetenz von Personen mit Fluchthintergrund geschaffen. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um Menschen, die in ihren Heimatländern oder auf der Flucht keinen Zugang zu zahnmedizinischen Präventionsprogrammen hatten/haben, für Oralprophylaxe-Maßnahmen zu sensibilisieren.

Bei „Globe Smile“ werden kultursensible Erklärvideos angeboten, die den täglichen Ablauf der Zahnpflege zeigen und in arabischer, persischer und türkischer Sprache vertont wurden. Für die Zukunft ist geplant, Videos gemeinsam mit geflüchteten Personen in weitere Sprachen, beispielsweise Französisch oder Somali, zu übersetzen.

Ebenfalls gemeinsam mit geflüchteten Personen sollen künftig weitere Videos zu Themen der Oralprophylaxe (Kinderzahnpflege, Fluoridierung, Ernährung) erstellt und der Zielgruppe über die Online-Plattform zugänglich gemacht werden. Die Plattform ist auch über einen QR-Code erreichbar. Erste Visitenkarten mit dem QR-Code wurden bereits im Rahmen eines zahnmedizinischen Hilfseinsatzes im Camp für Geflüchtete in Kara Tepe (Lesbos, Griechenland) verteilt. Um möglichst viele Personen über die Plattform zu erreichen, sollen die QR-Codes zukünftig über verschiedene humanitäre Hilfsorganisationen und in Flüchtlingseinrichtungen in Deutschland verteilt werden. Der Effekt der Videos soll unter der Leitung des Universitätsklinikums Freiburg in zwei Unterkünften für Geflüchtete in Freiburg im Breisgau wissenschaftlich überprüft werden.

Telemedizin bei Menschen mit Pflegebedarf

Den dritten Preis erhielten Dr. Boris Jablonski und Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni von der Zahnarztpraxis Dr. Jablonski in Lollar (Landkreis Gießen) für ihr Konzeptpapier „Dentale Versorgungs- und Betreuungskonzepte für Menschen in Pflege anhand von zukunftsorientierten modernen Techniken“. Die Praxis stellte innovative Ideen, Gedanken und Möglichkeiten für eine zahnärztliche Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf vor.

Zwar habe sich die zahnmedizinische Versorgung von Pflegebedürftigen in Heimen inzwischen dank der Kooperationsverträge mit Zahnärzten sehr verbessert. Dennoch müsse berücksichtigt werden, dass viele Menschen erst in den Heimen landen, nachdem sie zuvor lange in häuslicher Pflege waren – und dann oft mit dringendem Versorgungsbedarf, heißt es im Konzeptpapier. Für Zahnärzte bei der Versorgung von Heimen inzwischen unerlässlich: der Einsatz von technischen Geräten (etwa von Tablets zur Abrechnung oder Dokumentation). Einer der Vorteile liege im Wegfall einer zweiten papiergeführten Patientenkartei und in der Erstellung von Befunden, die vor Ort direkt aufgenommen und dokumentiert werden können.

Das Papier verweist auf telemedizinische Möglichkeiten, die zum Beispiel auch die Befunderhebung erleichtern. So bringe zum Beispiel die Anweisung von Fachpersonal in Bezug zur Delegation und bei Rückfragen zahlreiche Vorteile für Zahnarzt, Angehörige und vor allem für den Patienten. Und bildgebende Verfahren (Intraoralaufnahmen) könnten zur Unterstützung der Mund-, Zahn- und Prothesenpflege herangezogen werden.

Eine weitere Herausforderung: der Bereich von Mund- und Zahnpflege. Gerade hier müsse es aufgrund von unterschiedlichen Gegebenheiten verschiedene Konzepte geben, die jeweils die Wünsche der zu pflegenden Personen respektieren, so das Papier. Auch die Krankenkassen und Zusatzversicherungen sollten umdenken und mehr auf Pflegefälle eingehen.

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