Erste Jahrestagung der DG-Endo

Erfolg durch endodontische Therapie

Heftarchiv Zahnmedizin
Ende November 2002 fand in Köln die erste Jahrestagung der im Januar diesen Jahres neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Endodontie in Verbindung mit der vierten Jahrestagung der Studiengruppe für Mikroskopie und dem dritten Quintessenz Endodontie Symposium statt. Im Zentrum für Anatomie der Universitätsklinik Köln trafen sich unter dem Vorsitz des Tagungspräsidenten Prof. Dr. Michael A. Baumann, Köln, über 350 endodontiebegeisterte Zahnärzte, um national und international angesehene Referenten zu den beiden Hauptthemen Nickel-Titan-Instrumente und OP-Mikroskop zu hören.

Am ersten Kongresstag stand die Aufbereitung mit Nickel-Titan-Instrumenten im Mittelpunkt. So wurde von Dr. Karl Behr, Olching, die Dynamik und von Dr. Ove Peters, San Francisco, der im Rahmen des Kongresses für seine Arbeiten mit dem „Guldener Endodontie Preis" ausgezeichnet wurde, die klinische und experimentelle Erfahrung mit rotierenden Nickel-Titan-Systemen dargelegt. Anschließend erklärten Dr. Ove Peters, Dr. Fred Barbakow, Zürich, Dr. Thomas Mayer, München, Prof. Dr. Roland Weiger, Basel, Dr. Thomas Clauder, Hamburg, und Prof. Dr. Michael Baumann die Grundzüge, Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener auf dem Markt befindlicher Nickel-Titan-Systeme. Nachmittags sprachen Dr. Wolf Richter, München, über die Verwendungsmöglichkeiten des Dentalmikroskopes und Dr. Kathrin Schöneberger, Zürich, über die Bedeutung des dichten koronalen Verschlusses.

Hybridtechnik

Nachdem die Zuhörer von den vorhergehenden Referenten mit den Grundlagen zur modernen Endodontie vertraut gemacht worden waren, vereinigte Dr. Helmut Walsch, München, nun die gehörten Fakten in ihrer konzeptionellen Bedeutung. Ziel der Endodontie ist die Beseitigung der bakteriellen Infektion innerhalb des komplexen Endodontes und die Verhinderung einer erneuten Kontamination. Ausgehend von jenen Grundgedanken legte der Referent logisch das Erreichen dieses Zieles in der modernen Endodontie dar.

Um eine adäquate Reinigung und spätere Füllung des apikalen Kanaldrittels zu erreichen langt eine apikale Instrumentation in Größenordnungen ISO 20 oder ISO 25 nicht aus. Um die Möglichkeit zu haben, in diesem Bereich einen größeren Instrumentationsdurchmesser zu erhalten, sollte eine Präparation des Kanalsystemes mit geradlinigem Zugang, sequentiell von koronal nach apikal in „crown-down“ Technik erfolgen.

Angestrebt wird eine sich gleichmäßig verjüngende konische Aufbereitungsform. Da kein auf dem Markt befindliches System alleine dazu in der Lage ist, bei allen Kanalkonfigurationen diese Aufbereitungsform zu erzielen, empfiehlt sich deren Verwendung in Kombination, der „Hybridtechnik“.So können sinnvoll Vorteile von Feilensysteme genützt und formbedingte Nachteile vermieden werden. Dr. Helmut Walsch zeigte hervorragend illustriert solche Kombinationsmöglichkeiten in Abhängigkeit von unterschiedlichen Kanalkonfigurationen. Der Tag schloss mit Fallpräsentationen von Mitgliedern der DG-Endo.

Mikrochirurgisches Weichgewebsmanagement

Der zweite Tag der Veranstaltung stand ganz im Zeichen der apikalen Chirurgie, dessen theoretischen Abschnitt sich Dr. Peter Velvart, Zürich, für Weichgewebsmanagement und Prof. Dr. Syncuk Kim, Philadelphia, zur Wurzelspitzenresektion teilten.

Im Zusammenhang mit einem ästhetisch immer anspruchsvoller werdenden Patientenklientel gewinnen die minimalinvasiven Operationstechniken immer mehr an Bedeutung. Leider wird bei Wurzelspitzenresektionen noch zu wenig Wert auf die rote Ästhetik gelegt. Ziel sollte sein, bei schneller Heilung gesunde Gewebsstrukturen wieder zu erhalten. Eine besondere Herausforderung stellt der Gingivaverlauf bei Kronenrändern dar. Dr. Peter Velvart verglich verschiedene Lappendesigns. Die Problematik bei herkömmlichen Zahnfleischrandschnitten ist der Papillenerhalt. Ein großer Fortschritt war bereits die Schnittführung nach Ochsenbein-Lübke, mit einer paramarginalen Verlaufsform bei einem Minimum von zwei Millimetern attached Gingiva. Weil jedoch auch hier Narbenbildungen entstehen können, wird von Dr. Velvart mittlerweile der Papillenbasislappen favorisiert. Diese Schnittführung entspricht einem Zahnfleischrandschnitt, löst jedoch die Papille nicht ab, sondern durchtrennt die Papillenbasis. Die Blutzufuhr der Papille wird durch ausreichende Versorgung von oral nicht unterbrochen und führt bei Verwendung von mikrochirurgischem, monophilen Nahtmaterial zu hervorragenden ästhetischen Ergebnissen.

Mikrochirurgische Wurzelspitzenresektion

Prof. Dr. Syncuk Kim, Philadelphia, legte anschaulich bebildert sein Konzept der apikalen Chirurgie dar. Eine Wurzelspitzenresektion unter dem Operationsmikroskop ist die konsequente Erweiterung des endodontischen Therapiespektrums, wenn alle Revisionsversuche nicht zum Erfolg führten. Dies kann in bestimmten Situationen auch schonender sein als nicht chirurgische Revisionsversuche. Durch Vergrößerung und zentrale Lichtquelle des Operationsmikroskopes wird das Operationsgebiet hervorragend eingesehen. Hierbei kann die um drei Millimeter resezierte Wurzelspitze unter maximaler Vergrößerung (20-25x), angefärbt mit Methylenblau, auf nicht instrumentierte oder nicht gefüllte Kanalpartien inspiziert werden. Aufbereitung und Füllung der retrograden Kavität erfolgen in mittlerer Arbeitsvergrößerung (10-16x). Dr. Kim bereitet retrograd mit Zirkonium-Nitrit beschichteten Ultraschallansätzen (KiS-Tips, Firma Spartan, siehe Abbildung) etwa drei Millimeter tief auf. Die Resektionshöhle muss insgesamt nicht mehr als vier Millimeter Durchmesser aufweisen, nur soviel, dass das retrograde Instrument gerade Zugang erhalten kann. Hierbei kommt ein spezielles Instrumentarium (Mikrospiegel, Mikrostopfer und mehr) zum Einsatz. Als das modernste Füllungsmaterial stellte Dr. Kim MTA (MineralTrioxideAggregate; ProRoot, Fa. Maillefer) vor. MTA zeigt im Vergleich mit bisher verwendeten Materialien die besten histologischen Ergebnisse. Lediglich die ungewohnte Materialkonsistenz, die feuchtem Sand ähnelt, bereitet anfangs Probleme und erfordert Übung. Sowohl der Zugang als auch der abschließende Wundverschluss erfolgen in Übersichtsvergrößerung (4-6x) oder unter Verwendung einer Lupenbrille. Für die Durchführung einer Operation in der angegebenen Art und Weise ist eine hervorragende Blutstillung unerlässlich. Hier empfiehlt Dr. Kim die Verwendung von Lidocain mit 1:50 000 Epinephringehalt. Der eigentliche Operationsbeginn sollte erst nach etwa dreißig Minuten Einwirkungszeit erfolgen. Intraoperativ kann die Resektionshöhle mit epinephringetränkten Wattepellets (Raceletts) und Eisensulfatlösung blutstill gemacht werden. Wenn keine zusätzliche parodontale Problematik vorliegt, erreicht Dr. Kim mit seiner Operationsmethodik eine Erfolgsquote von über 96 Prozent. Im Anschluss an seinen theoretischen Vortrag führte Prof. Dr. Kim zwei Live-Operationen durch. Prof. Dr. Kim wurde vom Präsidium der DG-Endo als Mentor und geistiger Mitbegründer mit der Ehrenmitgliedschaft geehrt. Alle Teilnehmer erwarten nach zwei sehr lehrreichen und interessanten Fortbildungstagen bereits die nächste Jahrestagung 2003.

Dr. Frank Setzer,Luipoldstraße 44a91052 Erlangen

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