32. Jahrestagung der AG Dentale Technologie

CAD/CAM und Implantologie

Die 32. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie in Sindelfingen wurde traditionell durch den ersten Vorsitzenden Prof. Heiner Weber, Tübingen, eröffnet. Trotz des herrlichen Wetters und des Feiertags war die Sindelfinger Stadthalle wieder zum Bersten voll. Wie in den letzten Jahren auch, waren die Vorträge inhaltlich durchaus divers und sowohl für Zahntechniker als auch für Zahnärzte interessant. Dabei beherrschten die Themen CAD/CAM und Implantologie die Tagungsbeiträge.

Klassisch und bewährt

Zur Einführung in die Tagung wies ZTM Gerhard Pfau, Wangen, auf altbewährte und neue Erkenntnisse in der klassischen Verarbeitung von Keramikmassen hin. Denn gerade im Frontzahnbereich ist durch eine optimale Handhabung von Keramikmassen (wie Ausschluss von Luft) die Ästhetik in Form von Transluzenz und Transparenz stark zu beeinflussen.

Hilfestellung für das Herstellen von Keramik- oder Kunststoffverblendungen gab ZTM Dr. Burkhardt aus Plochingen mit Demonstrationen aus der Schalentechnik. Verlässt man sich nicht nur auf die neuen CAD/CAM-Systeme, können hiermit auch ungeübte Zahntechniker schnell zu durchaus ästhetisch anspruchsvollen Ergebnissen kommen.

CAD/CAM

Die Technik der Zukunft scheint aber von der CAD/CAM-Technologie mitbestimmt zu werden. Das Zirkonoxid gewinnt als Material der Wahl immer mehr an Gewicht und ist im Einzelzahnbereich und bei kleineren Brückenkonstruktionen schon bei vielen Dentallabors etabliert. CAD/CAM-Systeme haben trotz mancher Vorteile ihren stolzen Preis und benötigen auch in der Handhabung einige praktische Erfahrung. Dennoch ist auf diesem Sektor noch einiges zu erwarten, denn der Ruf nach immer mehr Vollkeramik in der Kronen- und Brückentechnik (konventionell oder adhäsiv zementiert) und nach Veneers im Frontzahnbereich wird immer deutlicher. Die Systeme stecken nicht mehr in den Kinderschuhen wie noch im letzten Jahr, und es wurden vor allem im Softwarebereich Probleme behoben und Neuerungen eingeführt. Das Procedere ist zwar bei manchen Herstellern mit verschiedenen Materialien noch nicht ganz ausgereift, aber CAD/CAM ist durchaus eines näheren Blickes würdig, vor allem in Kombination mit Zirkonoxidkeramiken und Galvanoforming-Techniken. Wie in verschiedenen Vorträgen gezeigt, sind nun auch kombiniert festsitzend-herausnehmbare Arbeiten denkbar, doch gibt es hierfür noch keine klinischen Langzeitergebnisse, und daher beschränkt sich der Praktiker bei CAD/CAM noch auf die bereits etablierten Inlays/Onlays, Einzelkronen und kurzspannigen Brücken in ästhetisch sensiblen Bereichen.

Zahnmedizin und Zahnersatz in der Politik

Rüdiger Strehl, kaufmännischer Direktor des Tübinger Universitätsklinikums, beeindruckte durch eine klare, ordnende Darstellung der derzeit verwirrenden (Des-)Informationen und Diskussionen zur notwendigen Sanierung des Gesundheitswesens. Er erläuterte politische Haltungen, deren Hintergründe und deren tatsächlichen Gehalt. Danach steht im nüchternen Zahlenspiel der Produktivität als einzige klinische Disziplin überraschend die Zahnmedizin positiv da. Dass dies die Politik nicht so sieht ist, laut des Referenten nicht rational begründbar. Wie die Kostenübernahme, vor allem für Zahnersatz in Zukunft gestaltet wird, ist allerdings nicht absehbar. Mutmaßlich wird dies wohl über private Pflichtversicherungen geschehen. „Positiven Behandlungsbedarf“ prognostizierte der Kölner Prothetiker Prof. Thomas Kerschbaum. Nach einer Studie der DGZPW im Jahr 2000 wird bis 2020 keine Abnahme am Umfang von prothetischer Behandlung erwartet. Zunehmende erwartete individuelle Lebensqualität bei gleichzeitiger Veralterung der Patienten fordert mehr festsitzenden Zahnersatz, mehr ästhetische und adhäsive Zahnmedizin bei jüngeren Patienten und mehr Implantologie bei älteren Patienten.

Implantologie

Vollkeramische, mit CAD/CAM hergestellte Brückenkonstruktionen aus Zirkonoxid auf Implantaten, wie sie ZTM Gerd Neuendorff aus Filderstadt demonstrierte, wurden bereits vielfach angewandt. Hier sind die Erfahrungen nach etwa 3 000 Einzelkronen und 1 000 Brücken sehr gut. Prof. Heiner Weber, Tübingen, zeigte im Gegensatz hierzu eindrucksvoll die ästhetischen Möglichkeiten von „festsitzendem“ implantatgetragenem Zahnersatz vor allem im Oberkiefer mittels klassisch individuell gefrästen Stegkonstruktionen. Für den Unterkiefer legen die gegenwärtig verfügbaren Informationen nahe, dass die Behandlung des zahnlosen Unterkiefers mit einer konventionellen Prothese nicht mehr die angemessene Behandlung der ersten Wahl ist. So zeigte Prof. Jürgen Setz, Halle, in seinem Vortrag, dass es überwältigende Belege dafür gibt, dass eine Prothese auf zwei Implantaten zur Methode der ersten Wahl werden sollte [Mc Gill Consensus Statement on Overdentures, Gerodontology 19,3-4 [2002]]. Hierbei haben sich sowohl subjektiv vom Tragekomfort als auch in der Nachsorge Stegkonstruktionen, optimal mit Metallverstärkung, bewährt.

Prof. Matthias Kern, Kiel, beschäftigte sich mit der Frage ob die Implantatsuprastruktur heutzutage verschraubt oder zementiert werden sollte. Von einer Pauschallösung rät Prof. Kern ab. Entscheidend sei die individuelle Situation und Erfahrung des Behandlers/Zahntechnikers: Bei Einzelkronen und kleinen Brücken rät Kern zum Zementieren mit einem Glasionomerzement (passiver Sitz). Bei größeren Konstruktionen wird jedoch eine Verschraubung empfohlen.

Aus der klinischen Praxis

Mit einer eindrucksvollen Fallsammlung zur Prävention sowie dem Vorgehen bei Komplikationen im Rahmen zahnärztlicher Behandlungen konnte Dr. Frank Herdach, Tübingen, am Samstag die Bedeutung der Aspiration sowie des Verschluckens von Fremdkörpern im Rahmen zahnärztlicher Behandlungen demonstrieren. Jedoch findet der erforderliche Aufwand für die Sicherung von Instrumenten und einzusetzenden Kronen keine Akzeptanz, sodass entsprechende Maßnahmen dringend angeraten wurden.

Als Abschluss dieser Vortragsreihe gab PD Dr. German Gomez, Tübingen, einen Einblick in die Problematik beim implantatgetragenen Einzelzahnersatz von Oberkiefer-Frontzähnen. Er zeigte, wodurch Probleme entstehen können und wie diese vermieden werden. Die Symbiose und notwendige Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker wurde wieder deutlich.

Auszubildende und Studierende

Der Vorstand des schon immer sehr mitgliederstarken Vereins ADT bemüht sich verstärkt, auch junge Mitglieder zu gewinnen. Das spezielle Programm für Auszubildende und Studenten kam beim jungen Fachpublikum sehr gut an. Dr. Martin Hopp aus Berlin und ZTM Andreas Hoffmann aus Gieboldshausen zeigten zum Beispiel eindrucksvoll in einer Live-Demonstration, welchen Anforderungen die eher junge Technologie des Laserschweißens gewachsen sein muss. Neben dem theoretischen Know-how über Funktionsweise und Eigenschaften des Metalls wurden Tipps und Tricks aus eigener Erfahrung verraten, wie das zu verarbeitende Werkstück optimal vorbereitet wird.

Arbeitsplatzvermittlung

Die in diesem Jahr begonnene Vermittlung von zahntechnischen Arbeitsplätzen durch die ADT ergab überraschend viele Stellenangebote und kaum Interesse seitens der Auszubildenden und Zahntechniker. Im nächsten Jahr sind deshalb verstärkt Arbeitsplatz suchende Zahntechniker und Azubis angesprochen, sich bei der ADT zu melden.

Lebenswerk-Ehrung des Horst Gründler

Neben der Ehrung des neuen Ehrenmitglieds Dr. Jörg Lingenberg, wurde eine neue jährliche Tradition beginnend, in diesem Jahr das Lebenswerk des zahntechnischen Pioniers ZTM Horst Gründler geehrt. Nicht nur durch das bekannte „Gründler-Wachs“, sondern auch durch diverse Buchveröffentlichungen und sein Engagement in Wissenschaft und Ausbildung wird Horst Gründler in der Fachwelt geschätzt. En Miniature wurde ein Denkmal in Form einer Pyramide aus italienischem Labradorblue-Granit mit den Insignien der ADT überreicht.

„Wie lernt das Gehirn?“

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch den sehr heiteren Festvortrag von Prof. Manfred Spitzer, Ulm. Sehr anschaulich verdeutlichte der studierte Mediziner und Philosoph die grundlegenden Vorgänge des menschlichen Gehirns. Viel Zeit zum Lernen und eine positive Lernatmosphäre zwischen Lehrer und Schüler sollten angestrebt werden.

Dr. Berthold JägerSimon HaugZentrum für Zahn-, Mund- undKieferheilkundePoliklinik für zahnärztliche ProthetikOsianderstr. 2-872076 Tübingenberthold.jaeger@med.uni-tuebingen.de

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