Schicksalsschlag in Eilenburg
Katastrophen fanden bisher immer ganz woanders statt – möglichst weit weg – bis zum 13. August 2002. In den frühen Abendstunden dieses Tages zerstörte das Hochwasser der Mulde in Eilenburg mein bisheriges Lebenswerk.
Ich bin mit Leib und Seele Zahnarzt und habe mir in harter Arbeit in den letzten zwölf Jahren eine schöne moderne Zahnarztpraxis mit dazugehörigem Zahnarztlabor aufgebaut. Motivation und Innovation erforderten dazu natürlich auch jede Menge Investitionen. Das wurde in einer Nacht alles Geschichte – ist verflossen. Meine Gedanken dazu kann ich nicht schildern. Dann aber, schon nach wenigen Tagen, kam eine neue Welle über mich – und diesmal eine positive – die der Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Solidarität. Noch am Evakuierungsort erreichten mich Hilfsangebote von Freunden und Kollegen. Zuallererst möchte ich da meinen Studienkameraden und Freund Dr. Helmut Hrdina und seine Frau Annett aus Thüringen nennen, die mich in den schwersten Stunden tatkräftig unterstützten und mich wieder auf den Weg brachten, die beschafften und organisierten und sofort halfen. Auf einmal war ich nicht mehr allein – es konnte wieder losgehen, ich hatte wieder Tatkraft. Es folgte eine Fahrt auf der physischen und psychischen Berg- und Talbahn. In einer Stunde schlimmer Verzweiflung besuchte mich unser Kammerpräsident Dr. Joachim Lüddecke und baute mich wieder auf.
Motivation auf Null
Das nächste „Hoch“ kam durch die Nachricht meiner Kollegen der Mitteldeutschen Vereinigung für zahnärztliche Implantologie (MVZI), Dr. Thomas Barth, Dr. Wolfram Knöfler, Dr. Helmut Faßauer und vielen anderen. Ich hatte mich mit einem Vortrag im Rahmen der 9. Tagung der MVZI angemeldet – es ging um „Motivation für Praktiker“. Das ging bei mir überhaupt nicht mehr. Niemand nahm mir meine Absage übel – alle haben mir geholfen – für mich überwältigend.
Organisatorisch für alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen hatte die KZV Sachsen in Dresden ein Konzept entwickelt und durchgesetzt, das wirklich griff. Geschäftsführer Dr. Ralph Nikolaus und seine Mitarbeiterin Frau Sauer waren ständig als Ansprechpartner für uns da und vermittelten manchmal das „Unmögliche“. So kam es auch zu einer direkten Patenschaft mit dem Zahnärztlichen Förderverein Würzburg, vertreten durch Dr. Straasen.
Meine Freunde Dr. Wolfgang Bolz, ZMT Hermann Sonntag und Gert Wieners aus München unterstützten mich materiell und moralisch. Familie Georgi kam aus dem Schwarzwald, um uns mit nötigsten Verbrauchsmaterialien zu versorgen.
Ohne die Hilfe der Zahnärzteschaft aus der ganzen Bundesrepublik wäre ich heute noch lange nicht in der Lage, wieder zu arbeiten und vor allem wirklich Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Das Zusammenstehen gegen die Auswirkungen der Naturkatastrophe war beeindruckend und hat stark gemacht.
Ich möchte auch im Namen meiner Frau allen Freunden, Kollegen und Organisatoren für die große Hilfe und die übergroße Spendenbereitschaft ganz herzlich danken.
Dr. Rainer PertzschWalter-Stöcker-Str. 904838 Eilenburg