Zahnmedizinische Fachangestellte 2005

Die Ausbildungszahlen gehen zurück

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Zahnärzte gehören seit Jahrzehnten zu den Hauptausbildern für viele junge Frauen in Deutschland. Das wird auch in diesem Jahr so bleiben. Trotzdem finden im neuen Ausbildungsjahr weniger Zahnmedizinische Fachangestellte einen Platz in einer Praxis. Gesundheitspolitische Entscheidungen des Gesetzgebers und eine dauerhafte volkswirtschaftliche Stagnation spiegeln sich in dieser Entwicklung wider. Dennoch engagiert sich der Berufsstand, um auch künftig die Ausbildung für viele junge Menschen zu sichern.

Die Freien Berufe liegen mit einem Anteil von immerhin 8,1 Prozent an der Gesamt- Ausbildungsleistung in Deutschland im Jahr 2004 an dritter Stelle hinter den Ausbildungsbereichen „Industrie und Handel“ (56,3 Prozent) und Handwerk (29,4 Prozent). Die restlichen sechs Prozent entfallen auf die Ausbildungsbereiche „Öffentlicher Dienst“, „Land-“ und „Hauswirtschaft“ sowie „Seeschifffahrt“.

Trotz Stabilisierung auf dem Ausbildungsstellenmarkt der Freien Berufe Anfang des neuen Jahrtausends werden seit 2002 pro Ausbildungsjahr durchschnittlich 2 000 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen als im jeweiligen Vorjahr (siehe Abbildung 1). Die Zahl der insgesamt abgeschlossenen Neuverträge im Jahr 2004 liegt bei rund 46 500 und die Prognose des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB) für dieses Jahr lässt wiederum einen Rückgang um rund sechs Prozent erwarten.

Ärzte und Zahnärzte sind die Hauptausbilder innerhalb der Freien Berufe und die beiden Ausbildungsberufe Medizinische beziehungsweise Zahnmedizinische Fachangestellte (ehemals Arzthelferin beziehungsweise Zahnarzthelferin) sind bei jungen Schulabgängerinnen nach wie vor die beliebtesten. Die Entwicklung der Ausbildungszahlen dieser beiden Berufe läuft seit Jahren fast parallel. Neben einer mangelnden Ausbildungsreife beklagen viele Ausbildungspraxen die seit Jahren anhaltenden gesundheitspolitischen Fehlentwicklungen sowie die hemmenden Effekte der angespannten wirtschaftlichen Situation. Dies belegen die aktuellen Ausbildungszahlen zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) aus 2005.

Der rückläufige Trend von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) hält wie im Vorjahr auch im Jahr 2005 an (siehe Abbildung 2).

Bundesweit wurden in diesem Jahr zum 30. September insgesamt 11 650 Ausbildungsverträge für ZFA neu abgeschlossen (ABL: 10 330; NBL: 1 320). Gegenüber dem Vorjahr haben die Ausbildungszahlen damit im Durchschnitt um 8,48 Prozent abgenommen (ABL: -7,57 Prozent; NBL: -15 Prozent). Ausgehend von einem geringeren Ausgangswert sind die prozentualen Verluste in den Neuen Bundesländern deutlicher spürbar.

Alle Kammern haben einen Rückgang der Ausbildungszahlen gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, wobei die Zahlen einzelner Kammerbereiche zum Teil erheblich um den Durchschnittswert variieren. Weitgehend stabile Werte bei den neuen Ausbildungsverhältnissen finden sich lediglich in Bremen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. Deutliche prozentuale Verluste verzeichneten hingegen Berlin, Sachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Bayern, Rheinland-Pfalz und Brandenburg (siehe Tabelle 1).

Schwächen in der Schulbildung

Viele Bewerberinnen und Bewerber haben grundlegende Defizite im Lesen, Schreiben und Rechnen. Dieses Problem ist quer durch alle Wirtschaftszweige zu beobachten. „Rund 20 Prozent der Schulabgänger eines Jahrgangs sind nicht ausbildungsreif“, bemängelte dann auch Kurt Biedenkopf auf einer Veranstaltung des Hartz-IV-Ombudsrates im Sommer dieses Jahres. Nach Ansicht der Freien Berufe ist hier die Politik in der Pflicht, die Leistungsfähigkeit der Schulabgänger durch entsprechende personelle und finanzielle Fördermaßnahmen entscheidend zu verbessern. Eine Möglichkeit für Ausbilder, den eigenen Lehrling fit zu machen, bieten ausbildungsbegleitende Hilfen (abH). Die abH fördern Jugendliche mit schulischen Schwächen und sozialen Problemen. Beantragt werden können abH bei der Abteilung Berufsberatung der zuständigen Zweigstelle der Bundesagentur für Arbeit.

Strukturelle Veränderungen

Über den Zeitraum der letzten zehn Jahre ist eine kontinuierliche Abnahme von Einzelpraxen bei gleichzeitiger Zunahme von Gemeinschaftspraxen zu beobachten. Hier können Effizienzeffekte bei der Personalplanung entstehen, die sich auch auf die Einstellung von Auszubildenden auswirken. Darüber hinaus diskutierte der Arbeitskreis Berufsbildung und Jugendpolitik des BFB auf seiner Novembersitzung, dass zunehmend auch Teilzeitarbeitsplätze, Einstiegsqualifizierungen für Jugendliche und geringfügige Beschäftigungsverhältnisse Ausbildungsplätze kompensieren dürften. Und schließlich hat unser Berufsbereich in der Vergangenheit regelmäßig über Bedarf ausgebildet, wie die Bundesregierung in ihrem Bericht zur Lage der Freien Berufe hervorhebt.

Politisch massiv behindert

Die politische und unternehmerische Verantwortung der zahnärztlichen Kollegen, sich auf breiter Basis für die Ausbildung einzusetzen und damit in hohem Maße die gesellschaftliche Teilhabe der Jugend in Deutschland zu gewährleisten, wurde in den letzten Jahren staatlicherseits massiv behindert. Der Ausbildungsbereich zeigt exemplarisch, dass die ständigen Interventionen der Politik in die Wirtschaftsabläufe der Zahnarztpraxen politisch und wirtschaftlich kontraproduktiv sind. Schulabgängerinnen mit dem Berufswunsch Zahnmedizinische Fachangestellte haben es schwerer als bisher. „Ursachen für die rückläufigen Ausbildungsverhältnisse sehen wir in der anhaltenden schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Zahnarztpraxen sowie in den Unsicherheiten über zukünftige Auswirkungen politischer Entscheidungen auf die Praxen. Jüngstes Beispiel ist die im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD angekündigte Einführung einer Behandlungspflicht zu festen, reduzierten Gebührensätzen nach GOZ“, erklärt der für den Bereich Ausbildung zuständige Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dietmar Oesterreich.

Nachwuchswerbung

Trotz der zurückhaltenden Personalplanung vieler Praxen sind sich die deutschen Zahnärzte ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für eine betriebliche Ausbildung auf hohem quantitativen und qualitativen Niveau bewusst.

Um einem künftigen Fachkräftemangel vorausschauend entgegenzuwirken – die demographische Entwicklung lässt erkennen, dass ab 2010 ein deutlicher Rückgang bei den Jahrgangszahlen der Jugendlichen, die für die Ausbildung zur Verfügung stehen werden, eintritt – folgten die Delegierten auf der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer im Oktober 2005 einem Antrag, der den BZÄK-Vorstand auffordert, „geeignete Maßnahmen einzuleiten und zu unterstützen, um einen qualifizierten und am Bedarf der zahnärztlichen Praxen in Deutschland orientierten Mitarbeiter/innen-Nachwuchs zu gewährleisten“.

Bereits einen Monat zuvor verabschiedete der BZÄK-Vorstand die novellierte DH-Musterfortbildungsordnung, die für Abiturientinnen und Schülerinnen mit Fachhochschulreife eine zeitliche Verkürzung dieser Qualifizierung ermöglicht, um in diesem Personenkreis die Akzeptanz für hochwertige Qualifizierungen zu sichern.

Und schließlich engagieren sich die Kammern seit Jahren vor Ort, um jungen Menschen eine Ausbildungsmöglichkeit anzubieten. Das belegen eine Vielzahl von Aktivitäten der Kammern zur Gewinnung neuer Ausbildungsbetriebe und zur Nachwuchswerbung: zum Beispiel das Berufsbild auf Jugend-, Berufsmessen und Ausbildungsbörsen präsentieren, Informationsmaterial an Arbeitsagenturen und Berufsinformationszentren verteilen, Schulen besuchen und Informationsveranstaltungen zur Berufsfindung durch die Referenten für zahnmedizinische Mitarbeiterinnen durchführen, Flyer, Filme und Poster herausgeben, zur Bereitstellung von Ausbildungsplätzen in regionalen Zahnärzteblättern werben.

Politische Verlässlichkeit Gefordert

Die Politik sollte realisieren, dass die mehr als 55 000 niedergelassenen Zahnärzte ein fester Bestandteil des wirtschaftlichen Mittelstandes in Deutschland und der viertgrößte Arbeitgeber im Gesundheitswesen sind. Sie sind damit Brotgeber für rund 326000 Menschen und mit einem Anteil von über 80 Prozent einer der wichtigsten für Frauen in Deutschland. Zahnarztpraxen sind also nach wie vor ein bedeutender Arbeitsplatzgarant und ein Motor der beruflichen Ausbildung in Deutschland. „Ein Mehr an Ausbildung muss deshalb bei strukturellen Verbesserungen der Standortbedingungen für die Unternehmen in Deutschland ansetzen. Dafür sind sowohl Kostenentlastungen als auch politische Verlässlichkeit dringend erforderlich“, so Dr. Michael Sereny, Präsident der ZÄK Niedersachsen und für zahnärztliche Mitarbeiterinnen zuständiges Vorstandsmitglied der BZÄK.

Dr. Sebastian ZillerBundeszahnärztekammerLeiter der Abteilung Prävention undGesundheitsförderungChausseestraße 13, 10115 Berlin

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