Vom Stellenangebot bis zur Entscheidung

Azubis ante portas

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Die Bewerbungszeit steht vor der Tür. Bald grübeln Zahnärzte landauf landab wieder: Welche Kandidatin bekommt den Zuschlag? Auf ein gutes Bauchgefühl allein sollten sie sich bei der Auswahl ihrer Helferinnen nicht verlassen. Die richtige Entscheidung braucht System.

Stellenanzeige, Bewerbungsgespräch und Auswahl – wer als neuer Azubi ins Team kommt, ist keine Frage des Zufalls, weiß Business Coach Gitte Härter. Sie berät Unternehmen und Einzelpersonen in Job- und Karrierefragen und kennt die Orientierungspunkte, mit denen Arbeitgeber im Getummel der Bewerber den Überblick wahren.

Präzise statt pauschal

Die erfolgreiche Suche beginnt mit einer guten Stellenanzeige, so Härter. Die meisten Inserate sind ihrer Meinung nach zu pauschal. An Aussagekraft gewinnen sie erst, wenn sie die fachlichen und persönlichen Anforderungen vermitteln und zudem über das Arbeitsumfeld informieren. Da Auszubildende in der Regel frisch von der Schule kommen und noch kein Fachwissen vorweisen, empfiehlt die Expertin, das Persönliche in den Vordergrund zu stellen. Beim Texten der Anzeige sollten die Helferinnen ein Wörtchen mitreden, rät sie außerdem: „Schließlich üben sie die Arbeit täglich aus und wissen genau, was Auszubildende mitbringen müssen.“ Bei alledem nicht zu vergessen: wer trödelt, verliert. „Die guten Bewerber sind schnell wieder vom Markt. Die Anzeige muss überzeugen, damit sich die eigene Praxis positiv von den anderen abhebt.“ Fazit: Das Verhältnis zwischen Erwartungen und Chancen muss stimmen. Positiv wirkt sich zum Beispiel aus, wenn eine Praxis modern ausgestattet ist, eine gute Lage hat oder wenn der Job Übernahme- und Aufstiegschancen bietet.

Neben dem Inhalt der Anzeige zählt auch, wo sie veröffentlicht wird. Neben dem Klassiker Zeitung eignet sich vor allem das Internet. Zahnarztpraxen können – falls vorhanden – die eigene Homepage als Forum nutzen oder die Stellenbörsen der Zahnärztekammern und KZVen. Das bietet zusätzlich den Vorteil der gezielten regionalen Suche. Ein Aushang in der Praxis ist ein weiterer direkter Weg zum Bewerber. Härter: „Patienten entscheiden sich für eine Praxis, weil sie dem Team vertrauen und sich wohl fühlen. Eine bessere Empfehlung, dort zu arbeiten, gibt es eigentlich nicht.“

Die richtige Wahl

Um den Kreis der Kandidatinnen überschaubar zu halten, müssen Zuschriften zügig bearbeitet werden. „Für Bewerbungen, die einen wirklich nicht interessieren, gilt: sofort zurückschicken“, so die Beraterin. Das minimiere den Verwaltungsaufwand und spare Zeit. Vor dem Bewerbungsgespräch sollten Zahnärzte sich klar machen, was sie von den Eingeladenen wissen wollen. Gitte Härter rät Chefs, einen Bewertungsbogen mit einigen Standardfragen anzulegen. So könne man die Kandidatinnen später einheitlich beurteilen und laufe nicht Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Ein zusätzlicher Tipp: Zahnärzte sollten auf jedem Bogen ein Merkmal notieren, das ihnen hilft, sich später an die einzelnen Bewerberinnen zu erinnern.

Vorsicht beim Aufbau des Gesprächs: „Wenn Arbeitgeber gleich zu Beginn von ihren Vorstellungen erzählen, können Bewerber ihnen im Anschluss genau die Antworten geben, die sie hören wollen“, warnt die Expertin. Besser sei es, erst den Gast reden zu lassen und Fragen zu stellen. Die Grundregeln dabei lauten, sich nicht mit Floskeln abspeisen zu lassen, bei unverbindlichen Antworten nachzuhaken, bei zögerlichen aufzuhorchen. Bei jedem Bewerbungsgespräch zu beachten: der Faktor Nervosität. Speziell bei jungen Bewerbern sollten Praxisinhaber sich nicht von ungeschicktem Verhalten irritieren lassen, erklärt Härter. Stattdessen gelte es herauszufinden, ob Nervosität der Grund ist oder ob echte kommunikative Schwächen dahinterstecken. „Dazu muss eine entspannte Gesprächsatmosphäre geschaffen werden.“ Zum Beispiel mit ein paar auflockernden Einstiegsfragen oder einem Rundgang durch die Praxis. Ob eine Bewerberin ins Team passt, lässt sich nämlich nur entscheiden, wenn sie sich nicht verstellt und für ein offenes Gespräch bereit ist.

Die engere Auswahl der Bewerberinnen sollte man auf jeden Fall zum Probearbeiten einladen, rät Härter. Das gibt dem Praxisteam die Möglichkeit, sich ein Bild von ihren Fähigkeiten – etwa im Umgang mit Patienten – und ihrer Zuverlässigkeit zu machen. Umgekehrt kann so auch die Kandidatin besser entscheiden, ob sie sich für den richtigen Beruf entschieden hat und ob sie sich bei den Kollegen in spe wohl fühlt. Schwanken Zahnarzt und Helferinnen zwischen mehreren Bewerberinnen, kann das Probearbeiten sich zudem als das entscheidende Zünglein an der Waage erweisen.

In allen Phasen des Auswahlprozesses sei besonders eine Sache wichtig, betont Härter: der respektvolle Umgang mit den Bewerbern. Dazu gehöre es, für alle Bewerbungsunterlagen Eingangsbestätigungen zu verschicken – und eine höfliche Absage, wenn man sich nach dem Auswahlprozess gegen eine Interessentin entscheidet.

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