Spiegel in der Praxis

Anblick mit Einsicht

Spiegel gehören zu den interessantesten Elementen der Raumgestaltung. Und sie ermöglichen uns die unbewusste Reflexion über das eigene Selbst – äußerlich wie innerlich. Richtig plaziert sind sie weit mehr als ein schöner Blickfang, nämlich positive Stimmungsmacher für Patienten und Team: Ein freundliches Lächeln aus dem Spiegel überträgt sich sofort – auf uns selbst und auf unsere Umgebung.

Der Spiegel ist ein häufig genutzter Gegenstand in unserem Alltag. Auf einer tieferen Ebene ist er darüber hinaus seit jeher ein äußerst zweideutiges Symbol: Einerseits gilt er als Zeichen der Selbsterkenntnis und der Wahrheit. Andererseits ist er spätestens seit Narziss ein Symbol für Eitelkeit: Denn als sich der schöne Jüngling aus der griechischen Mythologie zum Trinken über eine Quelle beugte, verliebte er sich in sein eigenes Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Dieses unerfüllbare Gefühl zehrte ihn so auf, dass er bald darauf starb und schließlich in eine Narzisse verwandelt wurde.

Sein schlechtes Image hat der Spiegel seitdem weg. Dabei leistet er doch viel mehr, als nur der Eitelkeit zu dienen: In der Theorie des französischen Psychoanalytikers Jaques Lacan etwa bezeichnet das so genannte „Spiegelstadium“ eine wichtige psychologische Entwicklungsphase des Kindes zwischen dem sechsten und 18. Lebensmonat, in der es das eigene Ich entdeckt: Das Kind betrachte sich in dieser Zeit eingehend im Spiegel und begrüße sein Bild mit einer „jubilatorischen Geste“ der Verzückung, so Lacan. Diese Begegnung sei vor allem deshalb ein Anlass zur Freude, weil sich das Kind im Spiegel zum ersten Mal vollständig sehe, anstatt „zerstückelt“ aus der Leibperspektive – aus der heraus man ja zum Beispiel das eigene Gesicht nie sehen kann.

Diese Fähigkeit des Menschen, sich selbst zu erkennen, ist nach Ansicht der Wissenschaftler die Grundlage für unser alltägliches Verhalten und Zusammenleben und die Voraussetzung für Mitgefühl, Erinnerungen und Zukunftsvisionen. Im Alltag laufen all diese Funktionen eher unbewusst ab. Der Blick in den Spiegel ist dort eher ein Ritual, um zu überprüfen, ob die Frisur richtig liegt oder die Kleidung sitzt. Das hat nicht nur mit Eitelkeit zu tun, sondern dient immer auch dazu, sich seiner selbst zu vergewissern – wer weiß, wie er auf andere wirkt, kann die Folgen des eigenen Verhaltens besser voraussehen und Situationen sicher einschätzen.

Reflexion an der Wand

Was für Menschen ganz allgemein gilt, das gilt für Patienten von Zahnarztpraxen um so mehr. Laut verschiedener statistischer Erhebungen ängstigen sich etwa 70 Prozent von ihnen vor der bevorstehenden Behandlung. Ein Blick in den Spiegel kann da noch einmal Sicherheit und festen Boden unter den Füßen geben. „Fehlt dieser Kontrollblick, dann fühlen sich die Patienten leichter unwohl und treten den Mitarbeitern des Praxis- Teams schneller unsicher gegenüber“, meint der Praxisberater Werner Lamers. Diese beruhigende und entspannende Wirkung macht einen sichtbar zwischen Wartebereich und Sprechzimmer angebrachten Spiegel zum sinnvollen Accessoire für die patientengerechte Zahnarztpraxis. In der Regel findet sich jedoch höchstens ein Spiegel in der Garderobe und einer im Bad. Eigentlich unverständlich. Denn Spiegel sind zudem auch ein interessantes und zudem kostengünstiges Raumgestaltungselement.

An den richtigen Stellen angebracht, schaffen sie angenehmes Licht in dunklen Ecken und vermitteln den Eindruck von großzügiger Weite selbst in engen, kleinen Räumen. Die gleiche aufhellende und erweiternde Wirkung haben Spiegel auf die Stimmung der Patienten. Vor allem, wenn sie bronzefarben unterlegt sind. Dann sehen die Patienten subjektiv attraktiver und gesünder aus und fühlen sich dadurch besser.

Auf diese Weise schaffen Spiegel nicht nur eine angenehmere Stimmung, sondern dienen gleichzeitig als wirkungsvolles Marketinginstrument. Ganz wichtig dabei ist, dass sich der Spiegel harmonisch in die Gestaltung der Räume einfügt.

Ähnlich positiv wirken Spiegel auf das Mitarbeiter- Team. Wo sonst vielleicht häufig müde Stimmung und heruntergezogene Mundwinkel vorherrschen, da kann ein in den Arbeitsbereichen oder an den Wänden angebrachter Spiegel wahre Wunder bewirken, „weil die Mitarbeiter automatisch Haltung und Gesichtsausdruck kontrollieren – und bei Bedarf korrigieren“, meint Lamers. „Das ist auch der Grund, warum in Räumen mit Spiegeln wesentlich mehr gelächelt wird. Und außerdem achten die Mitarbeiter dann wesentlich stärker auf ein gepflegtes und angenehmes Äußeres.“

Zudem sollte der Praxisinhaber darauf achten, die Spiegel plan aufzuhängen, um unvorteilhafte Verzerrungen zu vermeiden. Nicht zu empfehlen sind Spiegel dagegen in aller Regel in den Behandlungsräumen. Denn dort aufgehängt würden sie den Patienten die Behandlungssituation erst recht vor Augen führen, statt von ihr abzulenken.

In allen Facetten

Spiegel gibt es seit Jahrhunderten in den verschiedensten Ausführungen. Im Mittelalter und bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurden sie mit einer Metalllegierung aus etwa 75 Prozent Zinn und 25 Prozent Quecksilber hergestellt. Erst als diese stark giftigen Spiegel Ende des 19. Jahrhunderts verboten wurden, ging man allgemein zu der noch heute üblichen Silberspiegelfabrikation über. Ein herkömmlicher Spiegel besteht danach aus einer Glasplatte, die auf ihrer Hinterseite eine dünne Silberschicht trägt. Damit diese Silberschicht nicht verkratzt oder oxidiert, wird sie abschließend galvanisch verkupfert und lackiert.

Ansonsten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt – es gibt Spiegel in unendlich vielen Formen und Farben und mit den unterschiedlichsten Rahmenmaterialien. Welcher davon sich am besten eignet, sollte jeder Praxisinhaber vom eigenen Geschmack und der übrigen Raumgestaltung abhängig machen. Einfache Modelle gibt es für relativ wenig Geld im Baumarkt, edle oder antike Stücke findet man im Fachhandel, beim Antiquar, im Internet oder auf dem Flohmarkt. Und in manchen Fällen mag schon ein kleiner Kosmetikspiegel an der Innenseite der Empfangstheke ausreichen.

Halbdurchlässige Spiegel

Spiegel bilden nicht nur die Realität ab, mit Spiegeln lassen sich auch die verschiedensten optischen Tricks durchführen. Man kann sie zum Beispiel dazu verwenden, um Gegenstände scheinbar verschwinden zu lassen. In Spiegelkabinetten werden verformte Spiegel außerdem dazu eingesetzt, um bizarre Verzerrungen des Spiegelbildes des Betrachters hervorzurufen.

Eine weitere Besonderheit sind halbdurchlässige Spiegel – auch „Einwegspiegel“ oder „Spionspiegel“ genannt. Bei ihrer Herstellung ist die auf die Glasscheibe aufgebrachte Silberschicht deutlich dünner als bei normalen Spiegeln. Dadurch wird nur noch ein Teil des auftreffenden Lichts reflektiert. Der Rest strahlt ungehindert hindurch – wie bei einer stillen Teichoberfläche, in der sich die Wolken spiegeln und zugleich die Fische zu sehen sind. Wie viel Licht jeweils reflektiert und wie viel durchgelassen wird, hängt dabei von der Stärke der aufgetragenen Reflexionsschicht ab.

Eine speziell auf die Bedürfnisse von Arztpraxen zugeschnittene Variante des halbtransparenten Spiegels ist der sogenannte „IGeL-Spiegel“. Er spiegelt nicht nur seine Umgebung, sondern dient gleichzeitig auch als Informationsträger. So kann der Zahnarzt zum Beispiel Groß-Dias hinter der Spiegelfläche anbringen, die dann von hinten durchleuchtet werden. Durch spezielle Ringleuchten, die mithilfe einer Elektronik gesteuert werden, lassen sich die Farbfolien dann abwechselnd sichtbar machen. Das bietet dem Zahnarzt einen hohen Aufmerksamkeitswert für alle wesentlichen Informationen der Praxis – von Zusatzleistungen über Urlaubstermine bis hin zu aktuellen Aktionen. Die Folien können mit einem handelsüblichen Tintenstrahldrucker ganz einfach selbst produziert und leicht ausgetauscht werden. Anders als mit schnell veralteten Plakaten kann der Zahnarzt so einfach und problemlos selbst über aktuelle Angebote in seiner Praxis informieren. Darüber hinaus gibt es eine integrierte Laufschrift- Funktion mit wechselnden Effekten, wie Blinken, Laufen oder Farbänderungen. Der gute alte Spiegel, weiter entwickelt zum modernen Marketing-Instrument.

Robert UhdeGrenadierweg 3926129 Oldenburg

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.