1. Zahnärztetag in Hamburg

Fortbildungs-Premiere bei den Nordlichtern

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Exzellente Fortbildung gab es bei den Zahnärzten der norddeutschen Kaufmannsmetropole an der Elbe schon immer. Aber einen eigenen Zahnärztetag hatten sie bislang noch nicht. Dieses Jahr startete mitten im Herzen von Hamburg die erste Veranstaltung dieser Art mit dem Thema „Mehr Erfolg durch Planungssicherheit“. Über 400 Zahnärztinnen und Zahnärzte kamen nicht nur aus der Stadt, sondern auch den Randbezirken sowie den angrenzenden Bundesländern, um sich das Vortragspotpourri, das sich auch in einer Parallelveranstaltung an das Praxisteam richtete, nicht entgehen zu lassen.

Nachdem sich das „Urgestein“ norddeutscher Standespolitik, der erneut frisch im Amt bestätigte Kammerpräsident Professor Dr. Wolfgang Sprekels, in seinen Grußworten nur äußerst knapp aber vernichtend über die Gesundheitsreform äußerte und formulierte „nur in der wissenschaftlich fundierten Zahnheilkunde liegt unsere Zukunft“, ging es gleich medias in res. So traf Dr. Michael Cramer, Overath, sofort den sogenannten „wunden Punkt“: „Wir sprechen bei uns Zahnärzten von der Sprechstunde – und nicht von der Bohrstunde ..., und da ist es unverzeihlich, wenn ein Kollege schwerwiegende Anamnesen oder Therapiestrategien mit dem „liegenden“ Patienten durchführt. Cramer zeigte, wie es richtig sein sollte: „Nehmen Sie sich Zeit für das Erstgespräch.“ „Wiederholen Sie alle Jahre die Anamnese, sonst geht Ihnen unter Umständen eine schwerwiegende und für die zahnärztliche Behandlung folgenschwere Herzerkrankung oder Ähnliches durch!“ „Sorgen Sie für eine stressfreie Atmosphäre und fragen Sie nicht: „Waren Sie schon mal bei uns?“, sondern es sollte heißen: „Wann waren Sie das letzte Mal bei uns?“. Dann hat der Patient das Gefühl, man erinnert sich an ihn, und fühlt sich gleich wohl. Diese und andere Alltagsdinge, die jeder der Zuhörer aus seiner Praxis kennt, aber sicher ebenso, und zwar unbewusst, falsch macht, wurden von Cramer korrigiert. Sein weiterer Tipp für den Umgang mit dem Patienten: „Fragen Sie ‘Wie schätzen Sie den Zustand Ihrer Zähne ein?’ und ‘Was haben Sie vor, beziehungsweise, wie stellen Sie sich eine prothetische Versorgung vor?’“ So hat der Patient die Möglichkeit, seine Wünsche anzugeben, der Zahnarzt berät, ob diese umsetzbar sind, und beide gemeinsam entscheiden entsprechend der finanziellen Möglichkeiten, die Therapiestrategie. Professor Dr. Reiner Biffar, Greifswald, zeigte anhand der zukünftigen Veränderung der Patientenstrukturen mögliche Therapieschritte für Teil- und Restgebisse auf.

Weniger ist oft mehr

Für ihn gilt ganz eindeutig: „Der Patient mit Restgebiss hat bewiesen, dass er deutlich zur Risikogruppe gehört!“ Biffar meint damit, man solle sich in einem solchen Fall für eine einfache hygienefähige Lösung entscheiden. Und „der Zahnarzt kann durch die Wahl des Zahnersatzes erheblich dazu beitragen, dass dieser nicht mehr zur Risikogruppe gehört!“. Erhaltungswürdige Zähne sollten durchaus noch endodontisch behandelt werden, so Professor Dr. Michael Hülsmann, Göttingen. „Aber möglichst mit Mikroskop!“ Er gab viele Tipps für die Aufbereitung sowie das Aufsuchen von „versteckten“ Kanälen, die Spülung, Trocknung sowie Füllung mit modernen Materialien. Seine Empfehlung: „Nehmen Sie NI/Ti-Instrumente mit Memoryeffekt, auch eine Ultraschallspülung sorgt für qualitätvolle Arbeit.” Professor Dr. Thomas Kocher, Greifswald, konnte anhand einer Untersuchung an extrahierten Zähnen aus Allgemeinpraxen beweisen, dass derzeit immer noch zu viel „gezogen“ wird. Er stellte auch parodontal desolate Situationen vor, die sich doch noch erhaltungswürdig zeigten. Professor Dr. Dr. Thomas Kreusch, Hamburg, ermahnte erneut: „Aktualisieren Sie ihren Anamnesebogen jährlich!“ Sein Tipp in punkto Compliance: „Wer den Termin verschwitzt oder ständig absagt, nimmt es auch mit der Hygiene nicht so genau! Also nicht implantieren!“

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