Deutscher Zahnärztetag Düsseldorf 2007

Wissenschaftliche Symposien am Deutschen Zahnärztetag in Düsseldorf

Anlässlich des Deutschen Zahnärztetages in Düsseldorf, der vom 22. bis 25. November 2007 stattfindet, hat die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung, die zusammen mit der DGZMK als Veranstalter auftritt, drei große Symposien geplant. Ihre Inhalte werden hier vorgestellt.

Symposium 1:

Speichel – Diagnostisches Medium der Zukunft

Termin: Donnerstag, 22. 11. 07,

9:00 bis 12:00 Uhr

Speichel – igitt – wer mag sich mit dem ekelhaften Schleim überhaupt beschäftigen? Zahnärzte gezwungenermaßen durch ihren von der Öffentlichkeit gleichfalls nicht besonders geliebten Beruf vielleicht? In Wahrheit ist Speichel als Produkt der großen, paarig angelegten Kopfspeicheldrüsen und vieler, in der Mundhöhle verteilten, kleinen Speicheldrüsen, eine in ihrer Bedeutung bisher weithin unterschätzte und nahezu unentdeckte Körperflüssigkeit mit großem diagnostischem Potential. Betrachtet man den derzeitigen Trend, sieht es so aus, als könnte Speichel sogar dem Blut den bevorzugten Rang als diagnostisches Fenster zu den Vorgängen im Körperinneren streitig machen.

Dies kommt vor allem daher, dass Speichel so problemlos und ohne invasive Maßnahmen zu gewinnen ist. Der Patient muss nur spucken. Das ist etwas, was jeder kann und was keine Mühe oder Überwindung kostet – und es ist billig. Kleinste Mengen genügen. In der modernen Kriminalistik beispielsweise kann von der Rückseite einer abgeleckten Briefmarke oder vom Verschluss eines Briefumschlags die gesamte genetische Information einer Person in Form eines untrüglichen genetischen Fingerabdrucks abgelesen werden. In den Medien erfährt man immer häufiger, dass Täter aufgrund einer großangelegten Massenuntersuchung, bei der lediglich eine Speichelprobe abgegeben werden musste, aus vielen Tausenden von Individuen erfolgreich identifiziert und überführt worden konnten.

Speichel wird in der Medizin schon vielfach genutzt, zum Beispiel zur Diagnose von Stoffwechselerkrankungen oder zur Messung von Hormon- und Medikamentenspiegeln, was durch die Sportmedizin in der letzten Zeit leider eine traurige Berühmtheit erlangt hat. In den USA befinden sich bereits kleine handgehaltene mikroelektronische Messgeräte in der Entwicklung, die es in Zukunft auch einer Privatperson erlauben sollen, Erkrankungen wie Diabetes oder sogar Krebs frühzeitig zu entdecken. Darüber hinaus wird derzeit von der amerikanischen nationalen Gesundheitsbehörde, gesponsert durch ein wissenschaftliches Multimillionen- Dollar-Förderprojekt, die vollständige Entschlüsselung der im Speichel vorhandenen Proteine, des sogenannten Speichelproteoms, vorangetrieben. Man erhofft sich dort viel vom Speichel, und so ist die Spucke plötzlich und unverhofft auch bei uns „in Mode” gekommen.

Um diesem Trend Rechnung zu tragen, lässt die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ein Symposium mit dem Titel „Speichel – Diagnostisches Medium der Zukunft” ausrichten. Namhafte Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Sparten der Humanwissenschaften möchten dort den neuesten Stand und die künftigen Perspektiven der Speichelforschung einem breiten, interessierten Publikum zugänglich machen. Dabei geht es um die für die Mundhöhle und die Zähne so wichtige schützende Wirkung des Speichels, der die oralen Hart- und Weichgewebsoberflächen mit einem dünnen Film, dem sogenannten Pellikel, überzieht. Es wird eingegangen auf die vielfältigen Inhaltsstoffe der Mundflüssigkeit, auf die Bedeutung des Speichelproteoms und die mögliche Bedeutung für die Diagnostik allgemeinmedizinischer Erkrankungen sowie natürlich auf die für den Zahnarzt so wichtige Früherkennung eines Karies- oder Parodontitisrisikos.

Auch pharmakologische und toxikologische Aspekte der Speicheldiagnostik werden erörtert, und der umstrittene Nachweis von Quecksilber aus Amalgamfüllungen wird wissenschaftlich hinterfragt. Besonders spannend wird es beim Einsatz von Speichelanalytik in der Anthropologie, woes darum geht, unsere Verwandtschaftsbeziehungen zu Höhlenmenschen zu erforschen. Schließlich werden die Erkrankungen der Speicheldrüsen aus der Sicht des Pathologen dargestellt, wobei ein zusätzlicher Schwerpunkt auf das für viele Patienten so lästige Symptom der Mundtrockenheit und besonders auf das zum rheumatischen Formenkreis gehörige Sjögren-Syndrom gelegt wird.

Das Symposium will dazu beitragen, die Wahrnehmung und die große Bedeutung dieser gerade für den Zahnarzt so wichtigen Körperflüssigkeit in Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit zu fördern.

Prof. Dr. Stefan RuhlPoliklinik für Zahnerhaltung undParodontologie, Universität RegensburgFranz-Josef-Strauss-Allee 1193042 Regensburg

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