Bertelsmann Stiftung

Mehr Qualität in Versorgungszentren

Die Bertelsmann Stiftung will die Qualität in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) vorantreiben. Dazu hat sie ein Projekt zum Qualitätsmanagement (QM) in der Integrierten Versorgung gestartet: Bis zum Jahresende sollen eigene QM-Indikatoren stehen, mit denen man die Versorgung in den MVZ beurteilen kann.

Rund 1 000 MVZ mit ungefähr 4 000 Ärzten gibt es derzeit in Deutschland, alle drei Monate kommen etwa 70 dazu. Dabei fällt es schwer zu definieren, was für ein MVZ typisch ist. Keines ist wie das andere. Das, was alle zusammenhält, ist vor allem ihre Heterogenität: In den meisten arbeiten nur wenige Ärzte, in einigen dafür über hundert Mediziner aller Fachrichtungen.

Mehr Transparenz

In einer Pilotstudie mit sechs MVZ unterschiedlicher Größe – zehn weitere will man noch gewinnen – erarbeitet die Bertelsmann Stiftung zurzeit Indikatoren, um die Qualität der Versorgungszentren zu bewerten. Trotz ihrer unterschiedlichen Ausprägungen.

Liberalere Verträge hätten in den vergangenen Jahren zu neuen Strukturen geführt – man wolle daher auf die sich verändernde Versorgungslandschaft reagieren, teilte die Stiftung auf einem Symposium in Berlin mit. Ziel des Projekts ist, dass die MVZ ihre internen Prozesse künftig besser steuern und die Qualität für Patienten langfristig sichtbar machen. In der Umsetzung sollen sie ihren Bedarf und ihre Erfahrung einbringen sowie die Indikatoren auf Praxisrelevanz prüfen. Die Basis dafür bildet das Europäische Praxis-Assessment (EPA) für Einzelpraxen, das im Zuge dessen an die vernetzten MVZ-Strukturen angepasst wird. Interviews mit Patienten, Mitarbeitern und Zuweisern sollen einen Einblick geben in die Qualität und Sicherheit, das Informationsmanagement, die Infrastruktur und die anfallenden Arbeiten in den MVZ. All diese Punkte sind mögliche Kriterien für die EPAIndikatoren.

Mit der Entwicklung des Zertifizierungssystems, das bis Ende des Jahres marktreif sein soll, plant die Stiftung auch eine Typisierung. Denkbar sind drei Kategorien:

• Das MVZ der Grundversorgung: Schwerpunkt ist die hausärztliche Versorgung vor allem älterer multimorbider Patienten.

• Das MVZ der Spezialversorgung ist definiert durch ein breites Angebot fachärztlicher Leistungen, arbeitet auf Zuweisung. Typisch könnte die Kooperation mit einem Krankenhaus oder auch mehreren sein – indem man Personal und Technik gemeinsam nutzt.

• Das Marken-MVZ mit Ablegern: Es soll – mit Schwerpunkt auf der hausärztlichen Versorgung – Spezialleistungen zentralisieren, um dem Medizinermangel auf dem Land gegenzusteuern.

Nur für reiche Viertel

Gerade diese positive Wirkung sprechen Kritiker den Versorgungszentren freilich ab. Sie werfen den MVZ im Gegenteil vor, die Versorgungslandschaft nachhaltig zu zerstören.

Jüngst bemängelte beispielsweise die KV Berlin, dass MVZ maßgeblich zur Abwanderung von Ärzten aus sozial schwachen Bezirken beitragen. Sie wirft den MVZ vor, Praxissitze zu kaufen und in ihre Zentren zu verlegen. Dabei blieben immer Patienten auf der Strecke. Vor allem das größte deutsche MVZ Polikum in Friedenau steht in der Kritik. Aber auch Neukölln hat seit Mitte 2003 laut KV-Statistik 53 Ärzte verloren.

Der Bundesverband Medizinischer Versorgungszentren (BMVZ) hält dagegen: „Wir sehen keine Abwanderung von MVZ aus armen in reiche Bezirke. Das Gegenteil ist der Fall“, meinte der stellvertretende BMVZVorsitzende Dr. Bernd Köppl. Auch in sozial schwachen Bezirken würden schließlich MVZ gegründet. So stehe das 100. MVZ in Berlin in Marzahn.

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