Thüringer Zahnärztetag

Notfälle, Kariesstudie und GOZ-Kritik

Fast 1600 Zahnärzte, zahnmedizinische Fachangestellte, Studierende und Zahntechniker haben sich am 28. und 29. November in Erfurt getroffen. Höhepunkte des 9. Thüringer Zahnärztetages waren neben dem wissenschaftlichen Programm mit dem Themenschwerpunkt „ZahnMedizin – Komplikationen und Notfälle“ eine Podiumsdiskussion zur neuen GOZ und die Vorstellung einer aktuellen Kariesstudie.

„Der GOZ-Referentenentwurf ist weder risiko adaptiert noch patientenorientiert noch im Einzelfall präventionsorientiert“, sagte Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) bei der Diskussionsrunde „GOZ 2008 Ein langer Weg – mit welchem Ergebnis?“ beim Thüringer Zahnärztetag in Erfurt. In einem Impulsreferat machte Engel die aktuelle Problematik des Referentenentwurfs deutlich und stellte den Kollegen aus Thüringen die entscheidenden Knackpunkte vor.

Nun suchten die Standesvertreter in Sachen GOZ das Gespräch mit der Politik – und zwar ge meinsam mit den Ärzten. „Wir haben gute Argumente“, bekräftigte der BZÄK-Präsident. „Wir machen keine lobbyistische Blockadepolitik“, unterstrich auch Dr. Andreas Wagner, Präsident der Landeszahnärztekammer Thüringen (LZKTH). Gleichzeitig forderte er die anwesenden Kollegen dazu auf, umzudenken. Sie sollten nicht mehr im Sinne einer Erstattung behandeln, sondern ein neues Selbstbewusstsein zeigen: „Wir sind Freiberufler und wollen das Beste für unsere Patienten“, sagte Wagner. Die neue private Gebührenordnung sollen die Zahnärzte auch nach Meinung von Dr. Karl-Heinz Sundmacher, Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, „nur als Erstattungskatalog“ verstehen. Für ihn zeigt sich auch im GOZ-Entwurf das Ansinnen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), ein staatliches Gesundheitswesen zu entwickeln. Dabei störe das private Element mit seiner „Aura des Besseren“.

Einer solchen Tendenz widersprach der Vertreter der Thüringer Landesregierung Gesundheitsstaatssekretär Dr. Falk Oesterheld. Zudem unterstrich er, dass für sein Ministerium die Argumente der Zahnärzte zählen: „Die Novellierung sollte im Konsens mit allen Beteiligten entstehen.“ Des Weiteren habe er sich bereits gegenüber dem BMG für eine Ost-West-Angleichung der Honorare in der zahnmedizinischen Versorgung eingesetzt.

Kleinkinder, Fläschchen und Karies

Anlässlich des Zahnärztetages präsentierte die LZK Thüringen außerdem im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse einer neuen Studie zum Kariesrisiko bei Kindern, die in Zusammenarbeit mit der Landes arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege und dem Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Uniklinikum Jena erfolgte: Mütter wüssten zu wenig über die Kariesgefahr für das Milchgebiss durch falsche Ernährung. Jedes zweite Kleinkind trank der Erhebung zufolge zu oft und zu lange aus der Nuckelflasche. Defizite gebe es auch beim Zahnarztbesuch.

Zur Aufklärung ist aus Sicht der Kammern eine Zusammenarbeit von Zahnmedizinern und Kinderärzten geboten. Die LZK Thüringen und ihre Partner hatten seit September im Rahmen der Landesveranstaltungen zum Tag der Zahngesundheit 986 Mütter befragt und Speichelproben von 395 Kleinkindern auf Mutans-Streptokokken ausgewertet.

Sicher im Alltag

Den wissenschaftlichen Kongress gestalteten Referenten aus dem In- und Ausland. Neben Vorträgen und Postern vom endodontischen Notfall bis zu lebensbedrohlichen Komplikationen sollten den Teilnehmern Kurse und Workshops helfen, sich in der täglichen Arbeit sicher zu fühlen, wie die Kongressleiter Prof. Dr. Eike Glockmann und Prof. Dr. Dr. Stefan Schultze-Mosgau, beide Universität Jena, in ihrem Grußwort betonten. Ein spezielles Programm gab es in der Erfurter Messe auch für Studierende der Zahnmedizin, Praxisangestellte und Zahntechniker.

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