Qualitätsverbesserung im Gesundheitswesen

Aus der Praxis für die Praxis

Die ständige Weiterentwicklung im Gesundheitswesen und das Anrecht der Patienten auf die bestmögliche Behandlung erfordern heute im ambulanten wie im stationären Sektor ein internes Qualitätsmanagement. Eine mögliche Qualitätszertifizierung bietet die „Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen“ (KTQ) – ein breites Bündnis von Akteuren aus dem Gesundheitswesen.

Beim 9. Forum der „Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen“ (KTQ) Anfang November in Berlin konferierten rund 500 Experten aus dem Gesundheitswesen zum Thema Qualitätsmanagement. Unter dem Titel „Wandel im Gesundheitswesen“ diskutierten Vertreter aus Krankenhäusern, Arztpraxen, Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen neue Ansätze und bewährte Strategien für mehr Qualität im Gesundheitswesen. Für die besonders gut gelungene Umsetzung des KTQ-Konzepts erhielten die Göttinger Ammerland-Klinik und das Wirbelsäulenzentrum Marburg den KTQ-Award 2009. Mit dem KTQ-Award 2009 wurden damit zum fünften Mal Einrichtungen des Gesundheitswesens für herausragende Leistungen im Qualitätsmanagement ausgezeichnet.

Aus der Praxis für die Praxis – das ist das Leitmotiv, mit dem die KTQ die Qualität nicht nur in den Kliniken verbessern will. An der Entwicklung des KTQ-Zertifizierungsverfahrens für Krankenhäuser und Reha-Kliniken, Arztpraxen und medizinische Versorgungszentren sowie Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste sind gewichtige Organisationen des deutschen Gesundheitswesens beteiligt. Gesellschafter der KTQ sind die Bundesärztekammer (BÄK), die Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG), die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen, der Deutsche Pflegerat (DPR) und der Hartmannbund – Verband der Ärzte Deutschlands (HB). Bundesweit sind nach Angaben der KTQ GmbH bereits 648 Einrichtungen nach KTQ zertifiziert, viele bereits zum zweiten oder dritten Mal. Das 1 000ste Zertifikat hatte die KTQ im September dieses Jahres an das Klinikum Schwabing vergeben.

Schwachstellen aufdecken

Dr. Heiko Mewes, einer der vier Inhaber des Marburger Wirbelsäulenzentrums und Gewinner des KTQ-Awards, erklärt, warum sich die Teilnahme am Zertifizierungsprozess für ihn gelohnt hat: „Wir konnten Schwachstellen in Arbeitsabläufen aufdecken und beheben. Dadurch haben wir Zeit gewonnen. Wir konnten auch die telefonische Erreichbarkeit der Praxis verbessern und die Öffnungszeiten an die Wünsche der Patienten anpassen. Berufstätige können bei uns jetzt einen Behandlungstermin außerhalb ihrer Arbeitszeit bekommen. Wir haben eine Notfallsprechstunde eingerichtet. Für zukünftige Verhandlungen und auch ganz allgemein für unsere Positionierung auf dem Markt erwarten wir ein insgesamt positives Feedback. Und wir konnten unseren Mitarbeitern nahebringen, dass wir alle von der Zertifizierung profitieren.“

Auch Dietmar Imhorst, Geschäftsführer der Ammerland-Klinik, hält die Zertifizierung mit KTQ für den richtigen Weg: „ Wir schätzen vor allem die Ausrichtung des Verfahrens auf die Schwerpunkte Patientenorientierung und Mitarbeiterorientierung. Sie sind aus unserer Sicht die wichtigsten Elemente dieses Modells. Deshalb stehen beide Anspruchsgruppen auch bei uns im Fokus. Auch dass KTQ von Praktikern erarbeitet wurde und somit die Sprache der Mitarbeiter trifft, halten wir für gut.“

Freiwilliges Verfahren

Bereits seit 2001 bietet die KTQ – zunächst nur für Krankenhäuser – ein freiwilliges Zertifizierungsverfahren, um damit die kontinuierliche Verbesserung des internen Qualitätsmanagements zu fördern. Im Laufe der letzten acht Jahre wurde das Zertifizierungsverfahren aber auch auf andere Leistungserbringer im Gesundheitswesen ausgeweitet. Im Gegensatz zu anderen Zertifizierungssystemen könne KTQ sowohl in Arztpraxen und Akutkliniken als auch in Reha- und Pflege-Einrichtungen eingesetzt werden, so die KTQ-Geschäftsführerin Gesine Dannenmaier. Das Zertifizierungsverfahren erstrecke sich damit über die gesamte Behandlungskette und biete „Qualität aus einem Guss“. KTQ erleichtere es den Leistungserbringern darüber hinaus, sich an „eine Flut von Änderungen infolge gesetzlicher Weichenstellungen“ erfolgreich anzupassen, so der Vorsitzende der KTQ-Gesellschafterversammlung, Bernd Metzinger von der Deutschen Krankenhausgesellschaft.

Ziel der KTQ-Zertifizierung ist die Verbesserung und Optimierung von Prozessen innerhalb der Patientenversorgung sowie eine höhere Transparenz dieser Qua-lität. Das Zertifizierungsverfahren macht deutlich, an welchen Stellen gute Leistungen seitens der Einrichtungen erbracht werden und an welchen Stellen Verbesserungspotenzial besteht. Im KTQ-Katalog sind die Kriterien zur Qualitätssicherung in sechs Kategorien zusammengestellt, die im Rahmen der Zertifizierung von Einrichtungen des Gesundheitswesens abgefragt werden, um Aussagen über die Qualität der Prozess- abläufe in der medizinischen Versorgung treffen zu können. Diese Kategorien sind Patienten- und Mitarbeiterorientierung, Sicherheit, Informationswesen sowie Führung und Qualitätsmanagement.

Um ein KTQ-Zertifikat zu erhalten, müssen die medizinischen Einrichtungen in den jeweiligen Kategorien verschiedene Fragen beantworten, die weit über medizinische und pflegerische Aspekte hinausgehen: Neben dem Umgang mit den Patienten werden beispielsweise auch Themen wie Arbeitsorganisation, stetige Weiterbildung, Sicherheitsvorkehrungen bei Notfällen und das Management bewertet. Besonderes Merkmal und Ziel des KTQ-Verfahrens ist es, ein internes Qualitätsmanagement mit Blick auf die Patienten einzurichten und kontinuierlich zu verbessern. KTQ-Geschäftsführerin Dannemeier: „Das geht nur, wenn die Geschäftsführung und die Mitarbeiter an einem Strang ziehen.“

Selbstbewertung

Der erste Schritt zum KTQ-Zertifikat ist die Selbstbewertung. Diese wird von der Einrichtung, die sich zertifizieren lassen möchte, eigenständig vorgenommen. Grundlage dafür ist das KTQ-Manual mit den zu bearbeitenden Fragen zu Leistungen, Prozessabläufen und zum Qualitätsmanagement. Diese Ist-Analyse stellt die erste Standortbestimmung dar. Das Ergebnis dieser Analyse soll Verbesserungspotenziale aufzeigen – aber auch die bereits vorhandenen Stärken des jeweiligen Leistungserbringers. Nun kann individuell entschieden werden, ob die KTQ-Zertifizierung direkt beantragt wird oder zunächst noch Projekte zur Verbesserung der Prozessabläufe durchgeführt werden. Erst mit dem Antrag auf Zertifizierung besucht ein externes KTQ-Visitorenteam die jeweilige Einrichtung und bewertet die Umsetzung des KTQ-Konzepts. Erhält die Einrichtung das Zertifikat, muss der darauf basierende KTQ-Qualitätsbericht von ihr veröffentlicht werden – für Patienten eine wichtige Informationsquelle und für andere Ärzte oder Kliniken ein gutes Instrument des Benchmarkings im Wettbewerb.

Otmar MüllerFreier gesundheitspolitischer FachjournalistNürburgstr. 650937 Köln

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