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Ergebnisbericht zur gesamten Fachliteratur

„Nikotin in all seinen Formen ist giftig für Herz und Blutgefäße!“

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Medizin
Nikotin ist immer Gift für Herz und Blutgefäße, warnt die European Society of Cardiology (ESC) und präsentiert heute zwölf evidenzbasierte Belege für die Herz-Kreislauf-Toxizität von Nikotin – unabhängig vom Konsumweg.

Nikotin ist giftig für Herz und Blutgefäße, unabhängig davon, ob es über E-Zigaretten, Nikotinbeutel, Shishas oder Zigaretten aufgenommen wird. Dies geht aus einem Expertenkonsens unter der Federführung der ESC hervor, der heute im European Heart Journal publiziert wurde.

„Der nächste Herzinfarkt, der nächste Schlaganfall, der nächste Herz-Kreislauf-Todesfall wird möglicherweise nicht durch eine Zigarette verursacht, sondern durch eine aromatisierte E-Zigarette, einen Nikotinbeutel oder eine Wasserpfeife in einem Café.“

Hauptautor Prof. Thomas Münzel vom Universitätsklinikum Mainz

Die Veröffentlichung erfolgte nach der überarbeiteten Tabaksteuerrichtlinie der Europäischen Kommission, die erstmals eine Mindeststeuer auf E-Liquids, erhitzten Tabak und Nikotinbeutel einführt.

Der Bericht berücksichtigt die Ergebnisse der gesamten Fachliteratur

Der Bericht fasst die Ergebnisse der gesamten Fachliteratur zusammen und berücksichtigt erstmals die Schädlichkeit aller Nikotinprodukte, nicht nur des Rauchens.

Die Autorinnen und Autoren heben dabei besonders den dramatischen Anstieg des Konsums von E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln hervor, gerade unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dabei sei belegt, dass drei Viertel der jungen erwachsenen Dampfer noch nie zuvor geraucht hatten.

Die zwölf – evidenzbasierten – Kernbotschaften

  • Nikotin ist ein starkes Herz-Kreislauf-Toxin, das unabhängig vom Verabreichungssystem Schäden am Herzen und den Blutgefäßen verursacht.

  • Nikotinhaltige Produkte, einschließlich E-Zigaretten und Mundbeutel, verursachen jährlich Millionen von Todesfällen, hauptsächlich aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und werden ohne Regulierung die öffentliche Gesundheit gefährden.

  • Nikotin aktiviert das sympathische Nervensystem, erhöht den Blutdruck, verursacht Endotheldysfunktion und beschleunigt die Arteriosklerose, selbst in nicht verbrannter Form.

  • Kein nikotinhaltiges Produkt ist unbedenklich für Blutgefäße oder das Herz. Dies gilt auch für E-Zigaretten, Tabakerhitzer, Wasserpfeifen, Zigarren und Nikotinbeutel zur oralen Einnahme.

  • Die Suchtproblematik unter Jugendlichen nimmt rasant zu, angeheizt durch Geschmacksrichtungen, Social-Media-Marketing und regulatorische Schlupflöcher.

  • Auch die passive Exposition gegenüber Rauch, E-Zigaretten und erhitztem Tabak verursacht Gefäßschäden.

  • E-Zigaretten und Vape-Beutel sind keine wirksamen Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung, sondern stellen vielmehr einen Einstieg ins Rauchen dar und führen oft zu einem gleichzeitigen Konsum (neben Zigaretten).

  • E-Zigaretten reduzieren zwar die Aufnahme einiger Giftstoffe, verursachen aber dennoch Gefäßschäden, fördern die Sucht, begünstigen den gleichzeitigen Gebrauch und ihre langfristige Sicherheit ist nicht erwiesen.

  • Nikotinbedingte Krankheiten verursachen jedes Jahr Kosten in Höhe von Hunderten von Milliarden Euro durch Gesundheitsausgaben und Produktivitätsverluste.

  • Jahrzehntelange Erkenntnisse und der weltweite Konsens von Experten bestätigen, dass alle Nikotinprodukte, unabhängig von Form oder Dosis, ernsthafte kardiovaskuläre Risiken bergen und eine einheitliche, risikobasierte Regulierung erfordern, die der Illusion von „sichereren“ Alternativen ein Ende setzt.

  • In ganz Europa bestehen weiterhin politische Lücken, die es neuen Nikotinprodukten ermöglichen, Steuern, Verpackungsvorschriften und Beschränkungen für die öffentliche Nutzung zu umgehen.

  • Kardiologen müssen die Nikotinprävention in die Routineversorgung integrieren, und politische Entscheidungsträger müssen entschiedene, einheitliche Regelungen erlassen.

Die Forschenden weisen in dem Zusammenhang darauf hin, dass die Langzeitwirkungen neuerer Tabakprodukte noch nicht bekannt sind und daher weitere Forschung nötig sei, um deren Folgen vollständig zu verstehen. Viele Menschen konsumierten Zigaretten zusammen mit anderen Nikotinprodukten, was es erschwere, die Wirkung der einzelnen Nikotinprodukte zu bestimmen.

Gefordert wird ein Aromaverbot für alle Nikotinprodukte

Die Experten fordern:

  • Aromaverbote für alle Nikotinprodukte,

  • eine einheitliche Verpackung für alle Nikotinprodukte,

  • eine Besteuerung aller Nikotinprodukte, proportional zum Nikotingehalt,

  • umfassende Gesetze für rauch- und aerosolfreie Innen- und Außenbereiche,

  • strenge Online-Verkaufskontrollen und Verbote von Werbung in sozialen Medien,

  • eine Integration der Nikotinprävention in die kardiovaskuläre Versorgung

  • sowie nationale Pläne zur kardiovaskulären Prävention, die Nikotin explizit thematisieren.

„Nikotin ist kein harmloses Stimulans, sondern ein direktes Herz-Kreislauf-Toxin. Bei Zigaretten, E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln beobachten wir durchweg erhöhten Blutdruck, Gefäßschäden und ein höheres Risiko für Herzerkrankungen. Kein Nikotinprodukt ist unbedenklich für das Herz“, betont Hauptautor Prof. Thomas Münzel vom Universitätsklinikum Mainz.

Die Ergebnisse zeigten, dass Nikotin allein, selbst ohne die Vielzahl an giftigen Verbrennungsprodukten, Teer oder freien Radikalen, die im Zigarettenrauch vorhanden sind, Herz-Kreislauf-Schäden verursacht.

„Das Narrativ vom ‚sichereren Nikotin‘ muss endlich ein Ende haben“

„Das Narrativ vom ‚sichereren Nikotin‘ muss endlich ein Ende haben„, forderte Münzel. “Europa braucht dringend eine einheitliche Regelung für alle Nikotinprodukte, insbesondere zum Schutz von Jugendlichen, die heute die Hauptzielgruppe aggressiver Werbung sind. Andernfalls riskieren wir, eine ganze Generation an die Nikotinsucht zu verlieren." Wenn Europa jetzt nicht handelt, werde man mit der größten Nikotinsuchtwelle seit den 1950er Jahren konfrontiert sein.

„Diese Studie ist ein Weckruf für die Regulierungsbehörden“, bekräftigt Prof. Thomas F. Lüscher von den Royal Brompton & Harefield Hospitals in London, Präsident der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. „Der Wechsel von Zigaretten zu E-Zigaretten und aromatisierten Beuteln stellt keine wirksame Schadensminderung dar; es handelt sich vielmehr um eine Transformation der Suchtstrategien.“

Thomas Münzel, Filippo Crea, Sanjay Rajagopalan, Thomas Lüscher, Nicotine and the cardiovascular system: unmasking a global public health threat, European Heart Journal, 2025; ehaf1010, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaf1010

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