Warum Knoblauch so gesund ist

Ein Segen für Herz und Magen

Eine erfreuliche Nachricht: Seit 2005 ist die Zahl der Herzinfarkte in Deutschland um mehr als fünf Prozent zurückgegangen. Dennoch sind Krankheiten von Herz und Kreislauf die häufigste Todesursache bei Frauen und Männern geblieben. Die wichtigsten Gründe sind hoher Blutdruck und gestörter Fettstoffwechsel. Und genau diesen beiden Risiken gegenüber erweist sich eine uralte Heil- und Gewürzpflanze als wirksamer Schutzfaktor. Der günstige Einfluss von Knoblauch-Extrakten auf Herz und Gefäße konnte jetzt in mehreren aktuellen Studien eindrucksvoll bestätigt werden.

Es gibt kaum ein Volk, bei dem die Knoblauchpflanze keinen heilkräftigen Ruf hätte – und kaum eine Krankheit, gegen die sie nicht wirken soll: Die Ägypter setzten den Knoblauch gegen Herzbeschwerden und Würmer ein, bei den olympischen Athleten des antiken Griechenlands galt er als stimulierendes Dopingmittel. Die alten Germanen verehrten „klobalouh“ (althochdeutsch) als magische Zauberpflanze und im Mittelalter aß man die hoch aromatische Zwiebel gegen Pest und Cholera.

Die Körperteile, an denen der Knoblauch (Allium sativum) seine ihm von der Volksmedizin zugeschriebene Wirkung entfaltet, reichen von den Zähnen bis zur Blase und vom Herz bis zur Sohle. In Russland wird Knoblauch zur Bekämpfung der Parodontose ins Zahnfleisch massiert, spanische Mediziner empfehlen Knoblauchextrakte zur Behandlung von Harnwegsinfektionen bei Kindern und gegen Ruhr. Frauengruppen in der Schweiz, den USA und Deutschland nutzen die Bakterien tötende und desinfizierende Wirkung des Knoblauchs bei der Behandlung von Ausfluss (eine geschälte Zehe wird in Mull gewickelt und in die Vagina gelegt), in alternativen Kreisen gilt Knoblauch-Ölmazerat als gutes Mittel gegen Fußpilz.

Nachweislich wirkungsvoll

Allheilmittel, die gegen so viele unterschiedliche Krankheiten helfen sollen, werden von der wissenschaftlichen Medizin meist mit Skepsis betrachtet. Im Falle des Knoblauchs schlägt aber die Geringschätzung in den letzten Jahren mehr und mehr in verdutztes Staunen um. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass viele der behaupteten Wirkungen tatsächlich nachweisbar sind und auf bestimmte Bestandteile des Knoblauchs zurückgehen. So schreibt Professor Dr. Edzard Ernst, Lehrstuhlinhaber für Komplementärmedizin an der Universität Exeter in England in seinem Nachschlagewerk „Praxis Naturheilverfahren“: „Die wissenschaftliche Untersuchung von Knoblauch begann erst vor kurzem, aber heute ist er eines der am besten untersuchten (und meistverkauften) pflanzlichen Heilmittel“.

Seit 60 Jahren ist die antibiotische Wirksamkeit des Knoblauchs bewiesen: Damals gelang es, aus dem Knoblauch das so genannte „Allicin“ zu isolieren, eine Substanz, die gegenüber Typhusbakterien etwa fünfmal stärker wirkt als Penicillin. Mittlerweile steht fest, dass Knoblauch auch Viren und Pilze bekämpft, den Blutzuckerspiegel senkt und eine antithrombotische (Blutgerinnsel verhindernde) Wirkung entfaltet. Sein regelmäßiger Verzehr hat vermutlich auch eine schützende Wirkung gegen Darmkrebs.

Am intensivsten untersucht ist die Fähigkeit von Knoblauch, den Blutdruck zu senken. Diese Wirkung von Knoblauch zeigen zwei voneinander unabhängig durchgeführte Meta-Analysen. Eine australische Forschergruppe um Dr. Karin Ried analysierte die Ergebnisse von elf placebokontrollierten Studien. Das Ergebnis: Bei Patienten mit erhöhtem Blutdruck bewirken die untersuchten Knoblauchpulver-Zubereitungen eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 8,4 mmHg gegenüber Placebos. Der diastolische Blutdruck wurde um 7,3 mmHg gesenkt. Je höher der Blutdruck zum Studienbeginn lag, umso stärker fiel der senkende Effekt des Knoblauch-Extrakts aus [BMC Cardiovasc. Disord. 2008 Jun 16;8:13]

Die zweite Meta-Analyse von Dr. Kurt M. Reinhart et al. aus Hartford (Connecticut) ergab bei Patienten mit Blutdruckwerten über 140 mmHg sogar noch deutlichere Effekte: Hier lagen die Werte systolisch um 16,3 mmHg und diastolisch um 9,3 mmHg niedriger als bei Placebogabe [Ann. Pharmacother. 2008 Dec;42(12):1766–71].

Wissenschaftlich belegt

Den Einfluss von Knoblauch-Extrakt auf die Blutfette nahm die Arbeitsgruppe von Dr. Igor Sobenin vom Nationalen Kardiologischen Forschungszentrum Moskau unter die Lupe. Sie registrierte bei ihren 42 männlichen Patienten (Alter 35 bis 70 Jahre) nach der zwölfwöchigen Einnahme eines Knoblauch-Präparates eine Senkung des Gesamtcholesterins um 7,6 Prozent und des „bösen“ LDL-Cholesterins um 11,8 Prozent. Die Werte des „guten“ HDL-Cholesterin stiegen dank Knoblauch-Medikation um 11,8 Prozent an [Journal of Atherosclerosis and Thrombosis, 2008;15(6):334–338].

Zur Prophylaxe von Herz- und Kreislaufproblemen eignen sich Knoblauchpräparate aus der Apotheke offenbar auch bei Gesunden. Regelmäßig eingenommen, hält Allium sativum die Gefäße länger geschmeidig und wirkt so altersbedingten Veränderungen entgegen.

Das Forschungsteam von Professor Dr. Gustav G. Belz am Zentrum für Kardiovaskuläre Pharmakologie in Mainz hat kürzlich die Auswertung einer randomisierten, kontrollierten, doppelblinden und prospektiven Studie über die Einnahme von 900 mg Knoblauchtrockenpulver pro Tag über drei Jahre hinweg abgeschlossen. Zur Beurteilung der Elastizität von Arterien und ihre Durchblutung wurde bei 325 gesunden Frauen und Männern (Alter: 50 bis 70 Jahre) die so genannte Pulswellengeschwindigkeit gemessen. Das Ergebnis: Gesunde Erwachsene, die drei Jahre lang ein Knoblauchpräparat eingenommen haben, besitzen eine deutlich elastischere Hauptschlagader als unbehandelte Studienteilnehmer gleichen Alters. Risikobelastete Personen mit bestehendem Bluthochdruck, wenig sportlicher Betätigung oder hoher Stressbelastung am Arbeitsplatz profitieren besonders deutlich von der Knoblauchmedikation. Besonders deutlich entfaltet Knoblauch seine der Arteriosklerose vorbeugende Wirkung bei den 60- bis 80-Jährigen. Empfohlen wird eine Zubereitung, deren tägliche Dosierung etwa vier frischen Knoblauchzehen entspricht.

Intensiver Geruch

Während die Küche von Spanien oder Italien, Böhmen oder Ungarn, Griechenland oder der Türkei ohne Knoblauch kaum vorstellbar ist, ist sein typischer Geruch der wichtigste Grund, weshalb die aromatische Pflanze in Deutschland von vielen Menschen gemieden wird. Es ist nämlich nicht allein der Atem, der den Genuss knoblauchhaltiger Speisen verrät: Knoblauchduft wird nicht nur durch die Lunge, sondern vor allem durch die Haut „ausgeatmet“.

Es kursieren viele Empfehlungen, wie man den typischen Knoblauchgeruch, wenn auch nicht verhindern, so zumindest ein wenig mildern könnte. Manche empfehlen nach dem Essen einen starken Kaffee oder ein Glas Milch. Andere befürworten das Kauen von frischer Petersilie. Nach Ansicht vieler Franzosen dämpfen größere Mengen Rotwein den intensiven Geruch. Spanier schwören dagegen auf das Kauen von Gewürznelken oder ein paar Kaffeebohnen. Ein Löffel Honig soll ebenfalls helfen. Die beste Empfehlung lautet jedoch: Genießen Sie Knoblauchgerichte zu zweit oder in einer fröhlichen gemeinsamen Runde! Wenn jeder vom Tzatziki oder vom gespickten Lammbraten gegessen hat, nimmt man bei den Anderen die Knoblauchfahne nicht mehr wahr.

Lajos SchoeneMedizinjournalistGerstäckerstr.981827 München

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