Hildegard-von-Bingen-Preisträger 2010

Raddatz - Freund der Bücher

Für sein nachhaltig prägendes Wirken als Literaturkritiker, Essayist, Romancier und Biograf hat Prof. Fritz J. Raddatz am 11. September in Mainz den Hildegard-von-Bingen-Preis des Jahres 2010 erhalten. Raddatz ist der 16. Träger des von der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz gestifteten Preises.

Momentan sind es seine mehr als 900 Seiten umfassenden Tagebücher, mit denen der ehemalige Leiter des Rowohlt-Verlages und Feuilleton-Chef der Wochenzeitung „Die Zeit“ die literarische Welt bewegt. Aber das hat Tradition. Denn Fritz J. Raddatz sorgte, so machte es der Publizist Helmut Ahrens in seiner Laudatio für den Preisträger deutlich, schon in jungen Jahren für Furore: Der 1931 in Berlin geborene und schon mit siebzehn Jahren verwaiste Raddatz hatte laut eigenem Bekunden „eine grausliche Kindheit“ und fand früh im Buch „einen großen Freund“ und eine „schöne Hilfe“. Der spätere Schriftsteller und Journalist startete nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaften und Kultur an der Humboldt-Universität 1953 als Leiter der Auslandsabteilung und stellvertretender Cheflektor beim Verlag „Volk und Welt“ im damaligen Osten Berlins. Schon ein Jahr später promovierte er mit einer Dissertation über Herder. Die Habilitation folgte 1971 an der Universität Hannover.

Eine deutsch-deutsche Schizophrenie

Auch wenn sich Raddatz nach Ende des Zweiten Weltkriegs zuerst für ein Leben im Ostteil Berlins entschieden hatte, siedelte er schon 1958 in die Bundesrepublik über. Seine frühe Erkenntnis, die damalige DDR sei „bürgerlich ohne Bürgertum“, schaffte ihm Freiraum für seine Arbeit im Westen, zuerst im Verlag Kindler, später bei anderen herausragenden Tätigkeiten des literarischen Lebens.

Raddatz, der seine Dankesrede für den Preis zum Thema „deutsch-deutscher Schizophrenie“ im Umgang mit Literatur und Literaten hielt, gehört, so Staatssekretär Michael Ebling, (Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur in Rheinland-Pfalz) in seinem Grußwort, wie die Namenspatronin des Preises, Hildegard von Bingen, zu Deutschlands „großen Intellektuellen“.

Aktiver Beitrag für Presseund Meinungsfreiheit

Mit der Preisübergabe 2010 durch den Präsidenten der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz, Dr. Michael Rumpf, gehört Fritz J. Raddatz zu einem prominenten Jurorenkreis, der mit Publizisten wie Gabriele Krone-Schmalz, Necla Kelek, Sandra Maischberger, Maybrit Illner, Helmut Markwort, Walter Kannengießer, Peter Scholl-Latour, Joachim Kaiser, Harald Schmidt, Claus Kleber, Gerhard Stadelmaier, Govanni di Lorenzo oder Henryk M. Broder die Auswahl künftiger Preisträger trifft. Der Hildegard-von-Bingen-Preis, mit dem die Zahnärztekammer einen Beitrag leisten will, zum Wohle der Gesellschaft „Presse- und Meinungsfreiheit zu unterstützen“, ist ein inzwischen über die Landesgrenzen hinaus bekanntes, viel beachtetes Ereignis.

Mit Raddatz hat das Kuratorium einen weiteren bedeutenden Protagonisten gefunden. Laudator Ahrens: „Der Publizist Prof. Dr. Fritz J. Raddatz, gehört zur Gruppe jener Kulturjournalisten, die in der Bundesrepublik Deutschland von Anbeginn an gehört wurden und überdies die Landkarte des Literarischen mitgestalten.“ 

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