Fortbildungstag der Landeszahnärztekammer Sachsen

Perio-Prothetik auf dem Prüfstand

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Über 1000 Teilnehmer kamen am 8. Oktober in die Stadthalle Chemnitz zum Sächsischen Fortbildungstag. Neben Fragen zu GOZ stand vor allem die Wissenschaft im Zentrum. Das Thema: Perio-Prothetik.

Kammerpräsident Dr. Mathias Wunsch ging ganz aktuell auf die „neue“ GOZ ein. Er schilderte, wie schwierig die politische Arbeit der Bundeszahnärztekammer war und warum man doch in den „sauren Apfel“ beißen müsse, um Schlimmeres zu verhindern – etwa das erneute Hervorholen der Vorschläge von Ulla Schmidt. Wunsch informierte über den von der Kammer bereits vorbereiteten „Informationsfahrplan“, damit sich alle Kollegen so schnell wie möglich mit den wichtigsten Änderungen und den Inhalten der neuen GOZ vertraut machen. Fortbildungsreferent Prof. Dr. Klaus Böning, Dresden, übernahm die thematische Einstimmung auf die Perio-Prothetik.

Doch zuerst unternahm Prof. Dr. Werner Patzelt, Dresden, in seinem Vortrag „Evolution geht weiter – weiter als man denkt!“ einen Ausflug in die Philosophie. Evolution sei nicht nur eine biologische Kategorie, sondern ebenso Grundlage unserer Kultur, und sie werde von der Evolutionsforschung auch verändert. Er ging der Frage nach, ob der Mensch – selbst nur Ergebnis der Naturgeschichte – aus seinem von Generation zu Generation sich wandelnden Verständnis heraus die Naturgeschichte tatsächlich beschreiben und seinen Platz, sein Wirken darin erkennen könne. Die Evolutionsforschung habe in den vergangenen Jahren „Beweise“ dafür gefunden, dass die Evolution nicht nur Gene als biologische Baupläne hervorbrachte, sondern darauf aufbauend auch Baupläne für Verhalten und Kultur, für das Erkennen von Strukturen und für das Erinnern. Die Besonderheit des menschlichen Bewusstseins dabei: Nur der Mensch kann sich Unwahres als Wahres vorstellen. Wenngleich er seine Existenz darauf einrichte, der evolutionäre Lauf tue es nicht. Deshalb, so Patzelt, sollte der Mensch Erscheinungen und Ergebnisse nicht als selbstverständlich nehmen, sondern ihnen mit Neugier und Offenheit begegnen.

Der wissenschaftliche Leiter des zahnärztlichen Programms, Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Dresden, eröffnete die Vortragsreihe mit seinem Referat „Welches Fundament wählen – welches Haus bauen?“ Er beleuchtete die Prognosen für den Erhalt der Zähne in Bezug auf die Diagnose, den Patienten – mit seinen Erkrankungen und seiner Compliance – sowie den Zahnarzt mit seiner „Spezialisierung“ – als Parodontologe oder Prothetiker. Prof. Dr. Reiner Biffar und Prof. Dr. Thomas Kocher, „die Greifswalder Gruppe“, boten einen kurzweiligen Dialog zur Frage: Schleifen oder Scalen? Nach Auswertung epidemiologischer Studien konnte die logische Antwort nur heißen: Alles zu seiner Zeit.

In seinem Vortrag „Entscheidungsfindung prothetischer Pfeiler“ zeigte Prof. Böning die Grenzen der Erhaltungswürdigkeit auf, während Dr. Beate Schacher, Frankfurt/Main, die Prognose „Zahnverlust = Zahnersatz“ auf den Prüfstand stellte. Perio-Prothetik aus gutachterlicher Sicht wurde von Prof. Dr. Michael Walter, Dresden, dargestellt. Eine Therapieplanung ohne ausreichende Befundung sei genauso fehlerhaft wie eine prothetische Behandlung ohne die Durchführung der erforderlichen präprothetischen Sanierung. In seinem Vortrag „Mukositis – Periimplantitis – Explantation – Reosseointegration?“ betonte Dr. Marc Hinze, München, die Notwendigkeit, die vorhandenen Taschen an Implantaten zu sondieren und Implantate regelmäßig zu röntgen, um eine Mukositis frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Abschließend stellte Prof. Michael Christgau, Düsseldorf, sein „Perio-Prothetisches Praxiskonzept“ vor. Wie in jedem Jahr begleiteten ein Workshop- Nachmittag und eine Dentalausstellung den Fortbildungstag.

Gundula Feuker, Nils PöllnitzLandeszahnärztekammer SachsenSchützenhöhe 1101099 Dresden

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