Self-Publishing

Autoren werden Verleger

Bücher in Eigenregie herauszubringen, war früher ein kostspieliges Unterfangen, das in den seltensten Fällen Gewinn abwarf. Viele Autoren ließen ihr Manuskript darum lieber in der Schublade verstauben. Dieses Dilemma hat sich mit der wachsenden Zahl und steigenden Professionalisierung von Onlineplattformen für das sogenannte Self-Publishing erledigt.

Egal ob Anekdoten aus dem Praxisalltag, brandneue Forschungsergebnisse oder der eigene Krimi – bei dem ein oder anderen Zahnarzt schlummern geheime Werke auf der Computerfestplatte. Aber was tun, wenn kein interessierter Buchverlag in Sicht ist? Die Lösung ist einfach: Ab ins Internet! Denn dort bieten Spezialverlage Autoren verschiedenste Möglichkeiten, das Material zu veröffentlichen.

Der kurze Weg zum Buch

Hinter dem Stichwort Self-Publishing verbergen sich unterschiedliche Varianten: Zum einen können Autoren über einen Anbieter eine digitale Druckvorlage ihres Buchs hochladen, zum Beispiel als PDF-Datei. Die wird allerdings nicht sofort gedruckt. Aber sie erhält eine ISBN-Nummer und wird in die Kataloge aufgenommen, in denen der Buchhandel nach neuen Titeln sucht, und sie wird online zum Verkauf angeboten. Denn Self-Publishing-Verlage gehen üblicherweise nach dem Printon-Demand-Verfahren vor. Erst dann, wenn das Buch verkauft ist, wird es gedruckt. Eine zweite Methode: Autoren veröffentlichen ihr Werk als E-Book. Es gibt Portale, auf denen sie sie gratis zum ebenfalls kostenlosen Download anbieten können – per Suchmaschine lassen sich schnell die beliebtesten Plattformen finden. Das E-Book kann aber auch zusammen mit einem Self-Publishing-Verlag oder Online-Buchhändler verkauft werden. Dabei ist es wichtig, genau auf die Vertragskonditionen zu achten, damit nicht der Großteil des Gewinns an den Verlag fließt. Über das Internet finden sich verschiedene Self-Publishing-Anbieter (siehe Kasten), die ihre Leistungen in verschiedenen Paketen anbieten, die den Autor unterschiedlich viel kosten. In den günstigen Basispaketen ist häufig nur das Hochladen der Druckvorlage enthalten. Für die Konvertierung zum E-Book, dessen Distribution oder für persönliche Betreuung durch den Anbieter müssen Self-Publisher zahlen. Lässt man sich bei der grafischen Gestaltung oder dem Vertrieb professionell unterstützen, können die Preise auf bis zu 2 000 Euro steigen. Wer weniger Komfort wünscht, ist aber auch schon mit 40 Euro dabei.

Wissenschaftler sollten bedenken, dass beim Selbstverlag zum Nulltarif das professionelle Lektorat entfällt. Zwar wird die Online-Community den Inhalt kritisch diskutieren, den Stellenwert eines Peer Reviews erreicht das im wissenschaftlichen Betrieb üblicherweise aber bisher noch nicht.

Mehr Verantwortung heißt mehr Gewinn

Ein Buch in Selbstleistung digital zu publizieren, birgt dennoch viele Vorteile für Autoren: Zum einen behalten sie die volle inhaltliche Kontrolle. E-Books sind zum anderen ein guter Testlauf. Autoren können auf diese Weise ausprobieren, wie ihre Arbeit ankommt oder ob Leser Verbesserungsvorschläge machen.

Ein Pluspunkt für ehrgeizige Schriftsteller, die das im Internet veröffentlichte Werk doch gerne gedruckt in Händen halten wollen: Wird ihr E-Book ein Hit, bringen sie sich in eine starke Verhandlungsposition mit traditionellen Verlagshäusern und können aufgrund ihres Erfolgs bessere Konditionen aushandeln.

Übrigens: Self-Publishing muss keine Hobbyveranstaltung sein. In den USA zeichnet sich ab, dass immer mehr Autoren auf dieser Grundlage vom Schreiben leben können. Die Branchenexpertin Robin Sullivan stellt in ihrem Blog PublishingPerspectives.com folgende Rechnung auf: „Self-Publishern fließt wesentlich mehr Geld aus jedem verkauften E-Book zu. Ihre Gewinnbeteiligung bei einem großen Verlag liegt bei 25 Prozent pro Exemplar. Wenn sie das E-Book selbst publizieren, sagen wir für einen Preis zwischen 2,99 und 9,99 Dollar, zahlt zum Beispiel Amazon ihnen 70 Prozent aus, also 2,09 bis 6,99 Dollar. Von einem traditionellen Verlag bekämen sie für ein 6,99 Dollar-Buch nur 1,22 Dollar – die sie dann noch mit ihrem Agenten teilen müssen.“ Es auf eigene Faust zu versuchen, lohne sich also auf jeden Fall.

Netzwerke bringen kostenlose Werbung

In den USA ist Self-Publishing schon viel verbreiteter als in Deutschland. Für Tipps und Marketingstrategien empfiehlt es sich deshalb, die dortigen Expertenblogs zu konsultieren. Zu den Kennern der Szene gehört der Autor und Unternehmer Joseph C. Kunz, der den Blog KunzonPublishing.com betreibt. Dort empfiehlt er Self-Publishern unter anderem, sich ein Nischenthema zu suchen, das noch nicht von zu vielen renommierten Autoren besetzt wird.

Sein zweiter Tipp lautet: „Schreiben Sie einen Blog!“ Indem Autoren regelmäßig über ihr Spezialthema schreiben, entwickeln sie nicht nur Ideen, so Kunzon, sie etablieren sich auch als ernstzunehmende Größe auf ihrem Fachgebiet.

Generell gilt: Self-Publisher sollten, wo sie können, kräftig die Werbetrommel rühren und dafür soziale Netzwerke nutzen. Das bedeutet, in Foren und auf Facebook aktiv sein und über die neuesten Fortschritte zu twittern. Hilfreich ist es auch, sich in Autorenverzeichnisse einzutragen und zielgruppennahe Vetriebspartner zu suchen. Für Zahnärzte kommen da etwa Fachgesellschaften infrage, die auf das Buch hinweisen oder es sogar empfehlen.

Susanne TheisenFreie Journalistin in Kölninfo@susanne-theisen.de

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