E-Books und E-Book-Reader

Bibliothek im Taschenformat

Zur Tagung fahren und alle wichtigen Fachbücher dabei haben – E-Books machen es möglich. Um in der digitalen Bibliothek zu stöbern, brauchen User spezielle Lesegeräte, sogenannte E-Book-Reader. Nicht alle Modelle leisten gute Arbeit. Vor dem Kauf ist es daher ratsam, sich ausführlich zu informieren. Zahnärzte, die sich aus beruflichen Gründen ein Lesegerät zulegen wollen, sollten sich zudem die Frage stellen: Wie viele zahnmedizinische E-Books sind zurzeit auf dem Markt?

Digitale Literatur bringt im Vergleich zum traditionellen Printbuch einen unbestreitbaren Vorteil mit sich: Sie spart Platz. Ein E-Book ist meist nur einige hundert Kilobyte groß, auf ein digitales Lesegerät passen je nach Modell mehrere Gigabyte – das entlastet das Bücherregal.

E-Books können auch auf den PC heruntergeladen werden. Um örtlich flexibel zu sein und während der Zugfahrt oder im Lieblingssessel zu schmökern, bieten sich aber mobile E-Book-Reader an. Zu den bekanntesten Modellen gehören der Kindle von Amazon und das iPad von Apple mit der iBook-Funktion. Darüber hinaus gibt es noch viele andere Geräte – die Funktionen, die sie erfüllen müssen, sind jedoch ähnlich.

Elektronische Tinte

Die meisten Reader wenden die E-Ink-Technologie an, das heißt, sie arbeiten – im Gegensatz zu Notebooks – ohne Hintergrundbeleuchtung. Um die „elektronische Tinte“ auf dem Schwarz-Weiß-Bildschirm lesen zu können, brauchen Leser Umgebungslicht – genauso wie beim traditionellen Buch. Vorteil dieser Technologie: Sie spart Energie. Die Akkus vieler Geräte halten bis zu zwei Wochen durch. Dem iPad mit seinem beleuchteten LCD-Bildschirm geht dagegen nach neun bis zehn Stunden die Puste aus.

E-Ink liefert außerdem bei allen Lichtverhältnissen gute Ergebnisse, bei wenig Licht wie auch bei großer Helligkeit. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Reader keine verspiegelte Oberfläche hat. Das iPad bereitet Lesern deswegen im prallen Sonnenlicht Probleme, in den schummerigen Abendstunden liest es sich aber wunderbar. Andere E-Book-Reader brauchen dann schon Unterstützung durch eine Leselampe. Digitale Lesegeräte lassen sich auf unterschiedliche Arten steuern. Manche haben eine Tastensteuerung, andere berührungsempfindliche Touchscreens, auf denen User mit speziellen Stiften oder den Fingern navigieren können.

Vor dem Kauf eines E-Book-Readers empfiehlt es sich auszuprobieren, wie lange er zum Umblättern benötigt. Manche Geräte brauchen bis zu zwei Sekunden, das kann den Lesefluss stören. Dagegen ist ein Vorteil aller Reader: Die Schriftgröße ist variabel. Menschen mit Sehschwäche können die Buchstaben ihren Bedürfnissen anpassen, ohne dass das Schriftbild darunter leidet. Der Text bleibt weiterhin scharf.

Andocken und runterladen

E-Books auf das Lesegerät zu laden ist simpel. Einfach am Computer herunterladen, die beiden Geräte über die USB-Buchse verbinden und die Datei auf den Reader kopieren. Kindle und iPad können auch drahtlos über das Mobilfunknetz oder W-Lan laden. Problematischer ist es hingegen, sich im Wirrwarr der Formate und Kopierschutzverfahren zurechtzufinden. Die Mehrheit der E-Books verwendet das Epub-Format und in den meisten Fällen den Kopierschutz Adept von Adobe. Auch Amazon und Apple bieten Bücher als Epub an, aber mit einem anderen Kopierschutz. E-Books von Amazon und Apple laufen damit auf kaum einem der anderen Reader. Umgekehrt können die beiden Geräte Bücher, die einen anderen als ihren Kopierschutz verwenden, nicht darstellen. Das iPad kann allerdings mithilfe einer App E-Books von Amazon öffnen. Vor dem Kauf eines Geräts sollten User auf jeden Fall klären, welche Formate der Reader unterstützt.

Nicht zuletzt wegen der uneinheitlichen Formate steht der E-Book-Markt noch am Anfang. Zurzeit hat kaum ein Anbieter mehr als 40 000 deutschsprachige Titel im Sortiment. Auch die Nachfrage hält sich in Grenzen. „Der Hype des E-Books spiegelt sich in den Verkaufszahlen bei deutschsprachigen Fachbüchern noch nicht wider. Zwar kristallisiert sich ein einheitliches Format für E-Books heraus, allerdings ist der Gerätemarkt noch recht heterogen – Verlage reagieren hier deshalb noch zurückhaltend“, sagt Renate Scheddin, Director Books bei „Springer Medizin“.

Zurzeit zählen vor allem große Bibliotheken oder Kliniken zu den Abnehmern, die dann ganze E-Book-Pakete kaufen, erklärt Scheddin. „Diese Kunden kaufen die Titel eines kompletten Jahrgangs. Dazu gehören alle gängigen Lehrbücher, aber auch Spezialliteratur.“ Die Nachfrage nach kleineren Paketen wird laut der Fachfrau größer, bisher könne man aber noch lange nicht alle Einzelbücher als E-Book kaufen.

Dennoch: Auf kaum einer Verlagshomepage fehlt heute noch ein Link zum Bereich „Digitale Medien“ oder „E-Books“, wo auch einzelne Titel zum Download bereitstehen. Allerdings ist das Angebot für zahnmedizinische Fachliteratur noch nicht sehr weit ausgebaut. Der Quintessenz- Verlag hat zurzeit 30 Fachbücher im Angebot, die er über den iBook-Store von Apple anbietet – alle in englischer Sprache. Thieme verkauft über den Zwischenhändler ciando.com. Hier finden sich wenige zahnmedizinische Titel, alle sind jedoch in deutscher Sprache verfasst. Im iBook-Store liefert die Suche nach dem Begriff „Zahnmedizin“ null Treffer, der Suchbegriff „dental“ ergibt immerhin 14 Titel. Ebenfalls Fehlanzeige bei der Suche nach „Zahnmedizin“ im Kindle Store. Unter „dental“ fanden sich 239 Ergebnisse, viele davon aber zum Bereich „dental assistants“. Die momentane Ausbeute für Zahnärzte ist also eher mager.

Der Deutsche Ärzte-Verlag konzentriert sich bewusst auf eine Digitalisierung seiner Fachmagazine, die in E-Papern angeboten werden. Denn das Epub- Format hat einen großen Nachteil für medizinische Fachbücher: Grafiken und Bilder brauchen viel Platz und machen die Datei schnell sehr groß. Das ist für mobile Geräte unpraktisch, die Abbildungen sind für die Fachliteratur jedoch unerlässlich. Die entsprechenden Fachmagazin- Apps aber stehen dem Großteil der E-Book- Reader nicht offen.

Für Mediziner und Zahnmediziner sind digitale Fachbücher laut Einschätzung von Scheddin sowieso nur ein Übergangsmedium. „Ich glaube, dass es Datenbanken für Mediziner geben wird, die sich ständig erneuern. Ärzte haben keine Zeit mehr, linear zu lesen. In eine Datenbank können sie einen Suchbegriff eingeben und ganz schnell zum Kern der Sache kommen. Neue Informationen, zum Beispiel zu einem Medikament, können dann schnell ergänzt werden und man muss nicht auf die Neuauflage des Buches warten.“

Susanne TheisenFreie Journalistin in KölnSusanneTheisen@gmx.net

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