Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung

Das unbekannte Wesen GKV

Der jüngste Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung bringt eine Analyse über den Kenntnisstand der deutschen Bevölkerung zu Leistungen, Finanzierung und weiteren Rahmenbedingungen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. Das Ergebnis: Es besteht eine generelle große Unkenntnis über grundlegende Fakten zur Versorgung.

Trotz zunehmender Bemühungen, das Geschehen im Gesundheitswesen transparenter zu machen, fehlen bei vielen Bürgern grundlegende Kenntnisse über das System der Krankenversicherung. Das hat die Bertelsmann Stiftung (Bernard Baum und Gerd Marstedt, „Die GKV, das unbekannte Wesen“, Gesundheitsmonitor 4/2010) in einer Mitte Dezember veröffentlichten Studie herausgearbeitet. Das Konzept des „informierten Patienten“ sei zwar angestrebt, tatsächlich zeigten sich aber erhebliche Wissenslücken zur Versorgung. Bei der Erhebung, die im Mai 2010 stattfand, wurden 1 789 Bürger im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Hier die Kernaussagen des Gesundheitsmonitors:

Rahmenbedingungen bei GKV und PKV:

PKV-Versicherte zeigen ein fundierteres Wissen, was ihr Krankenversicherungssystem angeht. Überraschend ist, dass gut ein Drittel der Befragten nicht über das Äquivalenzprinzip, also die Beitragsbemessung in Abhängigkeit vom persönlichen Risiko, informiert ist. Jeder Vierte weiß nicht, dass die PKV-Mitgliedschaft ein Bruttoeinkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze voraussetzt. Was die Rahmenbedingungen in der GKV betrifft, sind die dort Versicherten nur geringfügig oder gar nicht besser informiert. So nehmen die Befragten fälschlicherweise an, dass Beiträge wie auf einem Sparkonto individuell angesammelt und dann für die Bezahlung medizinischer Leistungen ausgezahlt würde und dass bei einem Kassenwechsel diese ersparten Guthaben verloren gingen. Knapp 60 Prozent der GKV-Versicherten kennen die sozialen Ausgleichsmechanismen bei der Beitragsverwendung- und -erhebung nicht genau.

Detailwissen über die GKV:

Hier weiß nur jeder dritte befragte GKV-Versicherte Bescheid. Kenntnisse über Beiträge fallen am besten aus. Am wenigsten fundiert ist das Wissen über besondere Tarife wie das Hausarztmodell oder Disease Management Programme (DMP), hier zeigen sich besonders viele Irrtümer und Unwissen über die Angebote. Im mittleren Bereich liegen Kenntnisse über Kassenleistungen.

GKV-Reform:

Das Wissen über grundlegende politische Reformvorhaben wie „Kopfpauschale“ beziehungsweise „Gesundheitsprämie“ oder „Bürgerversicherung“ ist bei den Befragten defizitär. Selbst bei FDP-Anhängern weiß man über das Konzept der Gesundheitsprämie nur lückenhaft Bescheid.

Einflüsse auf die Kenntnisse zur Krankenversicherung:

Die häufige Lektüre von Krankenkassen-Zeitschriften führt bei den Befragten nur begrenzt zu besseren Kenntnissen über das Krankenversicherungssystem. Es zeigte sich auch, dass mit zunehmender Schulbildung das Wissen über Krankenversicherungsaspekte steigt. Bei Bevölkerungsgruppen mit fundierter Kenntnis über das Krankenversicherungssystem ist eine stärkere Befürwortung des Solidarsystems in der GKV erkennbar. Die Autoren der Studie ziehen unter anderem folgende Schlüsse: Den im Durchschnitt recht ordentlichen Kenntnissen über Beitragsaspekte stünden mangelhafte Kenntnisse über die Rahmenbedingungen gegenüber. Das entspreche etwa auch der Medienberichterstattung, die mehr auf Beitragssatzdiskussionen als auf Basisinformationen über die Prinzipien der GKV eingehe. Der Wissensfundus der Bevölkerung spiegele also wider, was in den Medien verbreitet werde. Für Krankenkassen und deren Entscheidungsträger empfehle es sich, Studien zu erstellen, die Hintergründe für Irrtümer und Wissensdefizite aufzeigten. Dass die neuen Wettbewerbsparameter der GKV bislang wenig Resonanz gefunden hätten, werfe auch Fragen in Hinblick auf die Informationspolitik der Kassen auf.

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